Seinen Spitznamen bekam Walter Schachner verpasst, als er als Achtjähriger immer wieder mit Schokoriegeln zum Fußballspielen auftauchte. "Dann war ich irgendwann einmal der 'Schoko', und der bin ich auch mit 59 Jahren noch. Und wahrscheinlich auch mit 60", schmunzelte der Steirer. Endgültige Gewissheit gibt es nächsten Mittwoch, wenn der Ex-Stürmer und -Trainer seinen runden Geburtstag feiert.
Probleme mit dem Namenszusatz hat Schachner nicht. "Es ist ein Markenzeichen von mir und stört mich nicht." Viel eher stößt sich der ehemalige Teamspieler und Meistercoach des GAK daran, dass er seit seinem Abgang vom LASK 2012 auf einen Trainerjob wartet. "Seither hat mich niemand mehr gefragt. Wahrscheinlich zählen meine Erfolge und mein Wissen nicht mehr", vermutete der Jubilar und meinte mit Blick auf seine vergangenen Erfolge: "Ich kann mich stolz zu den besten Trainern Österreichs zählen, das kann mir keiner nehmen."
Schachner kritisiert "Laptop-Trainer"
Allerdings gehe der Trend immer mehr in Richtung jüngere Coaches. "Die sitzen dann auf der Bank und schreiben auf einem Zettel mit, und der Co-Trainer sitzt mit dem Laptop daneben. Dann spricht man von Gegenpressing, gegen den Ball arbeiten und in die Box kommen. So etwas gibt es nicht in meiner Ausdrucksweise", erklärte Schachner.
Geschliffene Rhetorik kann bei der Suche nach einem Trainer-Engagement ebenso behilflich sein wie das Pflegen von Netzwerken. Schachner will sich aber nicht ständig bei Vereinsfunktionären in Erinnerung rufen. "Ich bin nicht der Typ dafür, immer Hände zu schütteln."
Der Steirer schaffte als Coach des FC Kärnten 2001 den Aufstieg in die höchste Liga und holte mit den Klagenfurtern im selben Jahr auch den Cuptitel. 2002 folgte der Wechsel zur damals von Frank Stronach aufgepäppelten Austria, wo er nach vier Monaten trotz überlegener Tabellenführung und einem UEFA-Cup-Aufstieg über Schachtar Donezk gefeuert und durch Christoph Daum ersetzt wurde.
Schmerzhafter Austria-Abschied
Der Abschied von den "Veilchen" ist für Schachner bis heute die schmerzvollste Episode seiner Trainerkarriere. "Damals hätten wir wirklich viel erreichen können. Aber das Umfeld hat eben nicht gepasst", sagte der Steirer in Anspielung auf den für die Trennung verantwortlichen Stronach-Berater Peter Svetits. Immerhin brachte das Double mit dem GAK 2004 Genugtuung.
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Als Coach der Grazer verpasste Schachner zweimal nur haarscharf die Champions League. 2003 scheiterte man erst in der Verlängerung an Ajax Amsterdam, das damals mit Kickern wie Zlatan Ibrahimovic, Rafael van der Vaart oder Wesley Sneijder gespickt war. Ein Jahr später kam gegen den späteren Champions-League-Sieger Liverpool trotz eines 1:0 an der Anfield Road - der erste Europacup-Sieg einer österreichischen Mannschaft in England - mit einem Gesamtscore von 1:2 das Aus. "Wenn ich mich einmal für die Champions League qualifiziert hätte, wer weiß, wo es mit mir hingegangen wäre", sagte Schachner.
So ging es im Jänner 2006 in die 2. deutsche Liga zu 1860 München, wo Schachner nur 14 Monate blieb. "Da hätte ich mich vorher erkundigen müssen. Ich musste schnell zusagen und habe nicht gewusst, was das für ein Chaos-Club war. Wenn es besser gelaufen wäre, hätte es so werden können wie jetzt bei Stöger oder Hasenhüttl", vermutete "Schoko". Es folgten Tätigkeiten bei Austria Kärnten, der Admira und die bisher letzte Station beim LASK.
Als Spieler wurde Schachner mit der Austria dreimal Meister und einmal Cupsieger. In Italien stellte er bei Cesena, Torino (Vizemeister 1985), Pisa und Avellino seine Goalgetter-Fähigkeiten unter Beweis, danach kickte er unter anderem noch für Sturm Graz, den GAK, DSV Leoben und FC Tirol.
"Darauf bin ich stolz"
Im Nationalteam brachte es Schachner auf 64 Einsätze und 23 Tore. Highlights waren die Teilnahmen an den Weltmeisterschaften 1978 - damals als Zweitliga-Amateur und angestellter Betriebselektriker im unbezahlten Urlaub - sowie 1982. In den beiden Turnieren erzielte der bald 60-Jährige drei Tore und ist damit bis heute neben Hans Krankl und Alfred Körner der einzige Österreicher, der bei zwei Weltmeisterschaften traf.
Schachner stand nicht nur 1978 beim legendären 3:2 gegen Deutschland in Cordoba, sondern auch beim 0:1 gegen das DFB-Team 1982 in Gijon auf dem Platz. Vom damaligen "Nichtangriffspakt" hat der Steirer nach eigenen Angaben lange Zeit nichts mitbekommen und hielt sich daher auch nicht daran. "Und darauf bin ich stolz." Erst gegen Ende dämmerte es dem damaligen Stürmer. "Da hat der Hans-Peter Briegel (Anm.: deutscher Verteidiger) zu mir gesagt: 'Mensch Junge, jetzt hör' doch endlich auf zu laufen!'"
Rückblickend auf das schmachvolle Spiel sei er noch immer "angefressen", meinte Schachner. Ansonsten aber überwiegen die positiven Erinnerungen, in denen der Steirer an seinem runden Geburtstag in fernen Gefilden schwelgen kann - er verbringt seinen 60er mit der Familie auf den Malediven.
Walter Schachner im Steckbrief