"Ich wollte unbedingt beim VfB bleiben, wir hatten uns endlich für die Champions League qualifiziert", erinnert sich Dundee. Dennoch entschied er sich gegen einen Wechsel nach Gladbach und machte erneut den Schritt ins Ausland.
Austria-Trainer Jogi Löw, ein guter Freund seines Beraters, wollte Dundee unbedingt nach Wien holen. Doch die Konkurrenz war im Sturmzentrum mit Sigurd Rushfeldt, Radoslaw Gilewicz, Ivica Vastic und Thorsten Helstad enorm. "Es ist nicht gelaufen wie gehofft, ich habe wahrscheinlich ein gutes Spiel gemacht", so Dundee.
Eben jenes Spiel war das Cup-Finale im Jahr 2004 gegen den GAK, gegen den zuvor bereits die Meisterschaft verloren ging. Rushfeldt verletzte sich früh und Trainer Günther Kronsteiner, der Löw ersetzte, musste reagieren. "Er hat mich angesehen und hatte eigentlich keine andere Wahl als mich einzuwechseln, auch wenn er es eigentlich nicht so früh machen wollte."
Doch der Griff sollte sich vorerst auszahlen, denn Dundees einziges Tor und die einzige Vorlage für Violett kamen in diesem Spiel. "Ich habe mich gut gefühlt, Tor und Vorlage gemacht, ich habe wirklich geglaubt, wir gewinnen das Spiel", erinnert er sich.
Doch trotz dreimaliger Führung konnten die Grazer dreimal ausgleichen: "Aber wie in der restlichen Saison hatte der GAK immer irgendwie das Glück auf seiner Seite. Ich habe sogar im Meisterschaftsspiel ein Tor gegen sie gemacht, das wurde aber zu Unrecht wegen Abseits aberkannt. Sie waren einfach das glücklichere Team in dieser Saison."
Über Verhandlungen mit der Austria: "Habe nicht mehr über meine Zukunft geredet"
Sean Dundees Engagement in Wien-Favoriten sollte auf keiner positiven Note enden. Nach dem 3:3 nach 120 Minuten folgte das Elfmeterschießen. Alle neun Torschützen vor ihm trafen, es lag am Deutschen sein Team im Spiel zu halten: "Ich habe einen guten Elfmeter geschossen, aber der Torwart war auf der richtigen Seite. Das ist Pech. Ich habe mich schlecht gefühlt, aber so ist der Fußball halt", meint Dundee.
Damit war seine Geschichte bei der Wiener Austria beendet. Zwar wäre der damals 30-Jährige in Wien geblieben, doch der Verein zog die Option in seinem Vertrag nicht. "Wir haben eigentlich gar kein richtiges Gespräch mehr gehabt. Sie haben die Option nicht gezogen und wir haben eigentlich gar nicht mehr über meine Zukunft geredet."
Viel Verbundenheit zum Verein hat Dundee heute nicht mehr. Ab und an Kontakt zu den Spielern von damals, wie zuletzt mit Gilewicz. Als sein alter Freund Thorsten Fink Trainer der Veilchen wurde, schielte er dennoch nach Wien. Die Entwicklung der Liga fiel dem 47-Jährigen positiv auf: "Das Niveau der Bundesliga ist schon besser geworden über die Jahre. Salzburg dominiert sehr lange und hat immer eine starke Mannschaft, die in Europa gut mitspielt."
Schlussendlich war das Cupfinale in Österreich ein wiederkehrendes Muster für die Karriere Dundees, segelte er doch oft nur knapp am ersehnten Titel vorbei. "Ab und zu bereue ich es schon. Ich war mehrmals sehr knapp dran."
Doch was überwiegt, sind die positiven Aspekte: "Wenn ich überlege von wo ich kam, der Weg von Südafrika nach Deutschland, wenn mir das jemand gesagt hätte, wäre ich schon beeindruckt gewesen. Ich muss schon zu meinen Fehlern stehen, aber ich muss eben auch stolz sein darauf, dass ich es bis hierhin geschafft habe."
Fehler habe er genug gemacht, dazu steht er. "Ich würde mehr an mir arbeiten. Ich hatte als junger Spieler Ziele, die wollte ich unbedingt erfüllen - zum Beispiel in der Bundesliga spielen - aber als ich diese dann geschaffte hatte, habe ich mir keine neuen Ziele mehr gesetzt. Das war wohl der größte Fehler meiner Karriere, also ich wäre auf jeden Fall ein anderer Spieler geworden."
Ex-Austria-Stürmer: "Wollte auch nicht tablettenabhängig sein"
Nach der Austria wechselte Dundee zurück nach Karlsruhe, wo alles seinen Anfang nahm, und er noch zwei gute Spielzeiten in der 2. Bundesliga hinlegte. Doch schon da plagten das Torkrokodil Rückenprobleme. "Beim KSC habe ich wirklich überlegt aufzuhören. Bei meiner Zeit in Offenbach ging dann aber langsam gar nichts mehr, ich konnte kaum richtig gehen oder aufstehen. Ich wollte dann auch nicht abhängig von Tabletten sein, weil ich davon auch Magenprobleme bekommen habe."
Deswegen folgte der Schritt zurück nach Südafrika. Das warme Wetter half dem Rücken zwar, gesund wurde Dundee aber dennoch nicht. Der Abschied aus dem Profifußball wurde unumgänglich. Heute ist der mehrfache Familienvater noch immer nicht schmerzfrei: "Manchmal habe ich schon tagelang Schmerzen im Rücken, aber ich habe mich daran gewöhnt. Wenn es wärmer wird, merke ich es geht gleich besser."
Eine Rückkehr in den Profifußball plant Dundee zudem nicht. Derzeit hat er eine Firma für Einzeltraining mit Jung-Fußballern und kommentiert für die DFL Bundesliga-Spiele auf Englisch. Ein Trainer-Dasein wäre eher eine Option im Jugendfußball, derzeit ist Dundee aber glücklich.
Auch in Zeiten des Coronavirus, wo auch für Sean Dundee das Kredo gilt: Zuhause bleiben. "Ich bin hauptsächlich Zuhause bei den Kindern und versuche diese zu beschäftigen. Bei schönem Wetter sind wir meistens im Garten oder auch im Wald, der nicht so weit weg liegt."
Leistungsdaten Sean Dundee nach Verein
Verein | Spiele | Tore | Vorlagen |
Karlsruher SC | 169 | 58 | 17 |
VfB Stuttgart | 104 | 33 | 10 |
TSF Ditzingen | 34 | 24 | - |
FK Austria Wien | 27 | 1 | 1 |
Kickers Offenbach | 17 | - | 1 |
Stuttgarter Kickers | 12 | 1 | - |
FC Liverpool | 5 | - | - |
AmaZulu FC | 4 | - | - |