Jansrud verhinderte mit dem 22. Weltcupsieg, seinem 4. in Lake Louise, auch ein Stück österreichische Skigeschichte. Noch nie haben die ÖSV-Herren die ersten drei Saisonrennen gewonnen, was nach dem Slalomsieg von Marcel Hirscher in Levi und jenem von Max Franz am Samstag in der Abfahrt von Lake Louise möglich gewesen wäre.
Gleichzeitig lieferten die ÖSV-Asse eine starke Teamleistung ab und machten damit klar, dass der interne Kampf um die WM-Plätze ein Gemetzel wird. Mit Kriechmayr (2.), Reichelt (4.), Matthias Mayer (6.), Christian Walder (11.) und Franz (14.) kamen fünf Österreicher in die Top 14, in denen auch noch vier Norweger aufschienen.
"Husarenritt" in Lake Louise
Dass der dritte ÖSV-Sieg im dritten Saisonrennen knapp verpasst wurde, war zu verschmerzen. "So gut bin ich noch nie in die Saison gestartet", steckte Kriechmayr nach den Plätzen vier (Abfahrt) und zwei (Super-G) den knapp verpassten vierten Weltcuperfolg rasch weg und tröstete sich mit der erstmaligen Führung in der Gesamtwertung.
"Ich habe mehr ein lachendes als ein weinendes Auge. Es war ein gescheiter Husarenritt", sagte Kriechmayr. Er sei oben nicht optimal ins Fahren gekommen, erklärte er letztlich seinen Rückstand auf Jansrud. "Den Mittelteil habe ich dafür extrem gut getroffen. Aber um Kjetil zu biegen, braucht es eben einen sensationellen Lauf von oben bis unten. Der ist mir nicht gelungen weil ich ab der ersten Zwischenzeit zu hasardieren angefangen und keinen Speed mitgenommen habe. Das Ergebnis ist trotzdem sensationell."
Jetzt fahre er mit einem noch besseren Gefühl nach Beaver Creek in die USA, wo er seine ersten Punkte und im Vorjahr seinen ersten Sieg geholt hat. Der Kampf um die WM-Plätze werde mörderisch. "Wir sind ein extrem gutes Team. Wenn einer auslasst, ist sofort ein anderer da. Das ist gut. Wenn du deine Kollegen im Training herbrennst, weißt du, dass du auch im Rennen vorne dabei bist."
Reichelt ärgert sich über verpasstes Stockerl
Während Olympiasieger Mayer aktuelle Abstimmungsprobleme beim Material eingestand, musste sich Reichelt derselben Frage stellen wie Kriechmayr. "Platz vier ärgert mich aber ein bissl", hatte er aber eher das weinende Auge. "Aber der Speed passt, das ist das Wichtigste", sagte der Salzburger, der sich ebenfalls auf Beaver Creek freut. Dort ist er 2015 Weltmeister im Super-G geworden.
An die Norweger schickte Reichelt Komplimente. "Schon die Fahrt von Svindal war gut, Jansrud hat noch eins draufgesetzt." Der so Gelobte freute sich. "Vincent ist so stark, ich musste volles Risiko nehmen", sagt Jansrud. "Mit einer normalen Fahrt habe ich gegen ihn keine Chance." Sieben norwegische Super-G-Siege in Folge seien unfassbar. "Vielleicht sind wir am Saisonbeginn einfach schon etwas risikobereiter", vermutete er.
Vor dem Rennen hatte Erik Guay mit einer Farewell-Fahrt in Jeanshosen Abschied genommen. Der zweifache Weltmeister aus Kanada hatte vergangenen Donnerstag seine Karriere spontan beendet.