Da neben Pucher auch Vizepräsident Richard Woschitz sein Amt niedergelegt hat, lag es dieser Tage vor allem am zweiten Vizepräsidenten und Langzeit-Funktionär Hans-Georg Deischler im Hintergrund alle Hebel in Bewegung zu setzen. Deischler könnte am Mittwoch die letzte Stufe der Funktionärsleiter zum Pucher-Nachfolger erklimmen, für eine Stellungnahme war er im Vorhinein nicht erreichbar.
Jede Sekunde zählt in diesen Tagen. Schon am Donnerstag wird der Senat 5 die Entscheidung treffen, ob der SVM in der ersten Liga bleibt, oder ihm wegen verfehlter Kriterien (Auskunft über Finanz- und Personallage, Sanierungsverfahren) die Bundesliga-Lizenz verweigert wird. Um den Fortbestand des Clubs im Profifußball zu sichern, braucht es allerdings frisches Geld - wohl in Form eines Großinvestors. Interessenten aus dem Ausland soll es dem Vernehmen nach geben, Gerüchte über prominente Namen wie den US-amerikanischen Barnsley-Besitzer Chien Lee und den ungarischen Medienunternehmer Lorinc Meszaros verdichteten sich bis jetzt nicht.
Nedeljko Malic: SV Mattersburgs Feuerwehrmann?
Nedeljko Malic, der langjährige Abwehrchef der Burgenländer, könnte dank guter Kontakte im Energie-Bereich als "Feuerwehrmann" einspringen. Malic hilft im operativen Geschäft mit und fungiert auch als Bindeglied zur Mannschaft. "Die Lage ist schwierig, aber wir sind sehr zuversichtlich", hatte er am Donnerstag zur APA gesagt.
Liga-Vorstand Christian Ebenbauer klang Anfang des Monats weniger optimistisch: "Ich kann es mir kaum vorstellen. Es ist noch nicht einmal bekannt, welche und wie viele Malversationen es von der Commerzialbank in Zusammenhang mit dem Verein gegeben hat", sagte er zum "Kurier". "Wie soll es da in so kurzer Zeit gelingen, alle Sicherheiten für eine ganze Saison zu gewährleisten?"
Ein Lizenz-Entzug und damit - zunächst - die Eingliederung in die zweite Spielklasse steht im Raum. Wird sogar die Lizenz und die Zulassung entzogen, folgt ein Ausscheiden aus der Bundesliga. Dann obliegt es dem Landesverband zu entscheiden, wo der Club wiedereingegliedert wird.
Mögliche Protest-Fristen bis in den September hinein sorgen vor allem beim sportlichen Absteiger WSG Tirol für Unmut. Die Tiroler könnten unverhofft in der Bundesliga bleiben, müssen derzeit aber parallel für zwei Ligen planen. Liga-Appelle an die Vernunft hallten bis jetzt zaghaft ins Burgenland, Ebenbauer meinte immerhin: "Es gibt eine Eigenverantwortung, die hat damals etwa Grödig mit dem Lizenzverzicht wahrgenommen."
Erfolgreiches Sanierungsverfahren könnte Zwangsabstieg verhindern
Kommt es in Mattersburg zu einem erfolgreichen Sanierungsverfahren, würde dem Club allerdings - theoretisch - der Zwangsabstieg erspart bleiben. Die Liga hat wegen der Coronakrise die finanziellen Kriterien im Lizenzierungsverfahren aufgeweicht, die Folge wäre etwa ein Sechspunkteabzug für die kommende Saison. Bis dorthin ist es aber noch ein weiter Weg für den 2018/19 mit einem Budget von 11,34 Millionen Euro ausgestatteten Verein. Denn verhärten sich etwa die Indizien um künstlich aufgeblasene Sponsorverträge, könnte die Liga ein erneutes Verfahren einleiten.
Eine professionelle Vorbereitung auf die neue Saison dürfte für den SVM selbst im besten Falle schwierig werden. Derzeit steht der seit 2003 mit einem Intermezzo von 2013 bis 2015 immer erstklassige Club ohne Trainer und Sportdirektor da. Franz Ponweiser ist in die Trainerausbildungssparte des ÖFB gewechselt. Der eigentlich für Montag geplant gewesene Trainingsstart wurde vorerst auf Donnerstag verschoben. Laut Vereinigung der Fußballer (VdF) haben nur knapp über zehn Spieler einen gültigen Vertrag beim SVM. Die Kicker wurden vom Club mit einem Heimprogramm ausgestattet und versuchen sich vorerst selbst fit zu halten.