"Schön auf dem Teppich bleiben"

Immer locker bleiben: Uwe Gensheimer entspannt in Katar auch mal
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SPOX: Sie haben diese Denke offensichtlich verinnerlicht. Trotz der verworfenen Siebenmeter duckten Sie sich nicht weg. Ganz im Gegenteil: Sie sind weiter vorangegangen. Wobei man das von einem Kapitän auch erwarten darf.

Gensheimer: Es ist natürlich so, dass ich als Kapitän vorangehen muss und die jüngeren Spieler mitziehen möchte. Aber eigentlich hat das nichts mit dem Kapitänsamt zu tun. Nochmal: Es sollte egal sein, was war. Es gibt immer eine nächste Möglichkeit, um einen Fehler wettzumachen. So muss man die Sache angehen, dieses Selbstvertrauen ist wichtig.

SPOX: Silvio Heinevetter scheint es derzeit ein wenig an Selbstvertrauen zu mangeln. Gegen Polen durfte er anfangen, erwischte aber wieder nicht seinen besten Tag. Er steht seit einiger Zeit bei manchen Medien und von Seiten einiger Fans in der Kritik. Wie geht die Mannschaft damit um und wie hilft sie ihm?

Power-Ranking: Wer stoppt die blaue Bestie?

Gensheimer: Heine kann an einem guten Tag ein Spiel alleine gewinnen. Er ist ein Typ, der viel über die Emotionen kommt. In diesem Punkt können wir ihn als Team unterstützen, in dem wir ihn pushen. Für uns als Mannschaft steht außer Frage, dass er in der Lage ist, Leistungen zu bringen, die uns sehr weiterhelfen.

SPOX: Und wenn es an einem Tag trotzdem mal nicht läuft?

Gensheimer: Jeder von uns Spielern weiß, dass wir nicht nur zwei, sondern drei richtig gute Torhüter haben. Derjenige, der spielt, muss seine Leistung möglichst bringen. Darauf müssen wir uns verlassen können. Ob das nun Silvio Heinevetter, Carsten Lichtlein oder Andreas Wolff ist, ist uns letztlich egal. Es geht bei einer WM darum, Erfolg zu haben. So sehen es auch die drei Jungs. Unter den Torhütern gibt es keinen Neid oder so etwas.

SPOX: Derzeit hat Lichtlein die Nase vorn. Was er seit Monaten zeigt, ist beeindruckend.

Gensheimer: Absolut. Er spielt nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch in der Bundesliga eine Saison auf konstant sehr hohem Niveau. Carstens Leistungen sind derzeit wirklich außerordentlich. Und er beweist es immer wieder aufs Neue.

SPOX: Eine starke Torhüterleistung muss - egal von wem - auch gegen Russland her. Dagur Sigurdsson lässt keine Gelegenheit aus, um vor den Russen zu warnen. Zurecht?

Gensheimer: Wir kennen die russische Mannschaft gut, deshalb weiß Dagur, von was er redet. Die Russen spielen seit längerer Zeit in ihrer jetzigen Formation zusammen, sie sind also sehr eingespielt und auch routiniert. Auch deshalb ist es wichtig, das erste Spiel nicht zu hoch zu hängen und mit voller Konzentration auf Russland hinzuarbeiten. Wir müssen mit der gleichen Einstellung wie gegen Polen ins Spiel gehen.

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SPOX: Welcher Bereich könnte entscheidend sein?

Gensheimer: Gegen Polen machten wir in der ersten Halbzeit fast keinen technischen Fehler. Gelingt uns das auch gegen Russland, würde es die Sache deutlich erleichtern. Denn somit räumt man dem Gegner einfach weniger Chancen ein.

SPOX: Vor der WM wollten Sie sich kein konkretes Ziel setzen. Hat sich daran nach dem ersten Spiel etwas geändert?

Gensheimer: Die Spitze im Welthandball ist sehr eng beieinander, da entscheidet oft die Tagesform. Und das macht es doch auch für uns alle so interessant. Deshalb geben wir auch jetzt noch kein konkretes Ziel aus. Lasst uns alle gemeinsam Schritt für Schritt gehen.

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Seite 2: Gensheimer über Heine, Russland und WM-Ziele

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