SPOX: Herr Rolfes, vor knapp zwei Wochen haben Sie Ihr Karriereende zum Ende der aktuellen Saison öffentlich gemacht. Wie ist die Entscheidung gereift?
Simon Rolfes: Das ging über eine längere Zeit und hat sich einfach entwickelt. Meine grundsätzlichen Vorstellungen für die Zeit nach der aktiven Karriere wurden nach und nach konkreter. Ich habe daraufhin die Firma "Olympia - The Career Company" gegründet, um mich künftig dem Karrieremanagement für Sportler zu widmen. Das zusammen führte letztlich zur Entscheidung, meinen Vertrag auslaufen zu lassen.
SPOX: Wieso war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen?
Rolfes: Mir ging es natürlich auch darum, den Verein frühzeitig zu informieren. Ich wollte nicht, dass dieses Thema den Rest der Saison mitläuft und ich ständig danach gefragt werde. So haben nun alle Beteiligten Planungssicherheit und wissen, was Sache ist.
SPOX: Wieso sind Sie nicht der Typ, der am Ende seiner Karriere noch ein, zwei Jährchen im Ausland dranhängt?
Rolfes: Mein Anspruch war immer, auf höchstem Niveau zu spielen. Das ist in Leverkusen weiterhin möglich, ich bin ja auch noch leistungsfähig (lacht). Noch ein Jahr in einer schwächeren Liga zu spielen, das ist nicht mein Ding. Das war auch von familiärer Seite her nie ein Thema.
SPOX: Werden Sie ab Juli zumindest eine kleine Auszeit vom Fußball nehmen?
Rolfes: Es geht dann direkt selbständig mit der Firma los. Bis dahin ruht das Thema, da ich die letzte Monate als Profifußballer noch genießen möchte. Aber ich freue mich jetzt schon auf die Zeit danach.
SPOX: Die Zeit danach reicht ja auch ein bisschen in die Gegenwart hinein: Sie belegen momentan ein Fernstudium an der FH Koblenz im Fach Sportmanagement. Wie kam es dazu, dass Sie Student wurden?
Rolfes: Der Bereich interessiert mich einfach. Es gab vom Verein auch einmal Broschüren dazu. So wurde ich darauf aufmerksam. Ich habe geschaut, wie kompatibel das mit dem Fußballspielen ist. Es würde ja keinen Sinn machen, sich ein halbes Jahr lang auf Klausuren vorzubereiten und dann sind die an einem Tag X, an dem ich verhindert bin. Dann müsste ich ja wieder ein halbes Jahr lang warten. Doch man ist dort zum Glück sehr flexibel, so dass ich theoretisch auch Klausuren nachschreiben könnte, falls es sich mit dem Trainingsplan überschneiden würde. Für mich ist das deshalb jetzt eine wunderbare Sache, um mir Knowhow anzueignen. Es dient mir als Vorbereitung für die Karriere danach.
SPOX: Die Zeit ab Sommer und Ihre Firma führen aber nicht dazu, dass Sie sich exmatrikulieren?
Rolfes: Nein, das war ja eine langfristige Entscheidung. Da werde ich dranbleiben und versuchen, das Ganze zügig zum Abschluss zu bringen. Das Thema Weiterbildung wird mich immer begleiten. Erst recht, wenn ich in das neue Berufsfeld einsteige. Da gibt es noch viele interessante Sachen, die man lernen kann.
SPOX: Wie bringen Sie das Studium in Ihrem Alltag unter, der Fußball an sich frisst doch schon unheimlich Zeit?
Rolfes: Wir verbringen viel davon auch im Hotel. Dort lerne ich dann. Oder es bleibt zu Hause am Abend eben mal der Fernseher aus. Wenn man das strukturiert angeht, geht es eigentlich ganz gut. Ich komme voran und habe zwei von vier Semestern in der Regelstudienzeit hinter mich gebracht.
SPOX: Mussten Sie erst wieder lernen zu lernen?
