Im Interview mit SPOX spricht Vallci über seinen ersten Profi-Doppelpack, unangenehme Hartberger, sein Spiel auf der linken Außenbahn und zukünftige Ambitionen.
SPOX: Das Cup-Duell mit Hartberg war ziemlich chaotisch und unterhaltsam. Warum hat es für euch nicht gereicht?
Albert Vallci: Die erste Halbzeit war von unserer Seite nicht gut. Wir haben überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel gehabt und uns bis auf einen Distanzschuss und einen Freistoß auch keine nennenswerte Offensivaktion erarbeitet. Immer wenn wir lange Bälle geschlagen haben, hat Hartberg die zweiten Bälle gewonnen - sie haben das gut gemacht, sind kompakt gestanden. Das war alles ziemlich lasch von uns. Trotzdem waren wir nur 2:1 hinten und sind in der zweiten Halbzeit voll da gewesen. Dann machen wir den Ausgleich und fangen uns erneut ein Slapstick-Tor. Dann kommen wir wieder zurück und kassieren in der 89. Minute nach einem verlorenen zweiten Ball unbedrängt das 4:3. Bitter, ich finde wir hätten uns die Verlängerung verdient. Und am Samstag gegen Sturm wird es auch nicht leichter.
SPOX: Die Partie hatte außergewöhnlich viele kuriose Situationen. Wissen Sie, warum Schiedsrichter Schüttengruber Sanogos Elfmeter wiederholen ließ?
Vallci: Das war ziemlich komisch. Unser Tormann hat die Linie zu früh verlassen und dafür Gelb bekommen - aber der Nachschuss war ja im Tor, ich dachte in so einer Situation gilt der Vorteil und das Tor zählt. Der Schiedsrichter hat es anders gesehen.
SPOX: Und bei der Wiederholung ist Hidajet Hankic erneut weit vor die Linie gesprungen.
Vallci: (lacht) Das habe ich gar nicht gesehen. Ziemlich kurios.
SPOX: Sie haben Ihren ersten Doppelpack seit dem Jugendfußball erzielt, oder?
Vallci: Genau, im Profibereich hatte ich noch keinen. Über zwei Tore freut man sich als Verteidiger immer. Schade, dass die Tore nichts gebracht haben.
Albert Vallcis Karrierestationen
Datum | Abgebender Verein | Aufnehmender Verein |
01.07.2017 | SV Horn | Wacker Innsbruck |
01.07.2016 | SV Lafnitz | SV Horn |
01.01.2015 | SV Kapfenberg | SV Lafnitz |
SPOX: Was macht Hartberg aktuell zu so einem unangenehmen Gegner?
Vallci: Sie sind sehr kompakt. Wir sind leider unserer Linie nicht treu geblieben - unsere Ketten waren viel zu weit auseinander. Hartberg ist sehr eng gestanden und hat seine beiden Viererketten schnell überbrückt. Sie haben Selbstvertrauen und das sieht man auch am Platz. Durch ihre Einzelspieler sind sie immer gefährlich. Damit sind wir nicht klargekommen, ein Pass hat teilweise drei unserer Spieler aus der Partie genommen.
SPOX: Defensiv war Wacker Innsbruck zuletzt stark. Wie ist so ein Abfall erklärbar?
Vallci: Wir müssen das auf jeden Fall besprechen. Vor allem wie wir die Tore bekommen haben war kurios, jeder Schuss war drinnen. Trotzdem ist es schwer, das Spiel in Hartberg mit einem Ligaspiel zu vergleichen. Wir haben gewusst, dass Hartberg nicht so aktiv am Spiel teilnimmt wie unsere drei Gegner davor (Austria, Salzburg & LASK, Anm.) und wir die Initiative ergreifen müssen. Das ist uns gar nicht gelungen. Dadurch haben wir unsere Ordnung verloren. Gegen Sturm wird die Partie wieder ganz anders aussehen.
SPOX: Sie stehen nach zwölf Runden auf Rang zehn, haben gegen alle Gegner gespielt. Wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?
Vallci: Ein Auf und Ab. Am Anfang haben wir ganz gute Leistungen gebracht und wenige Punkte geholt. Man sieht, wie ausgeglichen die Liga ist. Mit einer guten Tagesleistung und einem kompakten Auftreten ist immer etwas möglich. Das hat man bei unserem Auftritt in Salzburg gesehen. Klar, wir haben noch viel Luft nach oben, aber wir haben uns zuletzt stabilisiert und darauf können wir aufbauen. Ich war von Anfang an zuversichtlich, weil ich weiß, dass wir Qualität in der Mannschaft haben.
SPOX: Sie haben mir kurz nach Ihrem Wechsel nach Innsbruck gesagt, dass Sie bei Wacker das beste Gefühl haben. Haben sich Ihre Erwartungen bestätigt?
