Arnautovic gilt schon seit langer Zeit als großer Koller-Fan, genoss der Wiener doch das uneingeschränkte Vertrauen des Schweizer Teamchefs. Mit dem Länderspiel gegen Moldawien (1:0) ging die gemeinsame Nationalteam-Zeit der beiden jedoch zu Ende.
"Natürlich hat er ein paar Tränen verdrückt, der Co-Trainer auch", spricht Arnautovic bei DAZN erstmals über Kollers Abschied vom ÖFB-Team. "Aber es war nichts Spektakuläres. Sie haben sich bedankt und verabschiedet. Marcel Koller ist ein sehr guter Trainer und ein ehrlicher Mensch, wir haben immer gut zusammengearbeitet."
Kritik an der österreichischen Fußball-Seele
Kollers Verdienste für den österreichischen Fußball könne man gar nicht genug würdigen. "Vor Marcel Koller war Chaos", spricht Arnautovic Klartext. "Ich habe das selbst miterlebt. Es war nicht die Schuld der Trainer. Egal ob Brückner oder Constantini da war, es hat einfach nicht zusammengepasst - auch wegen der komplett verschiedenen Spieler, die in der Mannschaft waren."
Der Schweizer habe das Nationalteam dagegen zu einer verschworenen Einheit geformt. Die Erfolgsgeschichte ist bekannt. Ungeschlagen qualifizierte sich Österreich für die EURO 2016. Die entfachte Euphorie war groß - zu groß nach dem Geschmack von Arnautovic.
Absolut sehenswert: Arnautovic im Wortlaut // Text wird darunter fortgesetzt
"In Österreich haben alle geglaubt, wir sind Brasilien, nur weil wir in den Top Zehn der Weltrangliste waren", meint der 28-Jährige. "Danach verfällt in Österreich aber auch alles schnell. Wenn es nicht gut läuft, kommen 15.000 oder 20.000 Leute ins Stadion. Wenn du die ersten vier Quali-Spiele gewinnst, ist das Stadion vier Monate vor der Partie ausverkauft. Das verstehe ich nicht. Entweder man liebt dieses Nationalteam oder man tut es nicht."
Teamchef-Suche: "Jetzt haben sie großen Stress"
Die aktuellen Vorgänge im ÖFB sieht Arnautovic kritisch. Das gab er bereits vor den letzten Länderspielen gegen Serbien und Moldawien bekannt. Damals kritisierte er das ÖFB-Präsidium für den Umgang mit Koller und dessen kongenialen Partner, Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
Diesmal hält sich Österreichs Rekordtransfer mit allzu scharfen Worten zurück: "Sie versuchen, alles zu verändern. Sie haben den Trainer und den Sportdirektor rausgeworfen - das kann natürlich etwas Gutes oder auch etwas Schlechtes sein. Jetzt haben sie großen Stress, weil noch kein neuer Trainer da ist. Man wird sehen, welche Veränderungen es geben wird."
Das sagt Arnie über Herzog
Kandidaten für die Koller-Nachfolge kann Arnautovic keine nennen. Mit Rekord-Teamspieler Andreas Herzog steht ein Name in der Verlosung, den der ehemalige Bremen- und Inter-Profi aus gemeinsamen Zeiten beim U21-Nationalteam kennt. "Natürlich ist er ein super Mensch, er kennt sich im Fußball gut aus, kann mit den Spielern umgehen und wird auch ein guter Trainer sein, da habe ich keine Zweifel", meint Arnautovic.
Eine Empfehlung für den ehemaligen Co-Trainer von Jürgen Klinsmann will er jedoch nicht abgeben: "Ob die Wahl auf ihn fällt, ob er der Mann sein soll, der das österreichische Nationalteam wieder vorwärts bringt, das weiß ich nicht. Das wissen nur die Leute oben."