"Wenn man im Semifinale steht, will man eine Medaille, das ist jetzt das Ziel. Welche, ist mir jetzt nicht unbedingt egal, aber Hauptsache es wird irgendwie eine", sagte Horst nach dem gewonnenen Dreisatzkrimi gegen die heuer schon in drei World-Tour-Endspielen gestandenen Polen.
Mit dem Einzug ins Semifinale fixierten die EM-Dritten von 2014 den größten rot-weiß-roten Erfolg bei Weltmeisterschaften. Bis dato waren ihre und zwei weitere Viertelfinalteilnahmen von Doris und Stefanie Schwaiger 2009 und 2013 die Topresultate gewesen. Horst sprach von "unbeschreiblichen Emotionen", die man im mit 10.000 Fans erneut prall gefüllten Stadion durchgemacht habe. "Das Publikum ist ein Wahnsinn, es geht nicht mehr besser", so der Lokalmatador.
Trainingspartner besiegt
Das Duell mit ihren Trainingspartnern Losiak/Kantor, gegen die sie heuer bereits einmal klar verloren hatten, war vor allem im ersten Satz an Spannung kaum zu überbieten. Zunächst ließen Doppler/Horst acht Satzbälle ungenützt, ehe die Polen ihren fünften mit einem Netzroller-Aufschlag nach 40 Minuten Spielzeit zum 33:31 verwerteten.
Der zweite Durchgang ging nach leichten Vorteilen, dem nötigen Glück und einigen Fehlern der Polen sicher an das ÖVV-Duo. Diesmal saß der dritte Satzball zum 21:18. In der Entscheidung starten die Routiniers stark, gaben eine 8:3-Führung aber fast wieder aus der Hand. "Ich habe gedacht, wenn wir den verlieren, dann höre ich auf. Zum Glück haben wir gewonnen", meinte Doppler, der den zweiten Matchball zum 15:11 verwertet hatte.
In den entscheidenden Phasen spiele das enthusiastische Publikum eine "absolut tragende Rolle", bekräftigte Doppler. "Das ist motivierend, sie pushen uns bis zum Schluss, dass wir mutig sind und dann auch noch riskieren."
"Sehr stolz"
Mittlerweile habe sich auch die nötige Lockerheit eingestellt. "Wir haben bisher immer eine gute Tagesform. Man sieht, dass wir extremen Spaß haben beim Spielen und das macht die Lockerheit bei den Big Points aus, die man braucht, dass man gewinnt", erläuterte Doppler, der von den Polen permanent angespielt worden war, mit mehreren erfolgreichen Blocks und Assen aber auch einige Male die richtige Antwort parat hatte. "Wir haben das gut gemeistert, das macht mich sehr stolz."
Auch gegen die als Nummer sechs gesetzten Russen sei man "natürlich" Außenseiter. "Ich denke, wir sind nicht die Nummer, die da gewinnen muss oder soll, von der Papierform her", sagte Doppler, schränkte aber ein. "Wenn man sieht, welche Mannschaften da schon ausgeschieden sind, was bedeutet das schon." Deshalb rechne er sich natürlich etwas aus. "Es ist alles möglich. Wenn wir wieder so gut spielen, haben wir eine Chance. Wir sind hungrig auf mehr, das Sommermärchen soll weitergehen."
Ihre Halbfinalkontrahenten Krasilnikow/Ljamin warfen die US-Mitfavoriten Phil Dalhausser/Nick Lucena überraschend glatt mit 2:0 aus dem Bewerb. Gegen die erst seit heuer zusammenspielenden Sieger von zwei kleineren World-Tour-Turnieren haben die Österreicher eine 1:1-Bilanz. Anfang Juni in Moskau gab es eine glatte Niederlage, wenige Wochen später beim CEV-Masters in Baden gewann das ÖVV-Duo im Halbfinale. Das zweite WM-Semifinale bestreiten die Brasilianer Evandro/Andre Loyola und das niederländische Wildcard-Überraschungsteam Christiaan Varenhorst/Maarten van Garderen.