Der 21-jährige Stürmer wechselte im vergangenen Sommer von der Admira ins Ausland, ausgerechnet in die beinharte Championship (Englands zweithöchste Spielklasse) zum Aufsteiger aus Barnsley. Vergangene Woche wurde der deutsche Trainer Daniel Stendel (ehemals Hannover 96) entlassen, weshalb sich für Schmidt nun ein neues Kapitel auftut.
Es gibt derzeit ein bestimmendes Thema in Ihrem Umfeld: Daniel Stendel wurde beim FC Barnsley entlassen. Was sagen Sie dazu?
Patrick Schmidt: Es ist doch etwas überraschend gekommen, auch wenn die Ergebnisse in den letzten Spielen nicht so gepasst haben. Er hatte aber ein sehr gutes Standing, sowohl bei den Fans, als auch im Verein. Natürlich haben wir in den letzten Wochen nicht die Ergebnisse geholt, die der Verein und wir uns erwartet haben.
Wie haben Sie von der Entlassung erfahren?
Schmidt: Am Montagabend hat der Kapitän schon in die Mannschaftsgruppe geschrieben, dass er mit dem Trainer telefoniert hat und der Verein ihn entlassen hat. Ein bis zwei Stunden später hat dann auch noch einmal der Trainer selbst in die Gruppe geschrieben, dass es eine geile Zeit war und er allen nur das Beste wünscht.
Lag es also nur an den Ergebnissen? Bei den Fans war er ja überaus beliebt, es wurde sogar vom "schönsten Fußball der Vereinsgeschichte" gesprochen.
Schmidt: An der Spielphilosophie wird der Verein nicht viel ändern, weil der Verein ja diese Philosophie vom Pressing-Fußball vorgibt, das wird vom nächsten Trainer also auch so weitergeführt. Der Trainer hat aber eine gute Arbeit geleistet.
Die Stimmung im Team war also prinzipiell gut?
Schmidt: Ja, natürlich war am Anfang mit der Aufstiegseuphorie und dem ersten Sieg im ersten Spiel gegen den FC Fulham noch eine ganz andere Stimmung. Wenn man dann Woche für Woche nicht immer unbedingt verdient verliert, weil wir doch eigentlich gute Leistungen gezeigt haben, trübt das schon die Stimmung. Prinzipiell war die Stimmung aber gut, niemand hat auf den Trainer eingeschlagen, aber wenn die Ergebnisse nicht passen kann nicht alles gut sein.
Zwischen Ihnen und dem Trainer hat auch alles gepasst? Angeblich hatte er bei den Transfers im Sommer kein Mitspracherecht.
Schmidt: Zwischen uns gab es keine Unstimmigkeiten. Er hat immer wieder mit mir gesprochen, zum Beispiel warum ich nicht im Match-Kader bin. Die ersten drei Wochen waren extrem hart, weil ich mich erst einmal an das Tempo und die Intensität im Training gewöhnen musste. Das habe ich aber ganz gut hinbekommen, ich habe in den letzten Wochen auch immer Lob bekommen und er hat mir gesagt, wie gut ich mich entwickelt habe. Er hat gemeint, es wird nicht mehr lange dauern, bis ich die ersten Minuten von Anfang an bekomme. Dazu ist es jetzt leider nicht mehr gekommen, aber ich bin zuversichtlich, dass es unter dem neuen Trainer dann klappt.
Nachfolger wird vorerst einmal der U18-Coach Adam Murray. Hatten Sie mit ihm schon Kontakt?
Schmidt: Ja, er war bei uns schon einer der Co-Trainer. Ihn kenne ich natürlich, er war bei jedem Training anwesend und hat die Gegner jede Woche vorgestellt. Mit ihm bin ich auch immer gut ausgekommen, er ist ein echt lustiger Typ (lacht), der auch viel Ahnung vom Fußball hat. Er ist sicher eine gute Lösung.
Als Aufsteiger hat man ja nicht die höchsten Erwartungen. Wie sind denn die Vorgaben vom Verein?
