Sechs Jahre ist es her, dass eine deutsche Mannschaft ins Finale des Eurocup einzog. In der Zwischenrunde hat die BBL fünf heiße Eisen im Feuer, doch Bayern München, Alba Berlin, Ratiopharm Ulm, die EWE Baskets Oldenburg und die MPH Riesen Ludwigsburg haben allesamt keine einfachen Gruppen erwischt haben. Wer schafft es in die K.o.-Phase?
Gruppe G
FC Bayern München
Dem knappen und enttäuschenden Aus in der Euroleague folgt für die Bayern die Wiedergutmachung im Eurocup - so stellen es sich zumindest die Verantwortlichen vor. Als eines der Topfavoriten des Wettbewerbs kann sich der FCB im Top 32 nur selbst schlagen.
Letztes Jahr kam das Team von Svetislav Pesic ohne Niederlage durch die Zwischenrunde, das muss auch diese Saison das Ziel sein. Nach dem erwarteten Abgang von K.C. Rivers haben die Bayern mit Justin Cobbs einen soliden Ersatz verpflichtet.
Der US-Amerikaner kommt aus der türkischen Liga von Istanbul BSB, spielte zuvor aber schon in Frankfurt und kam in 27 BBL-Spielen auf 14,4 Punkte und 4,4 Assists. Vasilje Micic kann den Bayern hingegen nicht mehr helfen. Der serbische Guard wurde bis zum Saisonende zu Roter Stern Belgrad ausgeliehen und spielt an der Seite von Maik Zirbes weiterhin in der Euroleague.
Die Spielzeit von Paul Zipser sollte im Eurocup ansteigen und auch Maxi Kleber wird nach seiner langen Verletzungspause endlich das Bayern-Jersey überstreifen können.
Ratiopharm Ulm
Mit Ulm kämpft ein nationaler Konkurrent mit dem FCB um den Einzug ins Achtelfinale. Beim Aufeinandertreffen am Sonntag in der BBL setzten die Münchener ein erstes Zeichen und schenkten den Gästen im Audi Dome satte 101 Punkte ein. Die sieben Spiele andauernde Siegesserie der Ulmer fand damit ein jähes Ende, dennoch ist ein Aufwärtstrend zu erkennen.
In der Vorrunde zeigte das Team von Thorsten Leibenath vor allem von der Dreierlinie Schwächen. Eine Quote von 34 Prozent ist bei 21,5 Versuchen von Downtown pro Spiel schlicht zu wenig. Vor allem Per Günther hat seinen Groove in dieser Saison noch nicht gefunden.
Vielleicht auch deswegen hat sich Ulm auf der Spielmacher-Position verstärkt und Pierria Henry vom georgische Klub Vita Tbilisi verpflichtet. Der US-Amerikaner kam in der osteuropäischen VTB League auf 13,8 Punkte, 6,6 Rebounds, 6,2 Assists und 2,9 Steals pro Spiel.
Die Qualifikation für das Top 32 gelang am letzten Spieltag der Vorrunde, zu schaffen machte den Ulmern vor allem die Heimschwäche. Den Vorteil der eigenen Halle müssen Günther und Co. in der Zwischenrunde definitiv besser nutzen, um zum dritten Mal in drei Jahren in die K.o.-Runde einzuziehen.
Dominion Basket Bilbao
Etwas dagegen haben Bilbao Basket und Banvit Bandirma aus der Türkei - zwei Teams, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das spanische Top-Team hat mit Alex Mumbru, Raul Lopez und Axel Hervelle noch drei Spieler im Kader, die mit Bilbao in der Saison 2012/2013 bis ins Finale des Wettbewerbs vorstießen. Zudem gewannen sie als Spieler von Real Madrid das Turnier im Jahr 2007.
Combo-Guard Clevin Hannah und Scharfschütze Dairis Bertans runden eine exzellente Starting FIve ab, die sich vor keiner Mannschaft verstecken muss.
Mit acht Siegen setzte sich Bilbao souverän in der Vorrunde durch, nun legten die Basken mit der Verpflichtung von Mirza Begic noch einmal nach. Vor allem beim Rebounding, das in der Gruppenphase ausbaufähig war, wird der Center-Veteran helfen.
Banvit Bandirma
Der türkische Vertreter ist klarer Außenseiter und qualifizierte sich nur als Vierter einer schwachen Vorrundengruppe. Nach dem kompletten Umbau im Sommer brauchte das Team Zeit zur Eingewöhnung, doch mit vier Siegen aus den letzten fünf Spielen schaffte Banvit den Sprung ins Top 32.
