Aufgrund der Krise des Männer-Nationalteams sowie persönlicher Animositäten sollen einige Landespräsidenten die Absetzung von Willi Ruttensteiner fordern. Fakt ist, dass der Oberösterreicher, der seit 1999 beim ÖFB tätig ist, nun eine Fehleranalyse liefern muss.
Gleichzeitig brodelt die Gerüchteküche, welche Namen ihm als Sportdirektor nachfolgen könnten. Von dieser Entscheidung hängt auch die Wahl des nächsten Teamchefs ab. Sobald die Sportdirektoren-Frage geklärt ist, soll Ruttensteiner bzw. dessen Nachfolger ein neues Anforderungsprofil für den Coach des österreichischen Nationalteams festlegen. Erst danach kann mit der Teamchef-Suche begonnen werden.
Wer wären überhaupt die Alternativen zu Ruttensteiner? SPOX stellt fünf Kandidaten für den Posten als ÖFB-Sportdirektor vor.
Peter Schöttel
Schöttel wurde zuletzt von ÖFB-Insider Peter Linden als möglicher Favorit auf die Ruttensteiner-Nachfolge genannt. Tatsächlich erfüllt der aktuelle U19-Nationalcoach alle Kriterien für den Job. Den österreichischen Fußball kennt der 50-Jährige wie seine Westentasche. Sein Können als Sportdirektor hat er bereits bei Rapid unter Beweis gestellt. Die damalige Strategie, der jungen Truppe um Steffen Hofmann und Andreas Ivanschitz eine Chance zu geben, wurde 2005 mit dem Meistertitel belohnt. Zudem könnte auch Schöttels ruhiger Charakter dem ÖFB in der momentan aufgeheizten Situation gut tun.
Thomas Janeschitz
Nach dem Abgang von Andreas Heraf in Richtung Neuseeland wäre Janeschitz neben Schöttel die einzige Möglichkeit für den ÖFB, Ruttensteiners Posten intern nachzubesetzen. Der Koller-Assistent kennt als ehemaliger Leiter der Trainerausbildung die Strukturen des ÖFB. Dazu war er jahrelang im Nachwuchsfußball aktiv, unter anderem als Coach der Austria Amateure. Erfahrungen als Sportdirektor hat er bisher aber keine gesammelt. Zudem haftet ihm als Co-Trainer von Koller der Makel an, selbst am Niedergang der letzten Monate beteiligt gewesen zu sein. Insofern gilt eine Beförderung des Mathematik-Lehrers als unwahrscheinliche Variante.
Stefan Reiter
Mehr als 20 Jahre lang war Reiter insgesamt für die SV Ried tätig. Als Manager der Innviertler prägte der 56-Jährige die Bundesliga und sorgte immer wieder mit innovativen Ideen für Aufsehen. Nach der Trennung von seinem Stammverein arbeitet er momentan als sportlicher Leiter beim ASKÖ Oedt in der oberösterreichischen Liga. Der Aufstieg zum ÖFB-Sportdirektor wäre ein steiler - möglicherweise zu steil. Zumal Reiter bisher nur für Fußballvereine, aber noch nie für einen Verband arbeitete.
Peter Knäbel
Den Meisten wird er wohl noch als unglücklich agierender Sportlicher Leiter des HSV in Erinnerung geblieben sein. 2015 sorgte er für Aufsehen, als ihm ein Rucksack mit vertraulichen Unterlagen wie Gehaltslisten und Scouting-Berichten gestohlen wurde. Der ehemalige Nachwuchschef des FC Basel bringt aber auch Erfahrung in der Verbandsarbeit mit. Denn vor seiner Zeit in Hamburg war Knäbel von 2009 bis 2014 als Technischer Direktor für den Schweizer Fußballverband tätig. Unter seiner Ägide gelang dem U21-Team der Einzug ins EM-Finale. Fraglich bleibt, ob sich der ÖFB den 50-Jährigen, der aus HSV-Zeiten wohl andere Gehaltssphären gewohnt ist, überhaupt leisten kann. Momentan arbeitet Knäbel als TV-Experte beim Schweizer Fernsehen.
Willi Ruttensteiner
Am Ende läuft doch viel auf den aktuellen Sportdirektor hinaus. Geht es rein um die fachliche Qualifikation, so ist Ruttensteiner der perfekte Kandidat für den Job. Er beschäftig sich seit fast 20 Jahren mit der Materie und hat den ÖFB aus der Fußball-Steinzeit in die Moderne geführt. Von jenen Reformen, die er im Nachwuchsfußball Anfang der 2000er-Jahre gegen viele Widerstände durchzog, profitiert das Nationalteam noch heute. Oft fällt auch unter den Tisch, dass der ÖFB in diesem Jahr mit dem dritten Platz bei der Frauen-Europameisterschaft einen der größten Erfolge der jüngeren Fußball-Geschichte einfuhr. Gleichzeitig halten ihm Kritiker jedoch vor, nach der EURO nicht die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Damit trägt er sicherlich eine Teilschuld an der aktuellen Krise. Wie es mit Ruttensteiner weitergeht, hängt auch von ihm persönlich ab: Will er sich den Job überhaupt weiterhin antun? Wenn ein Landespräsident hinter vorgehaltener Hand zu Medienvertretern sagt, dass es nun nach Koller auch Ruttensteiner an den Kragen geht, dann gleicht dies einer öffentlichen Demütigung. So etwas hat ein langjähriger Mitarbeiter, egal wo dieser tätig ist, nicht verdient.