Filip Stojkovic vom SK Rapid im Interview: Fernbleiben gegen Kosovo? "Würde es wieder so tun"

Von Milos Prerad
Vom Image als "Bad Boy" will Rapids Stojkovic nichts wissen: "Bin ein fürsorglicher und familiärer Mensch."
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Sie waren in den letzten fünf Jahren gleich vier Mal im Liga-Team der Saison. Macht Sie das stolz?

Stojkovic: Ja. Spieler und Trainer wählten mich mehrmals zum besten Rechtsverteidiger. Eine Saison verbrachte ich bei 1860 München, konnte daher auch nicht gewählt werden. Vier Jahre lang zeigte ich bei Cukaricki und Roter Stern gute Leistungen, ich bekam daraufhin sogar das Vertrauen als Kapitän aufzulaufen.

Eine Ablösesumme hat Roter Stern Belgrad vom SK Rapid dennoch nicht gefordert. Weshalb?

Stojkovic: Der Verein wollte mir bei meinen Wechselwünschen nicht im Wege stehen. Man kam mir entgegen und bei Rapid war ich mit dem Vertrag zufrieden. Das war mein erstes und bisher einziges Angebot aus Österreich. Es gab damals einige andere Angebote, bei denen sogar eine Ablöse inbegriffen war. Diese kamen aber aus unattraktiveren Ligen, für die ich Roter Stern niemals verlassen hätte.

Wie war es unter dem legendären Trainer Robert Prosinecki zu spielen?

Stojkovic: Es war mir eine Ehre, ihn kennengelernt und mit ihm gearbeitet zu haben. Prosinecki war einer der Größten, die Roter Stern jemals hatte - spielte unter anderem für Barcelona und Real. Er holte mich damals aus der Jugendakademie zu den Profis. Uns junge Kicker liebte er besonders und ich spielte auch zu Beginn einige Partien. Allerdings musste ich dann wegen einer Verletzung pausieren. Am Ende der Saison feierten wir den Cup-Titel, wurden in der Liga Zweiter. Das waren jedoch andere Zeiten bei Roter Stern, in finanzieller und sportlicher Sicht. Da sieht es heute ganz anders aus.

Im Trikot von Roter Stern Belgrad absolvierte Stojkovic 96 Pflichtspielen, erzielte dabei zwei Tore und legte zehn Treffer vor.
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Im Trikot von Roter Stern Belgrad absolvierte Stojkovic 96 Pflichtspielen, erzielte dabei zwei Tore und legte zehn Treffer vor.

Hat Sie Daniel Bierofka bei 1860 München auch beeindruckt?

Stojkovic: Ja, in einer anderen Art und Weise. Ein sehr guter Trainer. Leider blieb er nur für kurze Zeit, da er zum damaligen Zeitpunkt keine Lizenz für die Zweite Bundesliga besaß. Das Training war top und ich bedauere es nicht länger unter ihm trainiert zu haben.

Rapid liefert sich mit Austria Wien ein sehr umkämpftes Derby, an solche sind Sie sicherlich schon gewohnt?

Stojkovic: Bei Derbys habe ich einen positiven Score. Bei den zwei Siegen gegen Partizan trug ich sogar die Kapitänsschleife. Natürlich ist auch das Wiener Derby heiß umkämpft. Fans warten sehnsüchtig darauf und wollen die drei Punkte. Es geht um Prestige, wie man sich auf der Straße und im Alltag präsentieren darf. Als wir das Belgrader Derby gewannen, konnten wir in der Stadt ungestört einen Kaffee schlürfen. Partizans Spieler hingegen mussten wegen der eigenen Fans versteckt bleiben. Ein Derby-Sieg bedeutet dort sehr viel. In Österreich ist es diesbezüglich schon ein wenig entspannter.

Stojkovic: Panzer-Feier? "Das war ihr Einfall"

Sie gehören einer Gruppe von "Gardisten" an?

Stojkovic: Ja. (lacht) Sieben Spieler von uns waren, seit wir gemeinsam zu den Profis kamen, unzertrennlich; Vujadin Savic, Causic, ich und einige andere. Wir hielten aneinander fest, rüttelten die anderen Teamkollegen immer wach. Die Fans haben es geliebt. Der Gruppen-Name entstand aus einem Scherz. Wir waren Kaffee trinken, als plötzlich Soldaten bei uns vorbeizogen. Wir scherzten, auch wir seien in gewisser Weise Gardisten und tauften unsere kleine Gruppe dementsprechend.

Wieso feierten Sie auf einem Panzer vor dem Marakana-Stadion?

