"Wir wollen eklig sein", hatte Mittelfeldmann Zlatko Junuzovic vor der Partie als Parole ausgegeben. Doch in der ersten Hälfte lief es für Salzburg im gut gefüllten, aber bei weitem nicht vollen San-Paolo-Stadion nur in den Anfangsminuten nach Plan. Das "Bullen"-Pressing führte in dieser Phase immerhin zu zwei Abschlüssen, zeitigte aber keine nachhaltige Wirkung.
Vielmehr brachten Arkadiusz Milik (10.) nach einer blitzschnellen Aktion und Fabian Ruiz (18.) mit einem idealen Volley die Hausherren in Führung und unterstrichen die Klasse des italienischen Tabellenzweiten. Die Prophezeiung Roses, man müsse "in jeder Sekunde total aufmerksam sein", wurde auf wenig erquickliche Weise wahr. Mehrmals wackelte die Defensive der Gäste.
Marco Rose: "Wir brauchen kein Mitleid"
"Wir haben unnötige Fehler gemacht, und man hat auch die Klasse von Napoli gesehen", gestand Kapitän Andreas Ulmer. Für dessen rechtes Pendant in der Außenverteidigung, Lainer, bestätigte sich die Einschätzung vom bisher stärksten "Bullen"-Gegner: "Wenn man schaut, wie effektiv sie vor dem Tor, wie kaltschnäuzig sie waren, und wie gescheit sie gespielt haben." Rose wollte die Qualität der Italiener aber nicht ins Treffen führen: "Weil wir kein Mitleid brauchen und wollen. Wir wollen uns auf höchstem Niveau messen", sagte der Deutsche, der dem Spiel immerhin einen "hohen Lerneffekt" für seine Truppe attestierte.
"Wir waren phasenweise mutig, haben Napoli beschäftigt. Aber phasenweise reicht auf diesem Niveau gegen so einen Gegner nicht", erklärte Rose. Seine Mannschaft sei nach "guter Anfangsphase bis zur Pause weniger mutig gewesen, danach haben wir für einen offensiven Schlagabtausch gesorgt."
Tatsächlich fand Salzburg nach Seitenwechsel etwa durch Munas Dabbur kurz nach der Pause bzw. den später eingewechselten Fredrik Gulbrandsen mehre Möglichkeiten auf das wichtige Auswärtstor vor - es sollte aber nicht klappen. Vielmehr fing man sich noch das etwas unglückliche Eigentor durch Jerome Onguene ein. "Das (Auswärtstor) wäre sehr wichtig gewesen. Aber auch da geht es um das Thema Überzeugung, das war nicht mit der letzten Konsequenz", befand Rose. Zugleich gab er aber zu: "Wir hätten auch höher verlieren können."
So oder so fühle sich das 0:3 "beschissen" an, dennoch sei es "kein Weltuntergang. Wir haben gesehen, wo wir hinwollen, haben gesehen, was es braucht", sagte Rose. Lainer trauerte einem besseren Ergebnis nach. "Das 0:3 war sicher nicht nötig, weil Napoli auch nicht so überragend war. Das war heute sicher nicht unser bester Auftritt, es wäre mehr möglich gewesen", erklärte der ÖFB-Teamkicker.Am kommenden Donnerstag wartet in der ausverkauften "Bullen"-Arena eine wohl mehr als "spannende Aufgabe" (Ulmer). Dass Napolis Innenverteidiger Kalidou Koulibaly und Nikola Maksimovic dann gesperrt sind, dürfte sich nicht als Nachteil erweisen. "Sicher werden ihnen die beiden fehlen, aber wir werden trotzdem hart dafür arbeiten müssen, um Tore zu schießen", betonte Rose.
"Es geht bei 0:3 los, das ist natürlich eine große Bürde", meinte der 42-Jährige. Zwar hat es sein Team saisonübergreifend zuletzt viermal in Folge geschafft, einen Rückstand aus dem Auswärtshinspiel wettzumachen, keiner war aber so groß. Immerhin darf man sich an das Viertelfinale gegen Lazio 2018 erinnern, als nach einem 2:4 in Rom zuhause ein 4:1 folgte. Innenverteidiger Andre Ramalho versuchte sich in Optimismus: "Wir müssen nächste Woche in allen Bereichen besser sein. Aber wir werden nicht aufgeben, wir sind eine Mannschaft mit super Mentalität."