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MLB: Martin Brunner im Interview: "... dann würden nicht alle beim Fußball landen"

Max Kepler und Donald Lutz (v.l.) sind nur zwei der zahlreichen Talente, die durch die von Martin Brunner gegründete Akademie gegangen sind.
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SPOX: Sie haben bereits einige sehr gute Spieler gesehen und ausgebildet. Daher frage ich mal konkret: Wer sind die nächsten Spieler, die den Sprung aus Deutschland in die Staaten schaffen können?

Brunner: Es gibt ungefähr 5000 bis 6000 Jobs in den Staaten, um Baseball zu spielen. Und es gibt weltweit fast so viele Baseball- wie Fußballspieler. Es streben natürlich alle danach, in die beste Liga der Welt zu kommen. Im Baseball gibt es eben nur eine Liga und nicht zehn wie im Fußball. Und sobald ich Profi werden will, um wenigstens in den Minor Leagues zu spielen, befinde ich mich im Konkurrenzkampf mit dem Rest der Welt. Es gibt also relativ wenig Platz. Aber es gibt definitiv diese Talente in Deutschland und Europa.

SPOX: Reden wir mal über die Spieler, die bereits in den Minors aktiv sind. Wer hat von denen die besten Perspektiven?

Brunner: Momenten ist aus Europa sicherlich Sven Schüller am nächsten dran an den Majors. In ein, zwei Jahren könnte er vielleicht den Schritt machen, um auf Donald und Max zu folgen. Es sieht ganz gut aus und ich denke, dass muss jetzt auch in den nächsten, ein, zwei Jahren passieren. Er muss sich weiter so toll wie bisher weiterentwickeln, denn die Konkurrenz im Baseball ist einfach gigantisch. Da kommen jedes Jahr so viele neue, talentierte Spieler dazu. Man muss konstant Entwicklung zeigen.

SPOX: Wie sieht es bei Pascal Amon aus?

Brunner: Pascal Amon ist auf einem guten Weg. In einem Jahr hat er sich körperlich und auch Baseball-technisch gigantisch weiterentwickelt. Und immer wenn man Entwicklung sieht, ist der Spieler interessant. Dann ist er ein Pferd, auf das man gerne wetten möchte. Wenn es dagegen Stillstand gibt, kann man auch ganz schnell raus sein aus dem Profibaseball.

SPOX: Verfolgen Sie die Entwicklung von Shohei Ohtani, dem Japaner, der sowohl als Pitcher als auch als Designated Hitter spielt?

Brunner: Ja.

SPOX: Wir haben vor kurzem im SPOX-Interview mit Niklas Rimmel geprochen und der erzählte, dass man sich vor der Aufnahme in die Akademie in Regensburg festlegen muss, ob man als Hitter oder als Pitcher spielen will. Wenn Sie jetzt Ohtani betrachten, würden Sie diese Maßgabe nochmal überdenken?

Brunner: Überdenken würde ich das nicht nochmal. Mit 13 oder 14 Jahren arbeitet man am besten an allen Aspekten weiter. Denn in die Akademie werden am ehesten Athleten aufgenommen, nicht etwa fertige Spieler. Wenn man dann erstmal ein, zwei Jahre in der Akademie mit einem Spieler zusammenarbeitet, findet man auch heraus, wie so ein Athlet funktioniert und zu welcher Position seine athletischen Eigenschaften am besten passen. Diese Position gilt es dann herauszuarbeiten.

"Shohei Ohtani ist der neue Babe Ruth"

SPOX: Wie bewerten Sie Ohtani insgesamt als Spieler?

Brunner: Es ist relativ selten, dass ein Pitcher auch richtig gut hauen kann, denn Pitcher arbeiten nicht so richtig daran. Bei Ohtani ist das etwas anderes. Er ist der neue Babe Ruth. Ich habe ihn selber noch in Japan spielen sehen, bevor er so richtig groß geworden ist. Er ist ein absoluter Ausnahmeathlet. Es wird noch spannend, wie sich das entwickelt bei ihm. Denn die Belastungen, eine Position zu spielen, schlagen zu gehen als Designated Hitter und auch Pitcher zu sein ... da zieht er sich schon ziemlich große Schuhe an, denn das hat seit 50 Jahren keiner geschafft. Aber er ist ein außergewöhnlicher Mensch und hat einen unglaublich tollen Charakter. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass der zu keinem Zeitpunkt irgendwie negativ auffallen könnte, weil er einfach ein echter Musterknabe ist.

SPOX: Kommen wir mal auf Max Kepler zu sprechen. War bei ihm eigentlich schon früh abzusehen, dass er es mal in die Big Leagues schafft?

Brunner: Das haben wir uns alle von Anfang an so vorgestellt. Ganz klar. Stellen Sie sich vor, Sie sprinten über 60 Meter, so schnell Sie können, aber weil Sie athletisch so gut sind, strengt Sie das nicht so an, sodass Sie direkt danach mit jemandem reden können, weil Sie nicht mal außer Atem sind. Das ist so eine Situation, die mir beim Max stark in Erinnerung geblieben ist. Haben wir es gewusst? Nein, aber wir haben es gehofft. Denn von allen, die einen Profivertrag unterschreiben, schaffen es drei Prozent in die MLB, die restlichen 97 bleiben irgendwo auf der Strecke.

SPOX: Wie sehen Sie denn Keplers Entwicklung bisher?

