Bei der Abstimmung sprachen sich mit Kraetschmer, Bundesliga-Präsident Hans Rinner und Erwin Fuchs (Erste Liga) alle drei Liga-Vertreter für Schöttel aus und hatten so maßgeblichen Anteil an der Bestellung der Rapid-Legende. Diese Einstimmigkeit sei wichtig gewesen, weil man als Bundesliga einheitlich auftreten wollte. "Die Bundesliga hat von Beginn weg gesagt, dass wir uns als Vertreter sehen und dass es nicht um die Meinungen der einzelnen Personen geht", sagt Kraetschmer im Interview mit laola1 und führt weiter aus: "Wir haben uns sehr intensiv in den Prozess eingebracht und uns nach Abwägung aller Gespräche dafür entschlossen, unsere Stimme für Peter Schöttel abzugeben. Wir glauben, dass das in der Gesamtkonstellation die beste Alternative, die beste Lösung war."
Erwin Fuchs meinte diesbezüglich im Gespräch mit 90minuten.at : "Unser Vertreter in der Task-Force (die im Vorfeld Schöttel als Kandidat ausgesucht hat, Anm.) war Markus Kraetschmer, der hatte sich intensiv damit beschäftigt." Auf die Nachfrage, ob Kraetschmer den Impuls gegeben hat, das die Liga für Schöttel war, bestätigt Fuchs: "Ja, Markus Kraetschmer hat den Impuls dazu gegeben. Ich hatte nur diese zehn Minuten, wo sich beide Herren präsentiert haben."
Vierfache Einstimmigkeit
Große Diskussionen gab es letztlich aber jedenfalls nicht. "Wir waren uns alle sehr schnell einig", meint Kraetschmer, der verrät, dass auch der nicht-stimmberechtigte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer diese Entscheidung unterstützt hat: "Nach den finalen Präsentationen haben wir vier uns zurückgezogen, das kurz diskutiert und diesen Entschluss gefasst."
Das vielzitierte fehlende Konzept Schöttels sah Kraetschmer dabei nicht sonderlich problematisch. "Das wird jetzt als der große Nachteil herausgearbeitet. Er hat vielleicht keine 20-seitige Powerpoint-Präsentation vorgelegt, aber er ist seit einigen Wochen als U19-Teamchef im Verband. Dass Willi Ruttensteiner nach 18 Jahren einen gewissen Informationsvorsprung hat, ist ja kein Geheimnis. Aber Peter Schöttel hat schon sehr klar sein Arbeitsprogramm sowie seine Schwerpunkte und in den einzelnen Teilbereichen seine Vorstellungen dargelegt", klärt er auf.
Fink als Teamchef denkbar?
Dass die Außendarstellung des ÖFB verheerend war, will der 45-Jährige aber gar nicht leugnen. "Ja, wir brauchen nicht drumherum reden, dass das nicht ideal war. Das ist ein Prozess, aus dem man lernen kann", meint Kraetschmer, der dieses Thema medial nicht weiter kommentieren will, aber dennoch mahnt: "Ich denke schon, dass man im nächsten Präsidium klar darüber diskutieren sollte. Wir hatten eigentlich klar die Thematik der Kommunikation nach außen besprochen. De facto ist das so nicht umgesetzt worden."
Eine ganz andere Baustelle könnte sich für den im Hauptberuf als AG-Vorstand der Wiener Austria agierenden Kraetschmer auftun, sollte Schöttel an seinen Trainer Thorsten Fink herantreten und ihm das Teamchef-Amt anbieten. "Ich werde mich jetzt nicht an Spekulationen beteiligen. Ich bin weder vom ÖFB, noch von Thorsten Fink selbst kontaktiert worden, dass das spruchreif wird", wiegelt er ab. "Auf der einen Seite zeichnet es Fink aus, dass er aufgrund seiner guten Arbeit bei der Austria immer wieder in den Fokus kommt. Sollte es doch zu konkreten Gesprächen kommen, setze ich mich dann damit auseinander", so Kraetschmer.