Von Ulrike Weinrich aus Melbourne
Im Hexenkessel Rod Laver Arena behielten Marach und Pavic kühlen Kopf. Und das, obwohl viele kolumbianische Fans ihre Landsleute immer wieder lautstark anfeuerten und vom Stuhlschiedsrichter mehrfach zur Ruhe aufgefordert wurden. Nach 1:33 Stunden verwandelten Routinier Marach (37) und Linkshänder Pavic (24) ihren ersten Matchball - um 0:43 Uhr Ortszeit. Beide konnten ihr Glück kaum fassen. "Wir haben einen unglaublichen Lauf. Ich bin sprachlos. Das hier ist mein Lieblings-Grand-Slam. Ich bin zwar schon alt, aber ich hoffe, ich kann nächstes Jahr wiederkommen und den Titel verteidigen", sagte der sichtlich gerührte Marach, der sich auf Spanisch auch noch bei seiner Familie bedankte.
Der in Panama lebende Marach ist der dritte Österreicher nach Jürgen Melzer (Wimbledon 2010, US Open 2011) und Julian Knowle (US Open 2007), der im Herren-Doppel einen Major-Coup landen konnte. Die Gewinner von Melbourne kassierten ein Preisgeld von insgesamt umgerechnet knapp 453.000 Euro. Ihr erstes Grand-Slam-Endspiel hatten Marach/Pavic im Juli 2017 in Wimbledon denkbar knapp verloren - mit 11:13 im fünften Satz gegen die Ausnahmekönner Lukasz Kubot/Marcelo Melo (Polen/Brasilien).
Oldie Marach nervenstark in engem Match
Vor allen Dingen Marach präsentierte sich auf dem Centre Court äußerst nervenstark. Der Rechtshänder mit den neongelben Schuhen und dem falsch herum aufgesetzten Basecap wehrte beim Stand von 1:2 im ersten Satz vier Breakbälle ab. Wenig später nahm die europäische Kombination ihren südamerikanischen Gegnern den Aufschlag zur 5:4-Führung ab. Pavic gelang dann mit einem Volley-Cross der Punkt zum Satzgewinn nach 46 Minuten.
Im zweiten Durchgang blieb die Partie eng. Erneut musste Marach beim Stand von 0:1 zwei Breakbälle abwehren, doch das Selbstvertrauen war dem an Position sieben gesetzten Gespann nach den Erfolgen der letzten Wochen anzumerken. Die Vorentscheidung fiel erneut im neunten Spiel, das sich die Rückschläger Marach/Pavic holten. Kurz darauf besiegelte Marach mit einem Aufschlagwinner den Triumph.
Marach spielt auf Reserve: "Mein Körper ist übersäuert"
In dieser Saison sind Marach/Pavic damit weiterhin ungeschlagen, nachdem sie vor den Aussie Open bereits die Turniere in Doha sowie Auckland gewonnen haben. "Wir haben das Selbstvertrauen von den ersten Wochen des Jahres, das macht bei den wichtigen Punkten viel aus", hatte der Grazer zuletzt immer wieder betont. Die Kehrseite der Medaille? Die Kräfte schwanden zuletzt spürbar. "Ich spiele auf Reserve. Ich habe jetzt zwar keine Verletzungen, aber der Körper ist nach den vielen Spielen einfach übersäuert", erklärte "Oli". Nach einem Jubler im Semifinale gegen Jan-Lennard Struff/Ben Mclachlan (Warstein/Japan) war Marach sogar kurz schwindelig geworden.
Pavic ist zwar 13 Jahre jünger als Marach, doch der Linkshänder aus Split musste am Donnerstag nach dem Doppel-Halbfinale auch noch im Mixed ran. Genauso wie am Freitag, als er mit der Kanadierin Gabriela Dabrowski ebenfalls das Endspiel erreichte, das am Sonntagnachmittag Ortszeit ausgespielt wird.
Davis-Cup-Einsatz gegen Weißrussland ist geplant
Trotz der Strapazen in den vergangenen Wochen will Marach unbedingt im Davis-Cup-Duell für die Alpenrepublik gegen Weißrussland (2./3. Februar) in St. Pölten spielen. "Das ist mir sehr wichtig. Ich werde dort aber erst am Mittwoch ins Training einsteigen. Ich fliege am Sonntag zurück", kündigte Marach an. Mit Kapitän Stefan Koubek ist das abgestimmt. Zuerst will sich der Melbourne-Finalist nach der Heimreise vom Arzt beziehungsweise Physio durchchecken lassen.