Vallci: Der Schritt von Horn nach Innsbruck war sehr wichtig für mich. Wacker hat insgesamt einfach sehr gut für mich gepasst und ich muss rückblickend sagen, dass ich alles richtig gemacht habe. Wir haben wirklich super Typen in der Mannschaft, das Kadergefüge ist ideal. So war es für mich auch der Einfindungsprozess überhaupt nicht schwer.
SPOX: Ihre Position hat sich erneut marginal verändert - Sie spielen jetzt den linken Außenspieler in einer Fünferkette.
Vallci: Ich habe wieder etwas Neues dazugelernt. Wir spielen nur mit einem Außenspieler auf jeder Seite - und dieser bin ich als Verteidiger. Dadurch hat sich mein Spiel verändert. Ich muss Zug nach vorne entwickeln, für Entlastung sorgen. Ich glaube da habe ich mich bereits verbessert. Ich bin jetzt etwas weiter vom Tor entfernt und habe keinen linken Mittelfeldspieler vor mir, mit dem ich kombinieren kann - wir arbeiten im Training zur Zeit am Umschaltspiel und da ist es wichtig, dass die Außenspieler schnell mit nach vorne gehen um für Anspielstationen zu sorgen. Ich mache ziemlich lange Wege, aber damit habe ich kein Problem. (lacht)
SPOX: In der Theorie wären Sie mit Ihrer Physis, Schnelligkeit und Qualität am Ball prädestiniert für einen modernen Innenverteidiger.
Vallci: Ich bin gelernter Innenverteidiger und kann mir gut vorstellen, in Zukunft wieder auf dieser Position zu landen. Ich habe jahrelang im Abwehrzentrum gespielt und bin in Horn durch Verletzungen auf der Außenverteidiger-Position gelandet. Manchmal links, manchmal rechts. Dem Trainer haben meine Leistungen dort gefallen. Ich bin da flexibel und richte mich nach meinem Team und dem Trainer. Wenn ich mir meine Position aussuchen könnte, würde ich aber eher das Zentrum in der Abwehr wählen.
SPOX: Sie haben vorher angesprochen, dass es gegen Sturm nun nicht leichter wird. Die Grazer werden am Samstag brennen - eine Niederlage wäre für sie fatal. Doppelt gefährlich?
Vallci: Ja, auf jeden Fall. Man sagt ja jeder Negativlauf geht zu Ende. Sturm ist noch immer ein Topklub, für uns wird die Partie sehr, sehr schwer. Aber wir wissen auch: Wenn wir kompakt stehen wie zuletzt in der Liga, wird es sehr schwer gegen uns zu treffen. Ich hoffe, dass wir das Cup-Spiel nicht mehr in den Beinen haben. Mit einer konzentrierten Leistung über 90 Minuten ist auch gegen Sturm etwas möglich.
SPOX: Ist für Sie als Voitsberger ein Kick in der Steiermark etwas Besonderes?
Vallci: Ja, Freunde und Familie werden im Stadion sein, ich freue mich immer auf Spiele in der Heimat. Vielleicht kann ich auch nach der Partie zuhause vorbeischauen, aber da muss ich noch den Trainingsplan abwarten. (lacht)
SPOX: Ist es fair zu sagen, dass es für Wacker in erster Linie einmal darum geht, über Wasser zu bleiben?
Vallci: Das oberste Ziel ist der Klassenerhalt. Das wird schwer genug - wenn die Punkte geteilt werden, ist man sofort mitten drin im Abstiegskampf. Darum müssen wir bodenständig bleiben, auch wenn wir wissen, dass es im Fußball schnell gehen kann - siehe Hartberg. Mit drei Siegen ist man schnell im Rennen ums obere Playoff. Aber in dieser Lage sind wir noch lange nicht, auf uns warten sehr schwere Spiele.
SPOX: Was sind langfristig realistische Ziele für den Klub?
Vallci: Über unsere Tradition brauchen wir gar nicht reden. Sportlich werden die nächsten Jahre richtungsweisend sein. Ich bin ein Typ, der sagt: Im Fußball ist alles möglich. Das Potenzial ist da, um ins obere Playoff zu kommen.
SPOX: Ihr Vertrag läuft in Innsbruck noch bis 2020, Interesse aus dem In- und Ausland ist jetzt kein großes Geheimnis. Wie sieht Ihre mittelfristige Planung aus?
Vallci: Mein Traum ist natürlich einmal im Ausland zu spielen - in Deutschland zum Beispiel. Etwas Neues zu erleben, ein höheres Niveau zu erreichen. Aktuell denke ich aber nicht daran. Ich weiß, dass ich mitten in meiner ersten Bundesliga-Saison bin. Ich bin froh, dass bis jetzt alles gut gelaufen ist und ich Spielpraxis bekomme - der Rest kommt irgendwann von selbst. Aber ich bin nicht so der Typ für Spekulationen. Ich gehe davon aus, dass ich die Saison in Innsbruck fertig spiele.