Das Hauptaugenmerk der gegnerischen Verteidigung sollte auf Courtney Fortson liegen. Der Spielmacher ist Dreh- und Angelpunkt des türkischen Angriffs, in der Gruppenphase gelang ihm bereits ein Triple Double.
Nichtsdestotrotz ist für das Team von Selcuk Ernak nicht viel drin. Eine Niederlage gegen Bandirma könnte jedes der anderen drei Teams die Qualifikation für die K.o.-Runde kosten.
Gruppe I
EWE Baskets Oldenburg
Nach dem schlechten Start mit drei Pleiten am Stück hatten nicht viele noch damit gerechnet, dass sie die Donnervögel für die Zwischenrunde würden qualifizieren können. Dabei war Oldenburg nur eines von vier Teams, dem das mit einer negativen Bilanz (4-6) gelang.
Die Formkurve von Brian Qvale zeigte nach verhaltenem Beginn stark nach oben - der Big Man hatte großen Anteil an der Leistungssteigerung der Baskets. Mit Limoges und Valencia warten zwei harte Konkurrenten, doch unter Umständen könnte es reichen, einem der beiden Favoriten einen Sieg abzutrotzen und gegen Thessaloniki zweimal zu gewinnen.
Natürlich hat Oldenburg selbst höhere Ziele. Wenn Vaughn Duggins seine starken Auftritte der letzten Spiele zur Regel macht und der Motor von Ricky Paulding weiter schnurrt wie ein gediegener Oldtimer, können die Donnervögel vielleicht doch mehr erreichen, als ihnen die Beobachter in dieser Gruppe zutrauen.
Limoges CSP
Werfen kann Heiko Schaffartzik. Der deutsche Spielmacher der Franzosen zeigte eine starke Saison in Limoges, nachdem er von den Bayern aussortiert worden war. Mit starkem Shooting führte er den französischen Meister mehrfach zum Sieg in der Euroleague-Vorrunde, doch letztlich reichte es nicht ganz für die nächste Runde.
Der Weg von Limoges geht im Eurocup weiter - und die Verantwortlichen verpflichteten dafür gleich einmal einen neuen Mitreisenden: Bo McCalebb. Der Ex-Bayern-Spieler soll neben Leo Westerman und Schaffartzik eine weitere Facette ins Guard-Spiel der Franzosen bringen. Mit seiner Athletik, starken Drives und den Scoring-Fähigkeiten ergänzt er den Backcourt von Limoges perfekt.
Das Breakout-Jahr von Nobel Boungou-Colo fand am 10. Spieltag mit der Wahl zum Spieltags-MVP seinen vorläufigen Höhepunkt. Gut möglich, dass der Small Forward im Top 32 noch das ein oder andere Sahnespiel raushaut.
Valencia Basket
Souverän spielte sich Valencia durch die Vorrunde - nichts anderes war zu erwarten. Doch dass die Spanier als einziges Team nicht einmal als Verlierer vom Parkett gingen, untermauerte den Titelanspruch der Mannschaft von Pedro Martinez noch einmal eindruckvoll.
Nimmt man dazu noch die 14 Siege in 14 Spielen in der spanischen Liga, ist klar: Der Gruppensieg geht nur über Valencia. Prunkstück des Teams ist die Defensive, die im Turnier bisher nur 68,9 gegnerische Punkte zugelassen hat. Einzige Schwachstelle ist das Scoring in fremden Hallen - eventuell kann Oldenburg das zu Hause ausnutzen.
Der als Ersatz für den verletzten Antoine Diot gekommene Jon Stefansson wurde unterdessen mit einem Vertrag bis zum Saisonende ausgestattet. Er kam bisher in neun Spielen auf 6,4 Punkte und 2,1 Assists.
PAOK Thessaloniki
Seit 2007 war PAOK nicht mehr in der K.o.-Runde des Eurocup vertreten, auch diese Saison wird es schwer. Zu stark scheinen Valencia und Limoges. Doch was für Oldenburg gilt, gilt auch für das Team von Soulis Markopoulos. Denn wer glaubt, Thessaloniki gäbe schon vor dem ersten Spiel auf, der kennt die Mentalität der Griechen schlecht.
Erst kürzlich verstärkte sich das Team mit Sofoklis Schortsanitis, der auch gleich für einen Schub sorgte. In den letzten drei Spielen, die Paok allesamt gewann und sich so für das Top 32 qualifizierte, erzielte die Mannschaft starke 89 Punkte pro Partie.
Die Kehrseite des Run-and-Gun ist die Verteidigung, die alles andere als elitär ist. Vor allem von Downtown lässt Thessaloniki zu viele offene Würfe - und Treffer zu.
