"Eine Wahnsinnsabfahrt! Mit Nummer zwei und einer Windlinie, was untypisch ist. Das war nicht so einfach für uns. Da haben wir schon die Vorläufer genau anschauen müssen, welche Linie man da wählt. Es war eine gewaltige Steigerung zum Training hin, von 3,6 auf 1,3 Sekunden Rückstand", jubelte Pircher. Es sei alles hauptsächlich eine Set-up-Sache gewesen, meinte er.
Fünf Runden habe man am Montag noch auf langen Latten trainiert, Aksel Lund Svindal und Hannes Reichelt seien auch noch zum Training dazugestoßen. "Da haben wir zwei gute Sparringpartner gehabt und noch einmal verschiedene Set-ups ausprobiert. Und ein recht passables gefunden, das wir heute verwendet haben. Deshalb kam diese perfekte Abfahrt mit dem geringen Zeitrückstand", erläuterte der Trainer des jeweils sechsfachen Gesamtweltcupsiegers und Weltmeisters.
In die selbe Kerbe schlug auch der Olympia-Sieger selbst: "Wir haben gestern noch ein Straftraining eingelegt und den Schlüssel für eine schnelle Abfahrt gefunden. Am Materialsektor haben wir ordentlich zulegen können, das Wohlbefinden war wie ausgewechselt. Dementsprechend hatte ich die Courage, die Dinge laufen zu lassen."
"Unser Ziel war Gold"
Pircher sprach deutlich aus, was Hirscher so nie gesagt hätte. "Unser Ziel war Gold, nicht Silber. Die Ausgangssituation war nach der Abfahrt recht gut. Alexis Pinturault ist auch eine ganz starke Abfahrt gefahren, aber wir wussten, die drei Zehntel können wir aufholen. Allerdings bedarf es auch eines gewissen Risikos im Slalom, taktieren war nicht mehr angesagt."
Dann waren da aber der Wind, die fehlende Bodensicht, da passiert ein Einfädler schnell. "Aber er ist einen gewaltigen Slalom gefahren, unglaublich, auch da war das Set-up nicht leicht. Heute sind mir sogar einmal die Tränen runtergeronnen, obwohl ich so ein cooler Hund bin", gestand Pircher mit glänzenden Augen.
"Scheißegal, was noch passiert"
Dass Olympia-Gold bereits nach der Kombi abgehakt sei, bedeute, dass das ganz große Ziel, das man noch gehabt habe, erreicht sei. "Was kann noch kommen? Unser Ziel war eine Goldene, nicht drei Silberne. Die eine haben wir, jetzt kann Marcel im Riesentorlauf und Slalom befreit drauflos fahren. Und scheißegal, was jetzt noch passiert. Wir wollten eine. Was jetzt noch kommt ist Draufgabe. Wir haben jetzt alles in der Tasche, was er sich in seiner Karriere vorgenommen hat."
Den neuen Olympiasieger hatte Pircher zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen und persönlich gratuliert. Er werde ihn mit den Worten "Du Wahnsinniger!" begrüßen.