Rolfes: Anfangs schon. Ich musste vor allem ausloten, wie ich am effizientesten lerne. Zeitlich bin ich relativ flexibel, ich lerne dann, wenn es gut passt. Ich bin zwar zielstrebig und habe nicht vor, ewig zu studieren, aber ich habe auch nicht den großen Druck, das auf Biegen und Brechen irgendwie zu schaffen. Der Fußball steht weiterhin eindeutig im Vordergrund. Es ist aber nie verkehrt, auch den Geist zu trainieren.
SPOX: Das tun Sie auch mit Ihrer Leidenschaft für das Thema Börse. Bereits mit 17 haben Sie zusammen mit Ihrem Bruder einen Aktienfonds gekauft und sich seitdem stets mit Fachliteratur weitergebildet. Da dies vielen nicht bewusst ist: Wollen Sie nicht als Fußball-Intellektueller durchgehen?
Rolfes: Nein. Ich habe das sehr dosiert kundgetan, weil ich eben hauptsächlich Fußballer bin. Das Interesse für Management und Unternehmen fällt ja in den Bereich der Börse mit hinein. Ob das eine Leidenschaft von mir ist, kann ich eigentlich gar nicht genau sagen. Mich interessieren Unternehmen, weniger die Börse.
Die OPTA-Spielerstatistik von Simon Rolfes in der Saison 2014/2015
SPOX: Inwiefern?
Rolfes: Das Schöne ist ja: Es gibt Menschen, denen gehören Unternehmen und sie lassen sozusagen zu, dass man sich sogar daran beteiligen kann. Das ist doch wunderbar. Sie besitzen nicht alles selbst, sondern lassen auch andere daran teilhaben. Die Börse ist dann nur der Handelsplatz. Dort habe ich die Chance, einen Anteil zu bekommen.
SPOX: Wurden Sie schon einmal von Mitspielern auf den Arm genommen, wenn Sie als Privatanleger lieber Geschäftsberichte lesen anstatt Playstation zu spielen?
Rolfes: Mittlerweile werde ich da nicht mehr mit aufgezogen. Ich habe einmal in der Mittagspause bei Patrick Helmes zu Hause irgendein Spiel auf der Playstation gespielt. Er meinte nur, es wäre besser, wenn ich nie wieder spielen würde (lacht). Angeblich waren selbst seine ältesten Familienmitglieder besser als ich. Die Playstation interessiert mich aber auch einfach nicht, dazu hatte ich selbst als Kind keine Affinität. Dennoch verteufele ich es natürlich nicht, wenn die Jungs ein bisschen zocken. Ich war immer so wie ich bin und habe nie eine Rolle gespielt. Ich glaube, das haben die Mitspieler auch geschätzt.
SPOX: Angefangen hat die Sache mit der Geldanlage, als Sie im Alter von elf Jahren für 75 Mark eine Zehntel-Unze Gold gekauft haben. Sie besitzen die Münze immer noch und erzielten damit eine jährliche Rendite von knapp 14 Prozent.
Rolfes: Zwar nicht im Zinseszins, aber das ist von 1993 bis vor ein paar Monaten tatsächlich so angestiegen.
SPOX: Werden Sie das Ding jemals verkaufen?
Rolfes: Niemals (lacht). Die Münze hat ja längst auch einen symbolischen Charakter für mich.
SPOX: Wie kam es damals zum Kauf?
Rolfes: Ich hatte mich gefragt, was ich mit meinem Taschengeld anstelle. Ob ich es auf ein Sparbuch einzahle oder so etwas. Es gab dann diese silbernen Gedenkmünzen von den Olympischen Spielen 1972 für zehn Mark. Die fand ich cool und habe sie mir gekauft. Zu Weihnachten bekam ich ein Buch geschenkt, in das ich sie einsortieren konnte. Irgendwann später habe ich in der Fernsehzeitschrift "Prisma" Goldmünzen der Wiener Philharmoniker für 75 Mark gesehen. Ich dachte: Eine solch dicke Goldmünze zu diesem Preis, die muss ich haben.
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