Buschmann: "Jetzt bin ich sprachlos"

SPOX
21. November 201117:08
Deutschland mit Spielmacher Hamann (r.) gewann die letzten beiden Tests gegen Puerto RicoImago
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Eine Generation voller Top-Talente oder doch nur überschätzt? Das DBB-Team polarisiert wie noch nie. Der Basketball-Talk der drei SPOX-Redakteure Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann mit TV-Kommentator Frank Buschmann über die am Samstag startende WM in der Türkei, die Aussichten der Deutschen, den heimlichen Gold-Favoriten, die Gaucho-Celtics und eine Blamage für den Gastgeber.

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These: Pleiß, Harris und Benzing sind überschätzt.

Frank Buschmann: Es ist Unsinn zu behaupten, dass die Drei überschätzt sind. Sie vertreten die beste Generation seit Ewigkeiten und sind zweifelsfrei Riesentalente. Über Pleiß müssen wir nicht diskutieren, er hat den Körper und den Kopf, um es zumindest in die europäische Spitze zu schaffen. Und Harris hat sein Potenzial am College nachgewiesen. Nur bei Benzing bin ich hin- und hergerissen. Er wird nicht überschätzt, aber jetzt muss er den zweiten Schritt machen und sich vor allem physisch weiterentwickeln.

Florian Regelmann: Bei Pleiß bin ich mir nicht so sicher. Dass er etwas draufhat, ist klar, sonst hätten die Thunder ihn nicht am Draftabend verpflichtet. Aber bei ihm bin ich mir nicht sicher, ob er vom Kopf her ein Großer werden kann. Im SPOX-Interview hat er erzählt, dass er sich überhaupt nicht für die NBA interessiert und noch nie etwas von Nummer-eins-Pick John Wall gehört hat. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Roger Federer konnte überspitzt formuliert die Top 200 der Tennis-Weltrangliste rückwärts aufsagen, als er zehn Jahre alt war. Das drückt eine bedingungslose Leidenschaft für seinen Sport aus und das fehlt mir bei Pleiß. Von daher bin ich mir unschlüssig, ob Pleiß den ganz großen Durchbruch schafft.

Buschmann: Ich habe das Interview auch gelesen und mich über seine Aussage gewundert. Andererseits: Es mag viele überraschen, aber es gibt von Pleiß abgesehen etliche Basketballer, die keine Ahnung haben, was in der NBA und im Weltbasketball passiert. Ich denke eher, dass Pleiß generell nicht besonders gut beraten wird. Das sieht man an seinen vielleicht zu ehrlichen Statements - oder auch daran, dass sein Agent offenbar etwas gepennt hat vor dem Draft. Normalerweise hat man eine klare Zusage, in der ersten Runde gezogen zu werden, stattdessen wurde Pleiß erst als Erster der zweiten Runde ausgewählt. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass er basketballerisch alles mitbringt. Er hat Größe, verfügt über einen guten Touch und ist beweglich.

Haruka Gruber: Kann mich Buschi nur anschließen. Sein Desinteresse an der NBA ist kurios, aber das ändert ja nichts am Talent, das in Pleiß schlummert. Was viele gerne vergessen: Er musste mit 18 ein halbes Jahr pausieren - und legt seit der Wiedergenesung unglaubliche Leistungssprünge hin. Vor einem Jahr hat er sich bei der EM von Griechenlands Sofoklis Schortsanitis rumschubsen lassen, nur zwölf Monate später behauptet er sich in den Vorbereitungsspielen gegen internationale Top-Center. Und Harris hat alle Anlagen, um es zumindest zum Rotationsspieler in der NBA zu schaffen, vielleicht vom Kaliber eines Luc Mbah a Moute. Bei Benzing bin ich mir nicht sicher. Seine Beweglichkeit und Motorik ist für einen 2,10-Meter-Mann überragend, aber er findet nicht den Mittelweg. Mal ballert er gewissenlos mehrere Dreier, dann taucht er für ein Viertel komplett ab. Ihm merkt man am meisten an, dass einem 21-Jährigen der Hype vielleicht nicht so gut tut.

