Die Szene steht unter Schock, Österreichs Speedherren starten in Kanada mit Trauerflor. Damit will man neben einem Kondolenzschreiben dem WM-Abfahrtsdritten von 2013 auch sportlich Respekt erweisen.
Der Franzose Poisson hatte sich mit seiner Equipe in Nakiska in der Provinz Alberta auf die Rennen im nahen Lake Louise vorbereitet und war vor einer Woche dort bei einer verunglückten Trainingsfahrt gegen einen Baum geprallt und tödlich verletzt worden.
Nachwuchs-Abfahrer trainierten auf Unfallstrecke weiter
Einige Ski-Teams hatten Nakiska danach verlassen. Österreichs Nachwuchs-Abfahrer trainierten hingegen auf der kanadischen Unfallstrecke weiter. Die interne Ausscheidung wurde aber verschoben, sie steigt nun diese Woche in einem der drei offiziellen Trainingsläufe in Lake Louise. 14 ÖSV-Läufer kommen nach Kanada, 10 dürfen am Samstag in der Abfahrt starten. Am Sonntag folgt ein Super-G.
Die Betroffenheit nach dem Unfall Poissons sei nach wie vor riesig, berichtete Andreas Puelacher. "Es hat wirklich jeden sehr getroffen", sagte der Herren-Rennsportleiter des ÖSV in Copper Mountain. Das "Speedcenter" des US-Skiverbandes in Colorado ist ebenfalls ein beliebter Vorbereitungs-Schauplatz vieler Ski-Teams auf die Nordamerika-Rennen.
So haben sich bis Sonntag dort auch die ÖSV-Asse rund um Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer den Feinschliff für Lake Louise geholt. Der Unfall sei natürlich auch in Copper ein bedrückendes Thema gewesen, gestand Puelacher. "Wir haben ihn teamintern angesprochen und versucht, ihn professionell zu verarbeiten."
Ski-Szene unter Schock
Als ein Ergebnis entschieden sich die ÖSV-Läufer noch vor eventuellen Maßnahmen des Internationalen Skiverbandes (FIS), in Lake Louise mit Trauerflor anzutreten. Insgesamt gelte es, so rasch wie möglich wieder eine Art Trainingsalltag herzustellen, erklärte Puelacher. "Nach den Trainings in Lake Louise werden wir sehen, ob es geklappt hat oder nicht. Je näher die Rennen kommen, umso mehr werden wir von den Athleten aber auch wieder fordern."
Dass die gesamte Ski-Szene unter Schock steht, bestätigte auch Roland Assinger. "So etwas geht jedem unter die Haut. Wir sind ja alle Teil einer Familie auf zwei Brettern", sagte der Cheftrainer der ÖSV-Speed-Damen gegenüber der APA.
Assingers Damen rund um Anna Veith, Cornelia Hütter oder Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer trainieren derzeit und noch bis Dienstag ebenfalls in Copper Mountain. Und zwar auf einer bestens abgesicherten Piste, wie der Kärntner betonte.
Aber auch in Nakiska sei die Trainings-Strecke an sich stets sehr gut betreut, betonte Assinger. "Es sind aber wieder einmal Faktoren passiert, die zu einem Unglück führten, bei dem einfach alles schief ging", mutmaßt der Ex-Rennläufer.
Natürlich denke man bei solch tragischen Ereignissen auch als Trainer besonders nach. Assinger: "Am Tag nach dem Unfall hat man deshalb auch hier am Hang in Copper eine andere Stimmung als in den Tagen davor gespürt. Denn das hat keinen kalt gelassen. Und dann schaut man halt gleich nochmals zwei Mal mehr über die Strecke drüber und wird einfach sensibler."