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Gruppe J
Alba Berlin
Beinahe wäre das Malheur passiert. Berlin stand in der Vorrunde kurz vor dem Aus - und das obwohl man ursprünglich enttäuscht war, keine Wildcard für die Euroleague bekommen zu haben. Der Kaderumbau des Sommers hat gut funktioniert und in der BBL liegt Alba weiterhin gut im Rennen um die Spitzenposition.
Im Eurocup jedoch sorgten der Schlendrian und fehlende Konstanz für einige Schweißperlen auf der Stirn von Coach Sasa Obradovic. Sei's drum. Jetzt steht alles wieder auf null. Berlin kann - und muss - im Top 32 eine Schippe drauflegen.
Ein Viertel ihrer Punkte erarbeiten sich die Berliner an der Freiwurflinie, ein ganz klares Zeichen für die zum Korb orientierten Guard-Bewegungen. Von Downtown klappt es diese Saison kaum bis gar nicht (6,1 Dreier pro Spiel, 31 Prozent Trefferquote). Ein Lichtblick ist die Inside-Defense um Mitchell Watt und Elmedin Kikanovic, die es den Gegenspielern im gesamten Wettbewerb am schwersten macht, in der Zone zu punkten.
Als Vierter der Vorrundengruppe sind die Albatrosse auf dem Papier die Außenseiter, doch eigentlich sollte Berlin in der Lage sein, die Litauer von Neptunas Klaipeda und Aris Thessaloniki hinter sich zu lassen.
EA7 Emporio Armani Milan
Nix war es mit dem Top 16 in der Euroleague für den italienischen A-Lizenz-Inhaber. Stattdessen tragen die Eintrittskarten für das Mediolanum Forum in Mailand nun den Aufdruck "Eurocup". Als Gruppenletzter bekleckerte sich der Traditionsklub nicht mit Ruhm, auch wenn er mit Alessandro Gentile den Topscorer der Vorrunde stellte. Oder gerade deswegen?
Auffällig war, dass EA7 selten wie ein echtes Team auftrat. Viel zu häufig wurden Gentiles Isolations gesucht, um zum Erfolg zu kommen. Hoffentlich hat Coach Jasmin Repesa verstanden, dass es mit dem Kopf durch die Wand nicht funktioniert. Dennoch sind die Einzelspieler von hoher Qualität und können jederzeit ein Spiel entscheiden.
Ex-BBL-MVP Jamel McLean freut sich sicher schon auf die Rückkehr nach Berlin zu seinen alten Kollegen. Nachdem der Big Man im Laufe der Gruppenphase immer besser in Tritt kam, sind die Albatrosse vermutlich weniger scharf auf das Wiedersehen. Der Anspruch von Milan muss es nun sein, die Zwischenrunde zu gewinnen, um nicht völlig das Gesicht zu verlieren.
Aris Thessaloniki
Gleich zwei Teams aus der nordgriechischen Stadt haben es in das Top 32 geschafft, Aris war dabei seit drei Saisons überhaupt nicht im Wettbewerb vertreten. Das Team von Coach Dimitris Priftis ist so etwas wie die Memphis Grizzlies des Turniers.
Hauptverantwortlich für die sieben Siege aus zehn Spielen war die Beton-Defense, die sowohl innen (3,4 Blocks) als auch am Perimeter (27 Prozent gegnerische Trefferquote) kaum zu überwinden war. Kombiniert mit einem Fokus auf fehlerfreien Spielaufbau reichten die durchschnittlich 73,3 Punkte pro Partie aus, um als Gruppenerster in die Zwischenrunde einzuziehen.
Große Namen sucht man im Kader von Thessaloniki vergebens. Erste Option - wenn auch keine effiziente - ist der US-Amerikaner Jerel McNeal.
Neptunas Klaipeda
Ein Sieg, fünf Niederlagen. Mit dieser Bilanz beendete Klaipeda das Top 32 vergangenes Jahr - und es spricht wenig dafür, dass es 2015/2016 anders aussehen wird. Das extrem kleine Team war in der Zone defensiv ein ums andere Mal überfordert.
Positiv hervorzuheben ist die Offensive, die sich von Daniel Ewing geführt wird. Mit 15,8 Punkten und 4,1 Assists in nur 25 Minuten Spielzeit lenkt der Veteran das Spiel der Litauer vorbildlich.
Aufpassen müssen die Gegner zudem auf Scharfschütze Travis Bader, der knapp 60 Prozent seiner Dreier durch die Reuse schickt. Dennoch muss sich Neptunas gewaltig strecken, um in dieser Gruppe nicht Letzter zu werden.
Gruppe L
MHP Riesen Ludwigsburg
Das erste Mal seit acht Jahren waren die Ludwigsburger im Eurocup dabei - und schafften prompt einen souveränen Einzug ins Top 32. Mit einem Sieg über Gran Canaria ließen die Süddeutschen aufhorchen und lediglich die beiden unglücklichen Pleiten gegen Reggio Emilia verhinderten den Gruppensieg.