Regelmann: Was mir bei Benzing zu denken gibt: Letztes Jahr hat Bundestrainer Dirk Bauermann noch davon geschwärmt, dass man ihn aus der Halle prügeln müsste, damit er mit dem Training aufhört. In diesem Sommer klingt jedoch bei Bauermann durch, dass Benzing härter an sich arbeiten soll. Das ist seltsam und sollte Warnung genug sein.

Bundestrainer Dirk Bauermann kritisiert die Top-Talente

Philipp Dornhegge: Über Benzing muss ich nicht mehr viel reden, es wurde schon alles gesagt. Am meisten begeistert mich Pleiß. Gegen die Türken beim Supercup in Bamberg hatte er am Anfang Probleme, aber kurz vor dem Ende war es beeindruckend, wie er erst Ömer Asik geblockt und dem kommenden Bulls-Center aus zehn Zentimetern ins Gesicht geschrien hat. Das zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist und wie er sich auch mental entwickelt hat. Seine Einstellung und seine Defense sind klasse. Mehr Zweifel habe ich bei Harris. Er erinnert mich vom Spielertyp und von seiner Größe an Ademola Okulaja: ein Power Forward im Körper eines Small Forwards. Er ist nicht schnell genug für die Drei und nicht groß genug für die Vier. Aus den gleichen Gründen hat es schon bei Okulaja nie für die NBA gereicht.

Buschmann: Vielleicht ist es vorher von mir falsch rübergekommen: Ich setze ein Fragezeichen dahinter, ob es für Harris wirklich für die NBA reicht. Seine Athletik mag für deutsche Verhältnisse überragend sein, in den Staaten ist seine Explosivität aber nicht so einzigartig. Immerhin wird er am College richtig gefordert - anders als Benzing in Ulm. Benzing sollte unbedingt so schnell wie möglich wechseln, sonst wird es nichts. Ich weiß nicht genau, was er den ganzen Tag macht, Hanteln schaut er sich maximal nur aus der Entfernung an. Ich will den Ulmern nicht zu nahe treten, aber abends in der Sporthalle rumdaddeln und sonst nur zugucken, wie die Sonne auf- und untergeht, reicht nicht für europäische Spitzenklasse. Er muss täglich auf höchstem Niveau trainieren - das bieten in Deutschland jedoch nur Bamberg und Berlin. Bei den jungen Serben, Griechen und Litauern sieht man, wie wertvoll es ist, früh Erfahrung in der Euroleague zu sammeln.

These 2: Deutschland schafft das Viertelfinale.

These 3: Spanien und nicht USA ist der Gold-Favorit.

These 4: Argentinien verabschiedet sich aus der Weltspitze.

These 5: Die Türkei erlebt vor heimischem Publikum eine Blamage.

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These: Deutschland schafft das Viertelfinale.

Haruka Gruber: Es wird schwer, aber das Viertelfinale ist für Deutschland nicht so unmöglich, wie die meisten glauben. In der Vorrunde geht es darum, hinter dem übermächtigen Argentinien den zweiten Platz zu schaffen. Vize-Europameister Serbien ist zwar favorisiert, aber sollten tatsächlich Milos Teodosic und Nenad Krstic nach der Schlägerei mit Griechenland gesperrt werden, fehlen die zwei wichtigsten Spieler - und Deutschland wäre nicht mehr chancenlos. Australien ist ohne Andrew Bogut auch schlagbar und gegen Angola und Jordanien sind Siege ein Muss. Als Zweiter der Gruppe A würde das DBB-Team auf den Dritten der Gruppe B treffen - und das wird voraussichtlich Brasilien, Kroatien oder Slowenien sein. Alles gute Mannschaften, dennoch nicht unbezwingbar. Kroatien kann man schlagen, die Brasilianer haben trotz der NBA-Spieler international zuletzt nie etwas gerissen und Slowenien ist bei allem Talent nicht beständig.

