Die Salzburger Vorfreude auf das besondere Duell ist groß. "Wir sind sehr begeistert, die Bayern hier zu haben. Das ist eine Mannschaft, die nicht so weit von Salzburg weg ist", erklärte Marsch und meinte dies wie Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic rein geografisch. "Österreich gegen Deutschland ist ganz etwas Spezielles, München ist nicht so weit weg, also fast schon ein Derby. Wir können uns alle drauf freuen", sagte Junuzovic.
Die ersten zwei Aufgaben in dieser Saison, Lok Moskau (2:2) und Atletico Madrid (2:3), haben die national oft unterforderten Salzburger dem Ergebnis nach nicht bestanden. Die kommende wird noch einmal kniffliger: "Es ist eine große Prüfung, wie ein finales Examen", betonte Marsch. Ein Lackmustest, der die Red-Bull-DNA aber nicht verändern dürfte. "Wir werden unseren starken Fußball spielen, mutig und aggressiv", meinte Marsch. "Wenn wir das schaffen, haben wir immer eine Chance, egal gegen wen."
Die Arbeit von Bayern-Coach Hansi Flick lobte Marsch in höchsten Tönen. "Hansi Flick hat einen unglaublich guten Job gemacht. Vom ersten Tag an hat er einen intensiveren Fußball probiert und das gemeinsame Gefühl der Truppe so stark gemacht. Mit diesen zwei Dingen sind ihre Qualität und die Möglichkeiten so groß." Er habe viel mit seiner Mannschaft über die Entwicklung der Bayern im letzten Jahr gesprochen. "Jetzt ist es eine Chance, auch unsere Entwicklung zu zeigen - gegen den besten Gegner."
Flick gab das Lob umgehend nach Salzburg retour. "Salzburg macht es über Jahre hinweg hervorragend. Man hat sehr junge, talentierte Spieler und eine Spielidee, die sehr modern, sehr aggressiv den Gegner unter Druck setzend ist, aber mit Ball auch versucht, den direkten Weg zum Tor zu finden. Es sind viele Dinge, die ich auch gerne mag", meinte Flick und warnte: "Wir müssen uns auf Ballbesitz einstellen und die Fehler minimieren, das wird gerade gegen Salzburg wichtig sein."
Jesse Marsch über Erfolgsrezept: "In gewissen Situationen cleverer sein"
Mit den Bayern reist geballte Offensivpower an. Angeführt von Tormaschine Robert Lewandowski erzielten die Münchner in dieser Saison im Schnitt 3,5 Tore. Lewandowski gilt für viele als derzeit bester Stürmer der Welt, er rastete zuletzt beim 2:1 der Bayern in Köln aus freien Stücken. Nach zehn Toren in fünf Ligaspielen hat er sein erstes Champions-League-Tor in dieser Saison im Visier. "Die Pause hat ihm gut getan", sagte Flick.
Im medialen Fokus standen am Montag aber zwei Verteidiger. Zum einen Niklas Süle, der nach einem positiven Coronatest fehlen wird, und sein Partner in der Innenverteidigung, David Alaba. Just vor dem Gastspiel in seiner Heimat zogen die Bayern das Angebot zur Vertragsverlängerung zurück. Dies zur Überraschung des ÖFB-Stars, der die Münchner nun möglicherweise mit Saisonende ablösefrei verlässt.
Bei den Salzburgern fehlt Torjäger Patson Daka mit einer Oberschenkelverletzung. Als Ersatz stünden laut Marsch Noah Okafor, der Dreifachtorschütze vom 5:0 gegen WSG Tirol, Sekou Koita, Karim Adeyemi oder Masaya Okugawa bereit. "Alle haben am Wochenende gut gespielt, besonders Sekou Koita", sagte Marsch.
Der Heimvorteil fällt weg. Zuschauer sind aufgrund des ab Dienstag geltenden Lockdowns nicht erlaubt. "Schade ohne Fans, aber wir kommen mit all unserer Leidenschaft und Mentalität", meinte Marsch. Der frühere Werder-Bremen-Legionär Junuzovic vermutete, dass seine Mannschaft für Zählbares gegen die Bayern "mit dem Siegergen" die Madrid-Leistung werde toppen müssen. "Eine Schippe mehr drauflegen, in gewissen Situationen cleverer sein", heißt die Devise.
Bei der deutlich negativen Europacupbilanz österreichischer Teams gegen deutsche (17 Siege, 11 Remis, 36 Niederlagen) sticht Salzburg mit positiven Werten heraus: Vier Siege (gegen Borussia Dortmund, Schalke 04 und RB Leipzig/zweimal) und zwei Remis stehen nur zwei Niederlagen gegenüber. Gegen die Bayern haben die Salzburger auch in Austria-Zeiten kein Pflichtspiel absolviert.