Liensberger hat im Sommer einen Skimarkenwechsel vom langjährigen Partner Rossignol zu Kästle vorgenommen, allerdings hat die 22-Jährige keinen gültigen Skischuh-Vertrag. Zuletzt durfte Liensberger zwar auf pool-konformem Rossignol-Material mit dem ÖSV-Team mittrainieren, die Rennerlaubnis für Sölden bekam sie letztlich aber doch nicht. Dazu hätte die Göfnerin bis Mittwoch 12.00 Uhr einen Zweijahres-Vertrag mit Rossignol unterzeichnen müssen.
"Sie hat bis heute 12.00 Uhr nicht die notwendigen Ausrüstungsverträge beim Austria Ski Pool vorgelegt. Daher kann ihr der ÖSV beim Weltcup-Riesentorlauf, am Samstag, 26. Oktober 2019 in Sölden keinen Startplatz gewähren", erklärte ÖSV-Sportdirektor Toni Giger in einer Verbands-Aussendung. "Sobald der Ausrüstungsvertrag dem Austria Ski Pool vorliegt, wird der ÖSV sie für die kommenden Weltcup-Rennen nominieren", ergänzte Giger.
Für Sölden ist es sich aber nicht mehr ausgegangen. Warum Liensberger die Frist verstreichen hatte lassen, war unklar, weil die Rennläuferin für den ÖSV am Mittwoch nicht erreichbar gewesen sei, erklärten Giger und Pool-Geschäftsführer Reinhold Zitz der APA - Austria Presse Agentur in der Innsbrucker ÖSV-Zentrale.
Reinhold Zitz: "Thema dreht sich seit fünf Monaten im Kreis"
Liensberger würde gerne künftig mit Kästle starten und hat die Ski aus ihrem Heimat-Bundesland auch schon ausführlich getestet. Bei Kästle hat man aber keine Skischuhe im Repertoire. Weil auch alle anderen Varianten gescheitert sind, bleibt der Technik-Spezialistin deshalb derzeit nur eine Rückkehr zum langjährigen Partner Rossignol. Dort nimmt man die Österreicherin aber nur bei einem Zweijahres-Vertrag zurück. Dem Vernehmen nach will Liensberger aber eine kürzere Vertragsdauer und hat auch noch weitere Bedingungen.
"Das Thema dreht sich bei uns seit fünf Monaten im Kreis", sagte Zitz, der noch am Mittwoch den Poolvertrag mit Kästle mit Wirksamkeit 30. 4. 2021 kündigte, um klare Verhältnisse zu schaffen. "Damit haben wir nun eine komplett neue Ausgangsposition", sagte der langjährige Pool-Geschäftsführer. "Offenbar hofft Liensberger, dass der ÖSV wenige Tage vor Sölden in die Knie geht", mutmaßte Zitz.
In dieser Causa nachzugeben, würde aber einen folgenschweren Präzedenzfall für den Austria Ski Pool, über den rund 380 Athleten und ebenso vielen Trainern, Betreuern, Serviceleuten und Ärzten rennsportrelevantes Material zur Verfügung gestellt wird, schaffen. Der Pool sei zudem ein Finanzierungsinstrument für den vom ÖSV geführten Hochleistungssport, so Zitz. "Dann würde uns das gesamte System um die Ohren fliegen. So etwas wie diesen Fall habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt."
Anton Giger: "Katharina Liensberger war nicht erreichbar für mich"
Der ÖSV hatte vergangene Samstag noch eine "lange und gute" (Giger) Unterredung mit Liensberger gehabt. "Wir haben mit ihr ausgemacht, dass Sölden nur Sinn macht, wenn sie bis Mittwoch unterschreibt", klärte Giger auf. "Sonst macht es keinen Sinn, es braucht ja auch eine seriöse Vorbereitung." Liensberger habe aber ihre Ankunft in Sölden immer wieder hinausgeschoben.
"Ich habe gehofft, dass das alles bis heute geklärt ist. Aber sie war nicht erreichbar für mich", erklärte Giger. Aus seiner Sicht stehe die Tür aber weiter offen. "Sobald sie unterschreibt, ist alles okay. Aber Sölden ist erledigt." Giger hofft intensiv, dass die Sache bald geklärt ist. "Sie ist ja eine Topläuferin, wir haben deshalb überdurchschnittlich investiert in Kathi. Wir halten viel von ihr sie hat eine große Zukunft."
Er sei von den aktuellen Ereignissen weniger überrascht, eher frustriert, so Giger. "Wir haben uns doch sehr dafür eingesetzt, dass das auf Schiene kommt. Und wir sind weiter um sie bemüht, die Tür steht offen. Aber sie braucht einen Ausrüstungsvertrag, damit sie Rennen fahren kann. Derzeit liegt der Ausrüstungsvertrag nicht vor, deshalb kann sie nicht fahren."