Frank Buschmann: Jetzt bin ich sprachlos, was Haruka von sich gibt. Ich sage: Deutschland hat keine Chance auf das Viertelfinale. In ihrer Gruppe werden sie maximal Dritter - und selbst das ist nicht sicher. Warum? Serbien hat auch ohne Teodosic und Kristic viel mehr Klasse, Australien ist ein Kann-, aber kein Muss-Sieg und auch das Angola-Spiel wird kein Selbstläufer. Mal abwarten, wie das unerfahrene DBB-Team mit all dem Druck umgeht und ob Jan Jagla wieder so auftritt wie zuletzt gegen Puerto Rico und der Türkei. Mein Optimismus reicht nur für das Achtelfinale - und sollte Deutschland nur Dritter oder Vierter werden, warten die USA oder Slowenien und damit das sichere Aus. Ich habe die Slowenen mehrmals in der Vorbereitung beobachtet, das ist ein ganz anderes Niveau. Ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem wir das Viertelfinale erreichen. Wenn doch, werde ich aus der Türkei nach Deutschland zurück schwimmen!

Frank Buschmann im Interview: "Wie ein Prostata-krankes Eichhörnchen"

Florian Regelmann: Ich sehe genau wie Buschi schwarz. Wenn alles super läuft, werden es dramatisch enge Partien werden, aber in der Gruppe werden wir höchstens Dritter. Gegen die Slowenen gibt es garantiert eine Niederlage, sie sind für mich so etwas wie der nicht mehr so geheime Geheimtipp. Goran Dragic und Jaka Lakovic sind jetzt schon mein Lieiblings-Point-Guard-Duo der WM. Deshalb wäre für Deutschland das Achtelfinale schon ein ordentliches Resultat.

Philipp Dornhegge: Meine Rede: Die deutsche Mannschaft landet auf dem dritten Rang, weil sie gegen Serbien und Australien mindestens einmal verlieren wird, und fliegt dann gegen die USA oder Slowenien raus. Aber angenommen, Deutschland wird Zweiter, kann ich mir das Viertelfinale sehr gut vorstellen. Von Kroatien bin ich überhaupt nicht begeistert, außerdem ist Brasilien nach dem Ausfall von Nuggets-Center Nene eine Klasse schlechter geworden.

These 1: Pleiß, Harris und Benzing sind überschätzt.

These 3: Spanien und nicht USA ist der Gold-Favorit.

These 4: Argentinien verabschiedet sich aus der Weltspitze.

These 5: Die Türkei erlebt vor heimischem Publikum eine Blamage.

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These: Spanien und nicht USA ist der Gold-Favorit.

Philipp Dornhegge: Spanien ist tief und auch in der Spitze stark besetzt - dennoch werden sie Pau Gasols Fehlen nicht kompensieren können. Er spielt noch mal auf einem höheren Level als der Rest und hat die Mannschaft in der Vergangenheit immer wieder mitgezogen. Sein Bruder Marc Gasol hat sich zwar gut entwickelt, dennoch kommt er nicht ansatzweise an Pau heran. Das US-Team hingegen verkörpert auch ohne LeBron James oder Dwyane Wade die pure Athletik, außerdem steht die Defense und es tritt als echte Mannschaft auf, was früher alles andere als selbstverständlich war. Die jungen Kerle haben alle Lust und sind stolz darauf, ihr Land zu vertreten. Das merkt man ihnen bereits in der Vorbereitung an.

Florian Regelmann: Das sehe ich komplett anders. Selbstredend tun Pau Gasols Absage und Jose Calderons Ausfall weh, aber erstens sehe ich Marc deutlich stärker als Philipp. Er ist ein zukünftiger All-Star. Und zweitens gibt es auf der PG-Position noch einen gewissen Ricky Rubio. Auch ohne Pau und Calderon verfügt Spanien über eine herausragende Starting Five, die eingespielt ist bis zum geht nicht mehr. Die Amerikaner hingegen müssen sich erst finden, außerdem vermisse ich im Kader die Langen. Dass Lamar Odom als Center beginnt, sagt alles aus. Und was passiert, wenn das Spiel auf der Kippe steht? Von Chauncey Billups und Stephen Curry abgesehen, fehlen die Schützen von außen. Da vertraue ich auf internationalem Parkett doch viel eher einem Navarro oder Fernandez als einem Rose, Iguodala oder Gay beispielsweise. In dieser Hinsicht ist es für die US-Boys sogar gut, dass Rondo freiwillig abgesagt hat. Den hätte ich sowieso die ganze Zeit frei stehen lassen.