Brunner: Ich bin schwer beeindruckt. Er hat bisher alles gut gemeistert. Er hat zwei Jahre in Folge annähernd 20 Homeruns geschlagen. Das zweite Jahr ist nämlich eigentlich das schwierigste, weil die Liga den Spieler dann kennt. Die wissen alles, was es überhaupt über dich zu wissen gibt. Das heißt: im zweiten Jahr bist du transparent. Es schaffen nur wenige, auch dann noch erfolgreich zu sein. In die Majors zu kommen ist verglichen damit, da auch zu bleiben, verhältnismäßig einfach.

Max Kepler in der MLB

JahrTeamSpieleHRRBIOPS
2015Minnesota Twins300.286
2016Minnesota Twins1131763.734
2017Minnesota Twins1471969.737
Gesamt 26336132.732

SPOX: Gab es einen Moment, der für Sie besonders heraus stach?

Brunner: Ich habe noch in Erinnerung, wie er im letzten Jahr gegen CC Sabathia von den Yankees einen Homerun geschlagen hat. Dass Max da Linkshänder gegen Linkshänder einem Superstar einen Homerun abnimmt, das sind schon Momente, die aufhorchen lassen. Da hat er schon bewiesen, dass er wirklich in die Liga gehört.

SPOX: Was trauen Sie Max Kepler in Zukunft zu, speziell in dieser Saison?

Brunner: Ich denke, dass er an seine bisherigen Leistungen anknüpfen kann und, dass mehr in ihm drinsteckt, als wir bis jetzt gesehen haben. Seine Entwicklung wird noch weitergehen. Wenn er fokussiert bleibt und auch noch die letzte Motivation hat, gleichzeitig so ein korrekter, bescheidener Kerl bleibt, traue ich ihm zu, dass er in drei Jahren im All-Star Game spielt.

SPOX: Was halten Sie vom Tim-Tebow-Experiment, das die Mets gerade am Laufen haben?

Brunner: Ich bin ein Fan von guter Physis. Aber man hat damals schon bei Michael Jordan, einem der besten Athleten überhaupt, gesehen, wie schwer Baseball ist. Aber einen so guten Athleten wie Tebow Baseball spielen zu sehen, halte ich für total spannend, obgleich ich auch ein wenig die Stirn runzle, ob es da nur um den Sport geht. Auf der anderen Seite lebt Baseball von den Medien, mit allem Drum und Dran. Er hat natürlich einen extrem schweren Stand. Die Messlatte liegt wahnsinnig hoch bei ihm. Doch es bringt auch Aufmerksamkeit, was wiederum gut fürs Spiel ist.

Brunner: "Baseball ist für mich wie Formel 1"

SPOX: Wie könnte man denn den Sport Baseball in Deutschland populärer machen?

Brunner: Wenn man mal leibhaftig spürt, wie es ist, wenn man den Ball gut getroffen hat, dann weiß man, warum wir so verrückt danach sind und warum wir den ganzen Tag dem Ball hinterherlaufen wollen. Baseball ist für mich wie die Formel 1: Es gibt ganz wenige Spieler oder Fahrer und Millionen Zuschauer. Aber Baseball muss man erleben oder mal selber gespielt haben, um diese Faszination zu kriegen, damit er hier einfach insgesamt populärer wird. Man muss es wahrnehmen und auch mal ausprobieren. Die Kombination, denke ich, macht Baseball groß - auch in Europa.

SPOX: Was macht für Sie die Faszination Baseball aus?

Brunner: Faszinierend ist es, welch unglaubliches Glücksgefühl es ist, eine extrem schwierige Aufgabe im Spiel zu meistern. Wenn man es schafft, obwohl eigentlich alle physikalischen Prinzipien dagegensprechen, dass man es kann. Das Gefühl, den Ball zu treffen reicht eigentlich allein, um es jeden Tag wiederhaben zu wollen. Außerdem kannst du dich in einem Spiel nicht verstecken. Auch der schlechteste Spieler auf dem Feld muss an den Schlag. Das macht auch diesen unglaublichen Teamgeist aus, obwohl es immer eine Eins-gegen-Eins-Situation ist. Nur der Pitcher ist immer auf sich allein gestellt. Es ist eine sehr individuelle Sportart, aber innerhalb eines Teams. So hat man beide Komponenten innerhalb eines Spiels.

SPOX: In der MLB wurde die Zahl der Mound Visits auf sechs pro Spiel ohne Pitcher-Wechsel limitiert. Was halten Sie davon?

Brunner: Ich mag den Gedanken, dass man das Spiel schnell hält und nicht auf diese Art verzögert. Man zwingt die Teams dazu, ihre Strategie besser fortzuführen gegen Ende hin, denn man kann sich keine extra Zeit erkaufen durch einen Mound Visit. Diese zu limitieren, um das Spiel schnell und für die Fans interessant zu halten, finde ich ganz richtig.

SPOX: Es gibt also keine Nachteile?

Brunner: Für die guten Teams jedenfalls nicht. Die denken ohnehin schon sehr weit voraus und sind vorbereitet, sodass sie diese Extrazeit auch nicht unbedingt brauchen. Und wer in der Mannschaft gut kommunizieren kann, etwa von der Bank zum Catcher, der hat dann im Bruchteil von Sekunden strategische Informationen parat. Man muss also nicht unbedingt Zeit erkaufen und das Spiel verzögern. Daher bin ich Fan davon.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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