Von der Europa League in die A-Klasse

Von Jonas Schützeneder
Ex-Profi: Wackers Vitali Matvienko hat eine spannende Vergangenheit
© spox
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Diese Zeiten sind vorbei. In Münchens vorletzter Liga sind es 100 Fans, statt wie zuvor fünf Einheiten pro Woche sind es jetzt zwei oder weniger. Für den 22-Jährigen stehen andere Dinge im Vordergrund. Das Studium zum Beispiel.

Im zweiten Semester BWL an der Münchner LMU geht es gut voran. "Anfangs war es eine Umstellung aber mittlerweile läuft es recht gut", erzählt er stolz. Nach dem Bachelor will er sich für einen Masterstudiengang bewerben und sich dann den großen Traum erfüllen.

"Seit ich klein bin wollte ich schon immer für BMW arbeiten. Autos haben mich immer fasziniert", verrät er. Dafür arbeitet er hart. "Es ist unglaublich mit wieviel Ehrgeiz und Wille er bei der Sache ist. Man merkt sofort, dass er Profi wr. Seine Sprungkraft und Reflexe sind Wahnsinn", lobt sein Torwart-Kollege Jens Hellmund. Nicht nur für ihn ist Matvienko dank seiner humorvollen und freundlichen Art unverzichtbar für den Teamgeist geworden.

Nur Reservemannschaft? Kein Problem!

Bezeichnend dafür: Kurz nach seinem Wechsel wollte er partout nicht als Nummer 1 für Wacker auflaufen. "Ihr habt bereits einen Stammkeeper und das respektiere ich", sagte der Neuzugang damals und hinterließ staunende Gesichter.

Also lief er in der Reservemannschaft auf und sorgte für Highlights. "Er kam in der Schlussphase mehrmals aus dem Tor und hat im Angriff getroffen", erinnern sich seine Teamkollegen. "Gegen Bayern werde ich das aber nicht machen", beruhigt er Trainer und Team.

Natürlich ist es ein besonderes Spiel, speziell für einen Schlussmann. Wichtiger waren aber die Spiele in Tiflis. Damals war sein Klub kurz vor der Teilnahme an der Europa League. In der Qualifikation war erst in der letzten Runde gegen Ukraines Serien-Teilnehmer Dnipro Dnipropetrowsk Schluss. "Wir waren kurz davor aber leider ohne Chance", erinnert sich Matvienko an die Duelle.

Mit 17 Top-Verdiener

Angefangen hat die Leidenschaft im heimischen Garten. "Wenn meine Cousins zu Besuch waren, musste ich immer ins Tor. Da bin ich dann geblieben", beschreibt er seinen Start zwischen den Pfosten. Für georgische Verhältnisse wuchs er in der Mittelschicht auf. Bei einem durchschnittlichen Einkommen von 300 Euro war er dort mit 17 als Profi quasi schon Top-Verdiener.

Natürlich hätte er weiter spielen können. "Die Perspektive in Mitteleuropa ist einfach deutlich besser. Ich will mich hier weiter gut entwickeln und später auch in Deutschland arbeiten", sagt er entschlossen. Dafür hat er die Heimat zurück gelassen. Nach Tiflis fliegt er nur selten: "Zu teuer für einen Studenten!"

Sein Leben in München inklusive Mietvertrag im Studentenwohnheim finanziert er mit Studentenjobs. "Derzeit bin ich sogar als Sicherheitskraft einmal pro Woche angestellt", erzählt er. Mit 1,80 Metern und schlanker Figur ist er rein optisch allerdings alles andere als ein Security-Typ.

"Bleibe hier bei Wacker"

Noch besser geeignet ist er zweifellos als Bewacher des Wacker-Tores. Nach dem Abstieg aus der Kreisliga will der Klub nächste Saison wieder angreifen. Mit dem Ex-Profi im Tor.

Angst vor einem Abgang müssen sich Trainer Klemm und Präsi Steer selbst bei starken Auftritten gegen Bayern und Unterhaching nicht machen. "Ich bleibe auf jeden Fall bei Wacker", stellt Matvienko zur Freude der Verantwortlichen klar. Außerdem will er hier demnächst auch eine Jugendmannschaft trainieren.

Zunächst wartet aber erst einmal der FCB. Bei seinen Freunden im Wohnheim ist die Vorfreude schon greifbar. Über 30 Karten musste er schon besorgen. Tendenz steigend. Gut dass Wacker kurzfristig noch die Zusage für eine Erhöhung der Kapazität an der Bezirkssportanlage bekommen hat. Statt 1600 dürfen jetzt 4000 Fans das Duell verfolgen. Fast so viele wie beim Derby in Tiflis.

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