Das US-Team in der Analyse: Immer noch das Nonplusultra

Haruka Gruber: Ich setze ganz klar auf die USA - und das aus einfachem Grund: Keine Mannschaft bei der WM wird sich so steigern wie die der Amerikaner, weil sie von Spiel zu Spiel besser harmonieren und sich Schritt für Schritt an die FIBA-Regeln gewöhnen werden. Die Testpartie in Spanien war ein guter Gradmesser: Beide Mannschaften haben volle Pulle gespielt, dennoch haben die USA knapp gewonnen. Mit noch mehr Zeit und Spielpraxis wäre das Spiel mit mehr als einem Punkt Vorsprung ausgegangen.

Frank Buschmann: Die These ist komplett falsch, weil für mich der Gold-Favorit nicht USA oder Spanien heißt, sondern Griechenland. Vom Talent und von der Athletik her kommt nichts an die Amerikaner heran, aber die Griechen sind die insgesamt unangenehmste Mannschaft. Ich habe mit Bauermanns Co-Trainer Denis Wucherer lange gesprochen, der sie live beobachtet hat. Und Wucherer meinte, dass der Basketball der Griechen nach wie vor unmenschlich ist. Sie haben die Mentalität, vor Spielen wie gegen die USA oder Spanien zu sagen: "Was wollen die eigentlich? Wir sind Hellas und wir hauen sie weg!" Hinzu kommt die auf Nationalmannschaftsebene weltbeste Team-Defense.

These 1: Pleiß, Harris und Benzing sind überschätzt.

These 2: Deutschland schafft das Viertelfinale.

These 4: Argentinien verabschiedet sich aus der Weltspitze.

These 5: Die Türkei erlebt vor heimischem Publikum eine Blamage.

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These: Argentinien verabschiedet sich aus der Weltspitze.

Frank Buschmann: Für mich gehört Argentinien hinter Griechenland, den USA und Spanien nach wie vor zu den Top-4. Manu Ginobili ist zwar nicht dabei, aber es bleiben ja noch Fabricio Oberto, Luis Scola, Andres Nocioni, Pablo Prigioni und Leonardo Gutierrez. Daher: Sie werden sich definitiv nicht aus der Weltspitze verabschieden, dafür sind sie zu abgewichst und tragen das Siegergen in sich. Da muss keiner ankommen und behaupten, dass sie zu alt seien.

Haruka Gruber: Dann komm ich mal an und behaupte, dass die Argentinier in der Tat zu alt sind. Zwar sind sie immer noch eine Top-Nation, aber zu den USA, Spanien und Griechenland fehlt mittlerweile einiges. Scola gehört jetzt schon zu den MVP-Kandidaten der WM, aber sonst sind die Aussichten nicht allzu rosig. Oberto ist mittlerweile 35 Jahre alt, die Statistiken des 33-jährigen Prigioni in der spanischen Liga werden von Jahr zu Jahr durchschnittlicher, und Nocioni war die letzten zwei Jahre durchgängig angeschlagen und hat einen großen Teil der Vorbereitung verpasst. Delfino mag okay sein, aber er kann niemals Ginobili ersetzen, der den Argentiniern mehr fehlen wird als Pau Gasol den Spaniern oder Theodoros Papaloukas den Griechen. Wer soll sich bei Argentinien den eigenen Wurf kreieren?

Hier geht's zum kompletten Spielplan der WM!

Florian Regelmann: Ich bin ein Gegner davon, Champions zu früh abzuschreiben. Den Fehler macht man häufig genug bei den Celtics und wird am Ende eines Besseren belehrt. Die erste Fünf kann mit der ersten Fünf von jeder anderen Nation mithalten, zumal ich glaube, dass Delfino zu einem der Stars der WM werden kann. Er hat sich bei den Milwaukee Bucks enorm verbessert und bringt alles für einen Weltklasse-Basketballer mit. Vielleicht nicht in der NBA, aber bei einer WM schon. Er wird Argentinien bis ins Halbfinale tragen - und dann ist alles möglich.

Philipp Dornhegge: Delfino und Weltklasse? Er ist nicht viel mehr als ein Mittelklasse-NBA-Spieler. Ich glaube dennoch an ein gutes Abschneiden, weil die Mannschaft zumindest bei der WM noch nicht über dem Zenit sein wird. Am Grundproblem wird sich jedoch nichts ändern: Außer Delfino haben alle Leistungsträger die 30 erreicht, und von den jungen Spielern drängt sich kaum jemand auf. In diesem Jahr traue ich den Argentiniern aber noch eine große Überraschung zu.

