"Fan-Interesse in Japan an Horn ist erstaunlich"

SV-Horn-Talent Albert Vallci zu Besuch in Tokio
© GEPA

Seit Sommer 2015 investiert der japanische Fußballstar Keisuke Honda in den niederösterreichischen Provinzklub SV Horn. Mit dem Ziel: Champions League-Fußball im Waldviertel. Im Dezember hoben zwei Spieler des Zweitligisten nach Tokio ab und besuchten japanische Horn-Fans.

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Am 14. Dezember hob eine Delegation des SV Horn nach Tokio ab. Der Hintergrund der Reise: Den österreichischen Zweitligaklub in der japanischen Hauptstadt zu vermarkten. Mit an Bord: Die beiden Jungkicker Albert Vallci und Ivan Ljubic. Den beiden wurde schnell bewusst: Im Land der Kirschblüten und High-Tech-Kultur genießt der SV Horn mehr Aufmerksamkeit als in Österreich. Seit das Unternehmen Honda Estilo und Hauptgesellschafter Keisuke Honda (30), hauptberuflich Edelzangler beim AC Mailand, 49 Prozent der Klubanteile übernahmen, wurden die Ziele des Vereins in luftige Höhen nivelliert: Bald soll die Champions-League-Hymne im östlichen Waldviertel erklingen.

Aber bis dahin ist der Weg noch weit. In der Ersten Liga tümpeln die Niederösterreicher zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz. Die Realität heißt FAC und WSG Wattens statt FC Barcelona. Dem japanischen Interesse tut die sportliche Misere aber keinen Abbruch. "Wir haben ein Fan-Event besucht. Da waren über 100 Fans, teilweise im Horn-Trikot und haben sich enorm für den Verein interessiert. Das war völlig neu. So weit weg und trotzdem so ein großes Interesse", erzählt Vallci im Gespräch mit SPOX über die Tokio-Reise. Seit Sommer kickt der 21-jährige Steirer in Horn. Mal als Innenverteidiger, mal als Rechtsverteidiger, mal links hinten. Aber immer über 90 Minuten.

"Interesse an Horn ist erstaunlich"

"Über einen Privatsender und eine App können die Fans unsere Spiele abrufen. Und da kann es auch drei Uhr in der Früh sein, zugeschaut wird trotzdem", sagt Vallci erstaunt. "Ich war noch nie in Japan. Klar, die Kulturunterschiede haben Eindrücke hinterlassen, aber am erstaunlichsten fand ich das große Interesse am SV Horn." Auf die Frage, wieso sich Japaner um einen österreichischen Zweitligisten kümmern, muss Vallci lachen: "Gute Frage. Honda wird da schon seinen Einfluss haben."

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Honda und sein Clan lassen ihr ballesterisches Projekt dabei nie aus den Augen. Aus seinem engsten Umfeld sind Mitarbeiter über das ganze Jahr allgegenwärtig. Keisuke selbst, immerhin 86-facher Nationalspieler und Nationalheld in Japan, spricht nur selten mit der Mannschaft. " Er hat uns mal eine Videobotschaft gesendet und verfolgt den Klub genau mit. Und mit den japanischen Spielern redet er gelegentlich", sagt Vallci. "Ich hatte zweimal die Ehre, Keisuke Honda zu sehen. Er hat schon eine gewisse Ausstrahlung. Wie ein echter Star. Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber da war ich trotzdem angespannt."

"Hauptziel bleibt Champions League"

Zum engeren Umfeld des Milan-Offensivspielers zählt auch Vize-Obmann Yasunori Kanda. Der smarte Geschäftsmann, stets im Anzug unterwegs, wird wegen ehrgeiziger Aussagen als überambitioniert bezeichnet. Einst sagte der Marketing-Manager: "Wir denken, dass der Klub das Potenzial hat, der beste der Welt zu werden." Eine Aussage, die Vallci nicht einfach vom Tisch wischen will: "Das Hauptziel ist und bleibt, mit Horn einmal in der Champions League zu spielen. Das wird auch intern so kommuniziert. Ich weiß, das wird gerne ins Lächerliche gezogen. Aber im Fußball muss man sich hohe Ziele setzen." Nachsatz mit viel Realismus: "Wir wissen, dass wir schlecht gestartet sind und die Saison jetzt einmal gut zu Ende bringen müssen. Wir denken nicht jeden Tag an die Champions League."

Die beiden Spiele vor der Winterpause vertrieben die akute Abstiegsangst im Hier und Jetzt zumindest ein wenig. Gegen Aufstiegskandidat Austria Lustenau siegte Horn auswärts mit 3:2, gegen die giftige Millionentruppe aus Liefering langte es zu einem 1:1. Wieso es vorher nicht lief? "Dass wir Qualität haben, wussten wir immer. Aber wir haben viele verschiedene Nationen in unserer Mannschaft und es hat etwas gedauert, bis wir richtig kommuniziert haben. Oft waren wir nicht schlecht, aber in den entscheidenden Momenten haben wir nicht als Mannschaft reagiert und knapp verloren."

Führungsspieler Shuichi Gonda

Im Trainingsaltag wird Chefcoach Masanori Hamayoshi von einem Dolmetscher übersetzt. Zwei der sechs Japan-Legionäre - Nikki Havenaar (21) und Tormann Shuichi Gonda (27) - sprechen bereits Deutsch. Letzterer ist der verlängerte Arm des Trainers, gibt Anweisungen und gilt als Respektperson. "Gonda hat für die japanische Nationalmannschaft gespielt und war bei der Weltmeisterschaft in Südafrika. Er ist ein super Typ mit viel Erfahrung, jeder schätzt ihn", sagt Vallci.

Im System von Trainer Hamayoshi ist Vallci als versatiler Spieler stets gesetzt. "Ich bin zufrieden. Für mich ist das Jahr gut gelaufen", sagt er. "Ich wusste schon vorher: Das mit Horn wird speziell. Auf diese Chance war ich stolz. Ich fühle mich wohl hier. Jetzt will ich im Frühjahr angreifen und im Sommer schauen wir dann, wie es weitergeht." Unklar bleibt auch, wie es dann mit dem SV Horn zumindest sportlich weitergeht. Auch wenn Honda verspricht: Selbst im Falle eines Abstiegs ist sein finanzielles Engagement nicht gefährdet.

Der SV Horn im Überblick

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