Stojkovic: Ich war nicht allein da oben, auch sämtliche andere Spieler und Trainer waren dabei. Die Idee kam von den Fans; einen Panzer zu organisieren und beim Einzug in die Königsklasse gemeinsam zu feiern. Das war ihr Einfall, wir wollten uns da nicht entgegensträuben. Wenn unsere Fans einen solchen Vorschlag machen, können wir nur mitziehen. Aber wir waren mit der Idee einverstanden und akzeptierten diese. Letzten Endes haben wir die Feier mit ihnen genossen und es war uns eine Ehre.

Diese Fans sollen Ihnen zum Teil auch nach Wien gefolgt sein. Stimmt das?

Stojkovic: Ich hatte hier schon zuvor Fans. Viele kommen aus der Umgebung nach Wien, nur um mich bei einem Heimspiel zu unterstützen. Es beruht auf gegenseitigem Respekt und bedeutet mir viel.

Sie sind auch Liverpool-Fan?

Stojkovic: Geträumt habe ich seit jeher von einem Debüt bei Roter Stern, der Kapitänsschleife in einem Derby gegen Partizan, dem Liga-Titel und dem Einzug in die Champions League. Ich bin glücklich dies alles erreicht zu haben. Neben Roter Stern Belgrad war Liverpool mein Lieblingsverein als Kind. Wir bezwangen den späteren Champions-League-Sieger im Marakana. Das hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Mein nächstes Ziel ist es, mit Rapid Erfolge und Titel zu feiern. Am Ende einer Karriere bleibt einem Profi nur die Hoffnung, den Menschen in Erinnerung geblieben zu sein. Den Fans und dem Verein.

Filip Stojkovic: CL-Trio hätte "das Doppelte kosten können"

Welcher Gegenspieler war Ihnen besonders unangenehm in der Champions League?

Stojkovic: Drei Spieler. Mbappe, Neymar und Firmino. Manche sagen, sie seien das viele Geld nicht wert. Gemessen an ihren Leistungen hätten sie vor der Corona-Pause das Doppelte kosten können. Die drei werden mir den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben. Auch Thiago Silva hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In welcher Art und Weise er Paris als Kapitän auf den Platz geführt hat, jeder auf dem Feld ist seinen Anweisungen gefolgt.

Sie haben in der Champions League auch in der Innenverteidigung gespielt. Ist das auch bei Rapid eine Option?

Stojkovic: Mein ganzes Leben lang bin ich als Rechtsverteidiger aufgelaufen, das ist meine natürliche Position. Gegen Paris habe ich damals in der Innenverteidigung ausgeholfen und meine Arbeit dort auch gut erledigt. Es liegt schlussendlich am Trainer zu entscheiden, wo er mich als Hilfe sieht. Noch nie habe ich eine Entscheidung des Coaches abgelehnt, das wird auch so bleiben.

Sie wurden bei ihrem ehemaligen Verein sehr geschätzt. Können Sie sich irgendwann eine Rückkehr nach Belgrad vorstellen?

Stojkovic: Dank guter Leistungen habe ich mir großen Respekt bei den Fans verdient. Ich bin "Zvezdas" Kind, habe die Vereinsphilosophie als Kapitän auf den Rest der Mannschaft gewissenhaft übertragen. In meiner Wohnung hängt ein Bild, auf dem ein Abschiedstransparent für mich abgebildet ist, das werde ich den Fans nie vergessen. Solche Dinge sind unbezahlbar. Mein Fokus liegt aber derzeit bei Rapid Wien.

Was war das Highlight Ihrer aufregenden Karriere?

Stojkovic: In Erinnerung werden mir die Derbysiege wie auch die Sensation über Liverpool bleiben. Mein Highlight bleibt aber dennoch das Weiterkommen in der Europa-League-Qualifikation gegen Krasnodar. Es war der erste Einzug in eine europäische Gruppenphase seit vielen Jahren. Dieser Sieg war maßgebend für spätere Erfolge. Aber das ist nicht der Grund für meine Wahl. In diesem Spiel standen die Fans 90 Minuten lang auf den Beinen, keinem wäre es auch nur in den Sinn gekommen, sich zu setzen. Nach dem Schlusspfiff haben 70 Prozent des Stadions Tränen geheult, aus purer Freude. Das war mein bisher größter Erfolg.

VereinSpieleToreAssists
SK Rapid Wien12-1
FK Roter Stern Belgrad96210
1860 München10--
FK Cukaricki119214
FK Banat Zrenjanin11--
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