Diskussion frei! Was muss sich beim FC Bayern München ändern, damit der Rekordmeister am besten schon im Champions-League-Spiel beim FC Basel (Mi., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt? Vom Vorstand bekamen die Profis laut Medienberichten am Montag bereits den Kopf gewaschen. SPOX stellt fünf gewagte Thesen in den Raum. Mit dabei: Philipp Lahm auf der Sechs, ein festes Zuhause für Thomas Müller und der passende Neuzugang.
These 1: Philipp Lahm muss ins defensive Mittelfeld
Gewagte These, zugegeben, immerhin ist der FC Bayern bislang den Nachweis, einen zweiten Top-Außenverteidiger in den eigenen Reihen zu haben, schuldig geblieben. Wieso also den einen, richtig guten, auf eine andere Position stellen? Rafinha hat nicht das erhoffte Format für die Absicherung der rechten Seite, Jerome Boateng sieht sich sowieso als Innenverteidiger. Diego Contento und Danijel Pranjic kamen bislang - wenn überhaupt - nur als Notlösung links hinten zum Einsatz.
Ausgangsüberlegung zur These ist aber folgende: Dem FC Bayern München mangelt es in dieser Saison vor allem an Balance im Umschaltspiel - sowohl defensiv als auch offensiv. An der Seite von Bastian Schweinsteiger hat sich keiner der Kandidaten bisher mit konstant guten Leistungen hervorgetan - mal ganz davon abgesehen, wie sich die Schaltzentrale in Abwesenheit des zentralen Spielers präsentiert.
Die kühne Behauptung: Philipp Lahm wäre hier der perfekte Schweinsteiger-Ersatz bzw. die perfekte Ergänzung zu Schweinsteiger. Der Kapitän der Bayern bringt die nötige Spielintelligenz und Antizipationsfähigkeit mit, hat ein gutes Auge, ist ein Meister des gepflegten Kurzpassspiels und beherrscht das Tackling so sauber wie kein Zweiter. Einziges Manko: die fehlende Kopfballstärke. Das ließe sich aber durch den Nebenmann ausgleichen.
Als Bewerbung hat Lahm schon ein paar gute Länderspiele auf der Sechserposition abgegeben. Zudem könnte der Kapitän in der Zentrale auch mehr Einfluss aufs Spiel ausüben. Die Lücke links hinten könnte indes David Alaba füllen - ein Spieler, der dort nicht so viel Druck auf den Schultern tragen würde wie im Zentrum und dort vielleicht noch befreiter aufspielen könnte. Louis van Gaal sah im jungen Österreicher einst sowieso den Linksverteidiger der Zukunft. Nur: wie denkt Jupp Heynckes darüber?
These 2: Der FCB braucht auswärts einen Matchplan
These 3: Thomas Müller braucht ein Zuhause
These 4: Der FC Bayern braucht einen neuen Hamit Altintop
These 5: Jerome Boateng muss fest in der Innenverteidigung spielen
These 2: Der FCB braucht auswärts einen Matchplan
Die Münchner haben auswärts ein echtes Problem. Auf den ersten Blick ist Bayern zwar Dritter der Bundesliga-Auswärtstabelle. Doch zieht man mal die ersten drei Auswärtsauftritte (1:0 in Wolfsburg, 3:0 in Kaiserslautern, 2:0 Schalke) im August und September ab, erhält man folgendes Bild: Der FCB hat aus den folgenden acht Partien nur noch acht Punkte (2/3/3) geholt - bei einem Torverhältnis von 9:11.
"Wir müssen die Dinge schnellstens ändern und schnellstens in die Gänge kommen, sonst wird das eine sehr enttäuschende, deprimierende Saison für den FC Bayern München", mahnte Sportdirektor Christian Nerlinger bereits. Dumm für den FCB ist daran die Tatsache, dass es die Münchner nicht mehr schaffen, die von Heimspielen gewohnte Offensivpower auch auswärts auf den Belag zu bekommen.
Und außerdem kann man kein spezielles Muster mehr erkennen, gegen das Bayern besondere Probleme hätte: Gegen schnelle Teams wie Hannover, Mainz und Mönchengladbach sah der Rekordmeister ebenso steril aus wie gegen die defensiv eng stehenden Freiburger oder gar biedere (aber immerhin engagierte) Hamburger.
So wie Felix Magath bei Wolfsburg am Sonntag auf ein längst überfälliges "Irgendwas stimmt nicht" kam, muss auch Heynckes - Zitat: "es wird eine knallharte Analyse geben" - vieles infrage stellen.
Die Hauptkritikpunkte sind neben den Basics (Lauf- und Zweikampfbereitschaft, Leidenschaft, etc.) klar: Pomadiges Aufbauspiel, zu wenig Direktspiel, zu wenige Doppelpässe, zu wenig Spiel über die Außen, Stürmer Mario Gomez wird überhaupt nicht mehr ins Spiel eingebunden.
Nur auf die gewohnten Muster, ein starres System und die "Wir-sind-der-FC-Bayern-der-Gegner-muss-sich-nach-uns-richten"-Mentalität zu setzen, reicht offenbar nicht mehr. Heynckes versuchte es in Freiburg mit radikalen Umstellungen, gebracht hatte es dennoch wenig.
Ob der FCB aus den Misserfolgen lernt? Die nächste Kostprobe gibt's in Basel. Karl-Heinz Rummenigge warnte im "Kicker" schon mal vor: "Das K.o.-System verzeiht solche Spiele nicht. Da bist du weg."