Schmidt: Ein richtiges Ziel hat der Verein nicht vorgegeben. Wir wollen ein Klub sein, der bekannt für hohes Pressing und schnelles Spiel in die Tiefe ist. Ein Verein mit jungen Spielern, die das Bestmögliche erreichen wollen. Es gab nie den Druck vorne mitspielen zu müssen. Auch die Fans haben das nicht erwartet, denke ich. Selbst wenn wir verloren haben, haben uns die Fans immer unterstützt.
Tempo, Intensität - ist da der Unterschied zur Admira sehr gravierend?
Schmidt: Ja, die Intensität ist wirklich ein Wahnsinn. Wir absolvieren fast das ganze Training im vollen Tempo, weil der Trainer immer wieder betont hat, dass wir im Spiel über 90 Minuten komplett pressen wollen. Da bringt es dann nichts, im Training nicht Vollgas zu geben. Dadurch hat sich jedes einzelne Training wie ein Spiel angefühlt. Ich habe es natürlich durchgezogen, aber sobald ich Zuhause war habe ich sofort eine Stunde geschlafen (lacht). Nach den ersten ein bis zwei Wochen habe ich mich aber daran gewöhnt und in letzter Zeit schiebe ich nach dem Training auch noch Einzelschichten. Aber es ist schon ziemlich intensiv.
Patrick Schmidt: "In Barnsley verbringt man den ganzen Tag am Vereinsgelände"
Wird auch professioneller gearbeitet als Sie es bislang kannten?
Schmidt: Wir haben vor jedem Training Videoanalyse und vor allem verbringt man als Team gemeinsam viel mehr Zeit am Trainingsgelände. Vormittags gibt es ein gemeinsames Frühstück, danach haben wir Zeit zur freien Verfügung und anschließend ist Training. Umgehend danach gehen wir gemeinsam Mittagessen. Da ist es dann vielleicht 13 Uhr, aber bis 15:30 Uhr geht keiner nach Hause, weil wir als Team viel Zeit verbringen. Entweder man geht mit dem Fitnesstrainer optional in die Kraftkammer, oder in die Players Lounge mit Couch, Playstation, Tischtennistisch usw. Der Verein gibt einem da viele Möglichkeiten, das war neu. Bei der Admira haben wir nach dem Training eher viel abseits des Geländes gemacht. In Barnsley verbringt man fast den ganzen Tag am Vereinsgelände.
Da fällt es wohl leichter sich einzugewöhnen?
Schmidt: So ist es. Der Verein und die Spieler haben mir es einfach gemacht. Auch die Leute in Barnsley allgemein. Die ersten paar Wochen hatte ich kein Auto und bin viel mit dem Taxi gefahren. Gefühlt jeder Taxifahrer war auch ein Barnsley-Fan, denn eigentlich jeder hat mich beim Einsteigen sofort erkannt (lacht). Sie waren auch alle extrem freundlich und haben viel mit mir über den Verein geredet.
Patrick Schmidts Profi-Leistungsdaten
Verein | Spiele | Tore | Assist |
Admira | 72 | 18 | 4 |
Barnsley | 4 | - | - |
Also sind Sie generell zufrieden mit dem Leben in England?
Schmidt: ...(lacht) ja, das Wetter ist speziell, eigentlich regnet es jeden Tag. Mittlerweile habe ich mich aber auch schon daran gewöhnt.
In der Championship gibt es mit Andreas Weimann und deinem Teamkollegen Samuel Sahin-Radlinger zwei weitere Österreicher. Wie ist der Kontakt zu ihnen?
Schmidt: Mit dem Andi Weimann habe ich bislang keinen Kontakt gehabt, vielleicht wenn wir gegeneinander spielen (1. November, Anm.). Mit dem "Semi" (Samuel Sahin-Radlinger, Anm.) habe ich natürlich viel Kontakt, wir gehen auch regelmäßig gemeinsam Essen oder spazieren durch Leeds. Kapitän Mike Bähre ist ja auch aus Deutschland, da kann man auch mal Deutsch sprechen. Im Team versteht sich aber jeder mit jedem, insofern würde es auch so passen.