Auf Peter Schöttels Kandidaten-Liste befinden sich aber auch Trainer aus dem Ausland. Wie SPOX erfuhr, ist der Schweizer Rene Weiler einer davon. Sollte die Wahl tatsächlich auf ihn fallen, wären gewisse Parallelen zu Kollers Bestellung nicht zu leugnen.
Auch 2011 kursierten bei der Teamchef-Suche heimische Trainer als Favoriten, schließlich zauberte der ÖFB mit Koller aber einen Überraschungs-Mann aus dem Hut. Die Wahl stellte sich als goldrichtig heraus.
Der Koller-Doppelgänger
Weiler bringt ein ähnliches Profil wie Koller mit. Auch der 44-Jährige empfahl sich mit guter Arbeit in seiner Schweizer Heimat für eine Aufgabe in Deutschland. Den Fahrstuhlklub Aarau führte er zwei Mal in die obere Tabellenhälfte der Super League. Danach erreichte er mit Nürnberg die Aufstiegs-Relegation, scheiterte dort aber an Frankfurt. Letzte Saison wurde er mit dem RSC Anderlecht belgischer Meister.
"In der Schweiz hat er den Ruf, aus wenig viel zu machen", erzählt Mämä Sykora, Chefredakteur beim Fußballmagazin zwölf gegenüber SPOX. "Er ist ein akribischer Arbeiter, sehr ehrgeizig und hat viel Ahnung von Fußball." Der Journalist lobt Weiler als ausgewiesenen Fachmann, gleichzeitig würde er in der Öffentlichkeit jedoch manchmal einen arroganten Eindruck erwecken.
"Er hat viel Selbstvertrauen und lässt das die Leute auch spüren. Ich würde ihn aber einfach als authentisch bezeichnen." Weiler sei kein Trainer, der sich in den VIP-Klubs bei Funktionären anbiedern würde. Stattdessen sage er klipp und klar seine Meinung. Zudem fordere er von seinem Umfeld absolute Professionalität ein. Mit dieser Geradlinigkeit könnte er im ÖFB wohl auch auf Probleme stoßen.
Er machte Schöpf und Burgstaller besser
Bei Nürnberg betreute Weiler sogar schon zwei aktuelle Nationalspieler, beide profitierten von der Zusammenarbeit. Guido Burgstaller entwickelte sich unter ihm zu jenem Torjäger, der nun bei Schalke gefeiert wird. Mit Alessandro Schöpf arbeitete der Schweizer vor allem an dessen Defensiv-Fähigkeiten.
Überhaupt legt Weiler großen Wert auf kompakte Abwehrarbeit. "Hurra-Fußball ist nicht sein Ding. Er will aus einer gesicherten Defensive den Gegner mit überfallsartigen Vorstößen überraschen", meint Sykora. Bei den Anderlecht-Fans machte er sich mit dieser Form den Fußballs trotz Meistertitel nicht gerade beliebt.
Zu früh für einen Teamchef-Job?
Nach nur neun Punkten in den ersten sieben Saisonspielen trennten sich Weiler und der belgische Rekordmeister vor wenigen Wochen. Der Abschied soll auch auf Initiative des Trainers erfolgt sein, da er sich in seinen Kompetenzen beschnitten fühlte.
Daher wäre Weiler nun frei für einen neuen Job. Journalist Sykora bezweifelt jedoch, ob ein Nationalteam-Job für Weiler das Richtige ist. "Er ist ein Workaholic und will mit seinen Spielern jeden Tag am Platz stehen, nicht nur alle paar Monate für vier bis fünf Tage", so Sykora. "In meinen Augen wäre er als Nationaltrainer verschenkt."
Möglicherweise holt sich der ÖFB von Weiler also auch eine Absage ein.