Trotz des Verpassen seines ersten Major-Titels war am Dienstag - 50 Tage vor seinem nächsten sportlichen Auftritt auf rot-weiß-rotem Boden in Kitzbühel - bei einer Pressekonferenz mit Thiem im Austria Campus in Wien am Hauptsitz seines Sponsors zu vernehmen, dass er viel Positives aus Paris mitgenommen hat. "Es waren sehr schöne, ereignisreiche Wochen, eine unglaubliche Erfahrung", sagte er. "Dass ich mich da durchgesetzt und ins Finale gekommen bin, war sehr schön."
Ganz hoch wertet Thiem den "epischen" Erfolg über Djokovic bei sehr harten Bedingungen. "Das war wahrscheinlich mein größter Karriere-Erfolg bis jetzt - die Nummer eins geschlagen in meinem ersten Fünfsatzmatch in Paris." Bei Nadal aber habe man gesehen, was für ein Ausnahmesportler der sei. "So gut, wie er am Sonntag gespielt hat, hat er noch nie gespielt gegen mich. Das ist ein Ansporn, ganz, ganz hart weiterzuarbeiten. Ich freue mich schon jetzt auf Roland Garros 2020."
Serena-Williams-Causa: Thiem hat Lacher auf seiner Seite
Beim Sichten der Höhepunkte des Finales hat Thiem schon einige Elemente in seinem Spiel ausgemacht, bei denen er noch nachrüsten könne. "Da ist für mich noch Verbesserungspotenzial da. Er (Nadal, Anm.) hat keinen Volley verschlagen und wie er in den Platz reingestiegen ist." Als Thiem den Satzausgleich geschafft hatte, sei Nadal schnell wieder da gewesen. "Ich habe zwei Punkte schlecht gespielt, da ist er schon auf mich draufgestiegen." Die restlichen beiden Sätze endeten dann 1:6.
Thiem hat in den vergangenen beiden Wochen in Paris viele Schlagzeilen geschrieben, abseits des Courts auch mit der abgebrochenen Pressekonferenz bzw. wegen Serena Williams. "Wahnsinn, was das für Wellen geschlagen hat", war der Weltranglisten-Vierte über die Auswirkungen von Social Media bis in US-Talkshow "The View" überrascht. Und scherzhaft fügte er an: "Ich würde gerne als Wiedergutmachung Mixed in Wimbledon oder New York mit Serena spielen."
Dominic Thiem tritt in Halle an
Solche Side-Steps vom Einzel wird sich Thiem bei Grand Slam nicht leisten, zu groß sind seine Ambitionen. Schon liegt der Fokus des Lichtenwörthers auf Wimbledon und sein Rasen-Vorbereitungsturnier nächste Woche in Halle. "Es macht mir absolut Spaß, auf Rasen zu spielen", ließ er wissen. "Und ich habe wieder gesehen, wie unglaublich es ist, bei einem Grand Slam so gut zu spielen." Dass er in Wimbledon weit kommt, hält Thiem für möglich: "Aber ich habe kein Mindestziel."
Der Gewinner von 13 ATP-Turnieren glaubt auch nicht, dass er viel Zeit zum Gewöhnen an das Rasenspiel benötigen wird. "In zwei, drei Tagen sollte das gehen. Es ist eine Änderung bei der Beinarbeit, das Rutschen fällt weg." Grundsätzlich denkt Thiem aber nicht, dass eine große Adaption nötig ist. "Die guten Spieler werden sich wieder durchsetzen, auch wenn alles knapper zusammenrücken wird. Das Wichtigste ist, dass ich top-vorbereitet, körperlich, hungrig und fit ins Turnier gehe."