Pünktlich zur Zwischenrunde begrüßt die Mannschaft einen alten Bekannten: Kerron Johnson kehrt von seinem Abstecher nach Frankreich zurück und geht wieder in Gelb auf Korbjagd. Vergangene Saison hatte der Point Guard für Luwigsburg in der BBL 14,4 Punkte sowie 3,9 Assists aufgelegt.
Die große Stärke der Mannschaft von John Patrick ist die Ausgeglichenheit. Mit Mustafa Shakur (14,2 Punkte) und Rocks Tryce (10 Punkte) hat Ludwigsburg nur zwei Spieler im Roster, die zweistellig scoren. Den Rest der starken 81,8 Punkte pro Partie kommen vom Kollektiv, aus dem Abend für Abend unterschiedliche Rotationsspieler hervorstechen.
Gegen die Konkurrenz aus Osteuropa wird es Ludwigsburg dennoch schwer haben, einen der ersten beiden Plätze zu ergattern, der den Einzug ins Achtelfinale bedeuten würde.
Stelmet Zielona Gora
Der polnische Champion hat in der Euroleague für Furore gesorgt, auch wenn es nicht ganz mit der Qualifikation für die nächste Runde geklappt hat. Vor allem die Entwicklung von Forward Mateusz Ponitka ist hervorzuheben - und wird den großen Klubs des Kontinents sicher nicht verborgen geblieben sein.
Wer auswärts beim FC Barcelona nur klapp verliert und Lokomotiv Kuban Krasnodar in fremder Halle sogar schlägt, hat in der Zwischenrunde des Eurocup eigentlich nicht viel zu fürchten. Doch die geringe Punkteausbeute (66,4 Zähler pro Partie) und das schlechte Shooting (31 Prozent Dreier) schrauben sich nicht von selbst in die Höhe, nur weil man jetzt im Eurocup spielt.
Die Polen kämpfen mit St. Petersburg um Platz eins in der Gruppe und sollten auch in der K.o.-Phase noch gute Chancen aufs Weiterkommen haben.
Umana Reyer Venice
Carlo Recalati hat es geschafft. Nach 30-jähriger(!) Abstinenz vom Eurocup steht Venedig direkt wieder im Top 32. Die Italiener überzeugten vor allem zu Saisonbeginn, im Dezember handelten sie sich noch drei Niederlagen ein. Dennoch war die Zwischenrunde perfekt.
Mike Green und Phil Goss sind die Hauptakteure, die Umana Reyer zu dem Team machen, das es ist. Sie dirigieren ihre Mitspieler und kreieren stets gute Möglichkeiten. Das dynamische Backcourt-Duo passt dabei auch noch gut auf den Spalding auf und schenkt selten Bälle her.
Auswärts hatte Venedig in der Vorrunde große Probleme. Falls diese sich nicht auf wundersame Weise in Luft aufgelöst haben, werden die Italiener mit dem Kampf um die vorderen Plätze nichts zu tun haben.
Zenit St. Petersburg
Bereits nach sieben Vorrundenspielen konnte sich Zenit zurücklehnen und für die Zwischenrunde planen, denn die Qualifikation stand bereits fest. Doch St. Petersburg legte direkt noch zwei Siege nach und setzte ein dickes Ausrufezeichen hinter die Kampfansage, dass mit ihnen im weiteren Verlauf des Turniers gerechnet werden muss.
Als eines von nur vier Teams stellen die Russen sowohl eine Top-10-Offense als auch eine Top-10-Defense. Dank vieler Steals und guter Arbeit beim Defensiv-Rebounds gelingen Zenit immer wieder einfache Punkte im Fastbreak.
In Ryan Toolson hat das Team den besten Sniper des Wettbewerbs, der es pro Partie 3,7 Mal von Downtown klingeln lässt. Der Rest der Mannschaft zeigt sich von draußen allerdings wenig treffsicher - eine Schwäche, die es auszunutzen gilt.
Die weiteren Gruppen
Gruppe H
Strasbourg IG, Herbalife Gran Canaria, Avtodor Saratov, Hapoel Bank Yahav Jerusalem
Gruppe K
Pinar Karsiyaka Izmir, Trabzonspor Medical Park, Dolomiti Energia Trento, Grissin Bon Reggio Emilia
Gruppe M
Maccabi Fox Tel Aviv, Unics Kazan, Nizhny Novgorod, Union Olimpija Ljubljana
Gruppe N
Dinamo Banco di Sardegna Sassari, CAI Zaragoza, Szolnoki Olaj, Galatasaray Istanbul
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