These 1: Philipp Lahm muss ins defensive Mittelfeld
These 3: Thomas Müller braucht ein Zuhause
These 4: Der FC Bayern braucht einen neuen Hamit Altintop
These 5: Jerome Boateng muss fest in der Innenverteidigung spielen
These 3: Thomas Müller braucht ein Zuhause
Der Nationalspieler hängt rein statistisch nach zwei Sahnejahren mit 47 Scorerpunkten (25 Tore, 22 Assists) in 68 Bundesliga-Einsätzen ein wenig durch, hat diese Spielzeit erst drei Tore erzielt. Wie bei Vorgänger van Gaal gilt auch bei Jupp Heynckes: "Müller spielt immer."
Nur leider hat der 22-Jährige beim neuen Coach auch nach 22 Liga-Spielen noch keinen festen Platz gefunden, wird mal links, mal rechts und mal im Zentrum eingesetzt - so bekommt auch Müller keine Konstanz in seine Leistungen.
Da an Franck Ribery (links) und Toni Kroos (Mitte) eigentlich kein Weg vorbeiführt, muss Müller vom Trainer eigentlich fest auf dem rechten Flügel verankert werden - dort, wo er auch in der Nationalmannschaft gesetzt ist.
Ein neues "Zuhause" dürfte Müller mittelfristig auch wieder mehr Selbstvertrauen ins eigene Spiel geben, zudem wäre er dort ein verlässlicherer Defensivarbeiter als Arjen Robben und könnte in Zukunft vielleicht noch besser mit Rafinha harmonieren, als es ohnehin schon der Fall ist.
These 1: Philipp Lahm muss ins defensive Mittelfeld
These 2: Der FCB braucht auswärts einen Matchplan
These 4: Der FC Bayern braucht einen neuen Hamit Altintop
These 5: Jerome Boateng muss fest in der Innenverteidigung spielen
These 4: Der FC Bayern braucht einen neuen Hamit Altintop
Xherdan Shaqiri steht als Neuzugang fest. Strenggenommen bräuchte der FC Bayern aber noch mindestens fünf weitere Transfers der Kategorie "Ergänzungsspieler mit Potenzial" - geht man mal davon aus, dass Ivica Olic, Breno, Daniel Pranjic und Takashi Usami (alle auslaufende Verträge) aufgrund der Perspektivlosigkeit nicht mehr allzu lange bleiben und so den eh schon mager besetzten Kader weiter ausdünnen werden.
Dazu sind die Verträge von Daniel Van Buyten und Anatolij Tymoschtschuk Stand jetzt noch nicht verlängert, eine neue Nummer zwei wird nach dem prognostizierten Karriereende von Jörg Butt auch noch gesucht. Viel Arbeit also für Christian Nerlinger.
Gut zu Gesicht stehen würde den Münchnern von allem abgesehen eine Art Allzweckwaffe a la Hamit Altintop. Ein Spieler, den man - frei nach Heynckes' Lieblingswort - "polyvalent" im Mittelfeld oder gar auf beiden Außenverteidigerpositionen einsetzen kann.
Einen gestandenen Spieler mit Bundesliga-Erfahrung, der sich gut ins Bayern-Gefüge eingliedern könnte und auch nicht gleich beleidigt ist, wenn er mal drei Spiele in Folge nicht zum Zuge kommt. Frei heraus spekuliert: Einen wie Gonzalo Castro, zum Beispiel.
These 1: Philipp Lahm muss ins defensive Mittelfeld
These 2: Der FCB braucht auswärts einen Matchplan
These 3: Thomas Müller braucht ein Zuhause
These 5: Jerome Boateng muss fest in der Innenverteidigung spielen
These 5: Jerome Boateng muss fest in der Innenverteidigung spielen
Der Lichtblick der Rückrunde ist bislang Neuzugang Jerome Boateng, der sich in Abwesenheit des verletzten Daniel Van Buyten zu dem mausert, was er immer sein wollte: ein formidabler Innenverteidiger.
Experten hatten ihm diese Rolle nach seiner bombastischen U-21-EM 2009 sowieso längst zugetraut. Doch nun erst bekommt der 23-Jährige in mehreren Spielen hintereinander die Chance, sein Können unter Beweis zu stellen. Endlich, möchte man meinen.
Seine Zweikampfwerte als Innenverteidiger sind überdurchschnittlich - vor allem ist Boateng bei Kopfballduellen defensiv der Herr der Lüfte. In Freiburg erzielte er einen Top-Wert in Sachen gewonnene Zweikämpfe (81 Prozent, 87,5 Prozent bei den Kopfbällen) und hatte die meisten Ballkontakte auf dem Feld (96).
Bei der Passquote (90,1 Prozent angekommene Bälle) war im Breisgau nur Holger Badstuber genauer. In Sachen Antizipationsfähigkeit und Schnelligkeit ist Boateng meist sogar besser als Badstuber. Nur bei den Kommandos an die Nebenleute (Stichwort: Kommunikation) und im Aufbauspiel hat der Ex-Hamburger noch Luft nach oben.
These 1: Philipp Lahm muss ins defensive Mittelfeld
These 2: Der FCB braucht auswärts einen Matchplan
These 3: Thomas Müller braucht ein Zuhause
These 4: Der FC Bayern braucht einen neuen Hamit Altintop
Der Kader des FC Bayern München im Überblick