"Ich habe lange dafür gebraucht, den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, dass es mich wieder herhauen könnte", sagte der Kärntner Skirennläufer, der sich 2015 bei einem Abfahrtssturz in Gröden Wirbelbrüche zugezogen hatte. Es war erst Mayers achtes Rennen seit dem im vergangenen Dezember in Val d'Isere gegebenen Comeback, als Vierter im Gröden-Super-G hatte er schon am Podest geschnuppert.
"Es hat sich abgezeichnet, ich habe gemerkt, dass ich wieder um das Stockerl und auch um den Sieg mitfahren kann, wenn alles zusammenpasst. Ich habe das schon gewittert, muss ich sagen", meinte der 26-Jährige, der sich wie so viele, die in Kitzbühel gewinnen, einen "Kindheitstraum" erfüllte. Es war der vierte Weltcupsieg seiner Karriere.
"Habe mich nicht getraut, voll zu fahren"
Der Weg zurück war aber schwierig, verhehlte er nicht, auch wenn es an Motivation nie mangelte. "Es war ein harter Kampf. Ich hatte die Gedanken von dem, was passiert ist, immer wieder im Kopf und mich nicht getraut, voll zu fahren. Es war schwierig, das Ganze zu überwinden. Heute habe ich ihn runtergelassen. Ich habe nicht lange nachgedacht, einfach Gas gegeben, bin die Übergänge auf Zug gefahren. Hausbergkante und Traverseneinfahrt haben den Zeitunterschied ausgemacht. Das waren heute 100 Prozent und ich hoffe, das wird auch in Zukunft so sein."
Als er registrierte, dass auf der Anzeigentafel die Eins aufleuchtete, kam die Freude, später die Erleichterung. "Im Super-G muss man sehr viel riskieren, man weiß nicht immer, ob es richtig schnell ist, was man getan hat oder nicht. Von dem her war ich mir nicht ganz sicher, ob es gepasst hat." Es passte so gut, dass sich der Abfahrts-Olympiasieger nun daheim neben seine zwei silbernen Gämse von den zweiten Super-G-Rängen aus den Jahren 2013 und 2015 auch eine in Gold dazustellen darf.
"Kitzbühel ist das Größte"
Nach dem üblichen Interview-Marathon folgte am Abend noch die Siegerehrung, Mayer hoffte dennoch, etwas zur Ruhe kommen zu können. "Das wird extrem lange heute. Ich werde mich fokussieren und mit Ruhe in die Abfahrt reingehen. Ich würde auch die Abfahrt gerne gewinnen, ganz klar. Aber das wird vielleicht die schwierigste Abfahrt, die ich je in meiner Karriere gefahren bin. Sehr tough, eisig, schlagig. Aber ich liebe es. Das können wir jedes Mal machen."
Mit Mayer freuten sich nicht nur die Tausenden Skifans ("Heimrennen ist halt Heimrennen und Kitzbühel ist das Größte, wirklich Wahnsinn"), sondern auch die Teamkollegen. "Ich freue mich für ihn, er ist sauber gefahren. Der, der das Beste zeigt an dem Tag, hat es voll verdient zu gewinnen", sagte Max Franz (5.).
Jansrud gratuliert
Und auch Hannes Reichelt (Disqualifikation wegen Torfehlers) gratulierte: "Dem Mothl gönne ich es vom Herzen. Nach so einer Verletzung musst erst wieder den Mut haben, am Limit zu fahren. Respekt, das taugt mir für ihn." Auch Vincent Kriechmayr (13.) zollte Respekt. "Du musst da runter gut Skifahren. Der beste Skifahrer hat gewonnen - und das ist der Mothl."
Und auch wenn die Siegesserie von Kjetil Jansrud (9.) endete, ein fairer Sportsmann blieb der Norweger: "Gut, Matthias gewinnen zu sehen, das ist ein guter Tag für den Skisport." Alles Worte, die Mayer mit Demut annimmt. "Kjetil ist zu mir zum Gratulieren gekommen. Er findet es echt super, hat er gesagt. Man freut sich gegenseitig, gerade wenn so was passiert wie bei mir mit dem Sturz. Schön, wenn man sieht, dass sich die Leute mitfreuen."
Das Ergebnis