Im Sommer 2005 verpflichtete der SK Sturm das vielversprechende Schweizer Offensivtalent Cedric Tsimba vom FC Baulmes. Und gleich im ersten Saisonspiel, auswärts gegen den SK Rapid, nagelte der damals 20-Jährige, eingewechselt für Olivier Nzuzi, den Ball zum 3:2-Siegtreffer in die Maschen.
Vom damaligen Kader rund um Frank Verlaat, Sebastian Prödl, Christoph Leitgeb, Klaus Salmutter & Co. kickt heute niemand mehr im Profifußball. Herbert Rauter stürmt für Lebring in der Landesliga, Ronald Gercaliu verteidigt beim FC Kufstein in der Regionalliga und Coach Michael Petrovic trainiert nun den japanischen Erstligisten Hokkaido Consadole Sapporo. Der Rest hat aufgehört.
Tsimba: "Bin von meiner Karriere nicht enttäuscht"
An diesem Sommertag im Juli 2005 sollte Tsimbas Stern kurzzeitig aufgehen. Steirische Lokalmedien stellten Analogien zum Disney-Schinken "König der Löwen" her und hofften auf einen neuen "König von Liebenau". Der mittlerweile verstorbene Manager Heinz Schilcher wusste aber schon damals: "In einem Spiel holt man keine Sterne vom Himmel, er ist noch lange kein Superstar."
Bis zum vergangenen Sommer spielte Tsimba bei seinem Jugendklub Meyrin in der fünften Schweizer Liga. Jenes große Versprechen, mit dem Franck Silvestre Tsimba damals empfahl, konnte er nie erfüllen. "Ich bin aber über meinen Karriereverlauf nicht enttäuscht. Es war immer mein Traum, professioneller Fußballer zu werden und bei Sturm konnte ich mir diesen Wunsch erfüllen. Ich danke Gott, dass ich diese Zeit erleben durfte", erinnert sich Tsimba im Gespräch mit SPOX.
Tsimba: “Werde die Derby-Atmosphäre nie vergessen"
Tsimba spricht gerne über seine Zeit in Graz. Eine Zeit, in der er "viele Freunde und tolle Fußballer" kennenlernen durfte: "Ein guter Mensch war Adam Ledwon. Es war ein Schock, als ich von seinem Tod gelesen habe." Der heute 38-Jährige wünscht sich besondere Erwähnungen bei Frank Verlaat, seinem Entdecker Franck Silvestre, Christoph Leitgeb, Jürgen Säumel und seinen Spezis Amadou Rabihou und Olivier Nzuzi. "Ich weiß, die Ergebnisse passten oft nicht", erzählt Tsimba. "Aber ich werde nie die Atmosphäre bei Derbys gegen den GAK vergessen."
Während seiner zweijährigen Zeit in Graz konnte sich Tsimba mit Sturm nie in der oberen Tabellenhälfte positionieren, der Klub war quasi am Sand. "Für mich war ist es ein Schock, dass Hannes Kartnig im Gefängnis gelandet ist, das wusste ich nicht. Ich konnte nie verstehen, wie Sturm Bankrott gehen konnte."
Mit Freude erinnert sich Tsimba an Mischa Petrovic. Und auch an Franco Foda. "Franco Foda ist ein guter Typ. Er hat damals viel mit den Spielern gesprochen. Ein guter Trainer – auch wenn ich unter ihm fast nie gespielt habe", muss Tsimba lachen. "Ich habe mitbekommen, dass er jetzt den FC Zürich coacht, aber ich verfolge den Fußball in der Schweiz zu wenig, um mir ein Urteil bilden zu können."
Tsimba: "Sturm ist noch in meinem Herzen"
Tsimba sollte für Sturm nach seiner Premiere in Hütteldorf noch zwei Treffer erzielen. Doch zumindest sein Erster wird schwarz-weißen Nostalgikern in Erinnerung bleiben. "Ich möchte sagen, dass Sturm noch immer in meinem Herzen ist", betont er. Zwei Jahre nach seiner Ankunft in Graz wechselte Tsimba leihweise zum FC Wil, anschließend wurde die Leihe permanent. "Schlussendlich habe ich Sturm verlassen, um meinen Platz im Schweizer U21-Team nicht zu verlieren. Ich bin dann nie wieder nach Graz zurückgekehrt."
Heute ist Tsimba Sozialarbeiter in der Schweiz und arbeitet mit Kindern. Seinen Individual-Trainerjob beim FC Meyrin gab er auf: "Es war einfach zu schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, ich habe ja selbst Kids. Aber ich liebe Fußball noch immer, mein erstes Kind spielt bereits selbst, mein zweites Kind startet demnächst. Wenn sie einmal Profis werden wollen, helfe ich gerne mit."