These 1: Pleiß, Harris und Benzing sind überschätzt.

These 2: Deutschland schafft das Viertelfinale.

These 3: Spanien und nicht USA ist der Gold-Favorit.

These 5: Die Türkei erlebt vor heimischem Publikum eine Blamage.

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These: Die Türkei erlebt vor heimischem Publikum eine Blamage.

Florian Regelmann: Eine Blamage sehe ich nicht. Aufgrund der Gruppenkonstellation sollte hinter Griechenland sowie vor Russland und Puerto Rico der zweite Platz möglich sein, dann wartet im Achtelfinale wahrscheinlich Frankreich, das machbar ist. Bei der EM 2009 haben die Türken mit Siegen gegen Spanien, Serbien und Litauen gezeigt, was in ihnen steckt, bevor sie im Viertelfinale ganz knapp an Buschis Griechen gescheitert sind, dann typischerweise die Platzierungsspiele hergeschenkt haben und Achter wurden. Der Heimvorteil spricht für das Viertelfinale, außerdem stehen Ersan Ilyasova und vor allen Hedo Türkoglu für internationales Top-Niveau...

Frank Buschmann: ... aber nur, wenn Türkoglu bis zur WM zehn Kilo abnimmt. Ich fand beim Supercup aber nicht nur seine Übergewicht, sondern das gesamte Auftreten der Mannschaft erschütternd. Natürlich muss man die deutliche Niederlage gegen Deutschland relativieren, wenn man weiß, dass die Türken die Tage vorher richtig Kondition gebolzt haben. Dennoch waren die großen Probleme im Spielaufbau offensichtlich, bei den Point Guards werden sie den Weltklasse-Teams hoffnungslos unterlegen sein. Andererseits: Der türkische Verband und Headcoach Bodgan Tanjevic verfolgen seit sechs Jahren einen Plan und haben mit Weitsicht die Talente wie Asik und Semih Erden zur WM hin aufgebaut. Dazu der Heimvorteil, der pro Spiel bestimmt zehn Punkte wert ist. Mannschaften wie Slowenien und Serbien sind eigentlich überlegen, vor vollem Haus könnten die Türken das aber kompensieren. Gegen Griechenland oder die USA werden die Fans jedoch nicht reichen, weil die Türken einfach 20 Punkte schlechter sind. Deshalb wird es kein märchenhaftes Abschneiden geben, aber das Viertelfinale ist absolut machbar.

Hedo Türkoglu im Interview: "Der Druck auf uns ist gewaltig"

Haruka Gruber: Das Viertelfinale muss für einen WM-Gastgeber drin sein. Aber: Der Spielplan ist tough. In der Gruppe D ist Griechenland auf eins gesetzt, dahinter gibt es ein wildes Hauen mit Russland und Puerto Rico um die Plätze zwei, drei und vier. Egal wie die Türken abschneiden, im Achtelfinale würde der Gegner vermutlich Spanien, Litauen oder Frankreich heißen. Alles keine Selbstverständlichkeiten, zumal es auf der Spielmacher-Position an Qualität fehlt. Kerem Tunceri ist erfahren, aber nicht gut genug. Das kann auch der überragende Frontcourt mit Türkoglu, Ilyasova, Asik, Erden und Kerem Gönlüm nicht ausgleichen.

Philipp Dornhegge: Ich sehe es ähnlich, nur mit der Einschränkung, dass ich Frankreich nicht so stark einschätze wie Haruka. Selbst die deutsche Mannschaft würde gegen die Franzosen deutlich gewinnen. Dementsprechend wichtig wäre es für die Türken, in ihrer Gruppe Platz zwei zu erreichen, um Spanien und Litauen zu vermeiden. Für die Türken gibt es eine einfache Formel: Platz zwei - oder Tschüss im Achtelfinale. Und das wäre in der Tat eine Riesenblamage.

These 1: Pleiß, Harris und Benzing sind überschätzt.

These 2: Deutschland schafft das Viertelfinale.

These 3: Spanien und nicht USA ist der Gold-Favorit.

These 4: Argentinien verabschiedet sich aus der Weltspitze.