Wohl dem, der im Tennissport ein eigenes Markenzeichen kreiert hat, so wie das Juan Martin del Potro gelungen ist: Der einzigartige Vorhandschwinger weist ohne jeden Zweifel auf den US-Open-Sieger von 2009 hin, seinem Achtelfinalgegner von Acapulco, David Ferrer, war dies natürlich bekannt. Der Spanier allerdings ist so etwas wie ein DelPo-Experte, hatte vor dem letzten Match am Mittwoch (Ortszeit) eine positive Bilanz seinen Kontrahenten mitgebracht. Umso höher ist die Leistung del Potros einzuschätzen, der sich trotz zweimaligen Satzverlusts und trotz einer ungewohnten Streuung bei seinem Paradeschlag doch noch den Einzug ins Viertelfinale gegen Dominic Thiem sicherte. Auch weil eine Spielvariante ganz besonders gut funktionierte: der Lob mit der Rückhand. Egal, ob mit Slice oder Spin gespielt.
Und den Fans in Mexiko damit ein Match bescherte, das als Spitzenspiel des Viertelfinales des ATP-World-Tour-500-Turniers durchgehen muss: Es trifft die Nummer sechs der Welt auf die Nummer neun. Und der Höhergereihte, Dominic Thiem, geht nicht unbedingt als Favorit in die Begegnung. Schließlich hat die österreichische Nummer eins alle drei Partien gegen del Potro verloren, zuletzt bei den US Open im Spätsommer 2017, als Thiem zwei Matchbälle ungenutzt ließ.
Del Potro hat das Jahr 2018 einigermaßen erfolgreich gestartet, in Auckland das Finale erreicht, wo er Roberto Bautista Agut unterlag. Die Aufgaben bei den Australian Open waren von Beginn an anspruchsvoll, nach Erfolgen gegen die hoffnungsvollen Nachwuchskräfte Frances Tiafoe und Karen Khachanov kam das Aus für del Potro im Veteranen-Duell gegen Tomas Berdych. Den dritten Turnierauftritt gab der Argentinier vergangene Woche in Delray Beach, dort konnte sich Tiafoe für die Melbourne-Niederlage revanchieren.
Zwei Publikumsfavoriten
Revanche will sicherlich auch Dominic Thiem nehmen. Nach seinem Erfolg gegen Denis Shapovalov sprach der 24-Jährige von einem fast perfekten Match, gegen del Potro steht ein Match unter völlig anderen Vorzeichen bevor: Shapovalov, der flinke Kanadier mit der einhändigen, linken Rückhand, hat spielerisch gleich gar nichts gemein mit Juan Martin del Potro. Thiem ist mittlerweile allerdings erfahren genug, um sich auf diese Spielanlage einzustellen.
Wie gut das dem Österreicher gelingt, wird auch am Aufschlag liegen. Gegen Shapovalov ließ Thiem keinen einzigen Breakball zu, gegen Norrie schaffte es die Nummer drei des Turniers andererseits nicht, im zweiten Satz bei 5:4 auszuservieren. Im Vergleich zu den beiden Linkshändern ist Juan Martin del Potro ein nachgerade herausragender Returnspieler. Der auch auf der Rückhandseite immer mehr Vertrauen in sein mehrfach operiertes Handgelenk gewinnt - die Zeiten, da sich del Potro nur mit einem Slice zu helfen wusste, sind vorbei.
Was die Unterstützung von den Rängen anbelangt, deutet sich ein ausgeglichenes Match an: Gemessen an den Reaktionen der Fans in seinen ersten beiden Matches erfreut sich Dominic Thiem als Sieger von 2016 in Acapulco großer Beliebtheit, dass del Potro weltweit gut ankommt, ist bekannt. Das letzte Aufeinandertreffen auf dem Grandstand in New York City war noch ein Heimspiel für den Argentinier gewesen.