"Glück der Leute hängt vom Team ab"

Jan Dafeld
12. Mai 201516:45
Georgios Printezis (M.) peilt mit Olympiakos seinen dritten Euroleague-Titel angetty
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Dank seines Buzzerbeaters gegen den FC Barcelona steht Olympiakos Piräus erneut im Final Four der Turkish Airlines Euroleague (Fr., ab 18 Uhr im LIVE-TICKER). Georgios Printezis denkt im SPOX-Interview aber auch an seine griechischen Landsleute. Zudem spricht er über Vassilis Spanoulis' besondere Fähigkeiten, einen eigenartigen Wurf, die Liebe zu Olympiakos und seinen Traum von der NBA.

SPOX: Herr Printezis, im Viertelfinale gegen Barcelona galten Sie wie bei Ihren Titeln 2012 und 2013 nicht gerade als Favorit. Nun stehen sie nach einem Jahr Pause wieder im Final Four. Gefällt Ihnen die Rolle des Underdogs am Ende sogar ganz gut?

Georgios Printezis: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wir Spieler denken darüber nicht so viel nach. Irgendwie war aber schon etwas an unserer Rolle als Underdog, schließlich waren die Spiele unglaublich eng und die Entscheidung fiel erst mit dem Buzzer. Worauf es aber vor allem ankommt, ist, dass jeder bei uns weiß, dass er hart spielen muss. Dass er jede Sekunde konzentriert sein muss. Das sind die kleinen Dinge, die dich besser und auch in der Euroleague Großes möglich machen.

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SPOX: Trotz des Erfolgs gegen Barcelona wird vor dem Final Four kaum über Olympiakos gesprochen. Ist es ein Vorteil nicht so sehr im Rampenlicht zu stehen?

Printezis: Diese Rolle ist ganz normal für uns. Real Madrid hat auch in meinen Augen das wohl beste Team beisammen. Sie haben eine sehr große Erfahrung und großartige Spieler. Vielleicht ist es deshalb normal, dass wir hier nur Außenseiter sind - oder zumindest, dass die Leute denken, dass wir das sind.

SPOX: Werden eventuelle Favoriten- und Underdogrollen aus Ihrer Sicht generell überbewertet?

Printezis: Irgendwie schon. Die Teams, die es so weit schaffen, haben immer eine gewisse Qualität und somit auch immer die Möglichkeit, den Titel mit nach Hause zu nehmen. Wir mögen vielleicht der Underdog sein, dennoch muss jedes Team gegen uns seine Bestleistung abrufen - und das müssen wir auch. Aber eines ist klar: Wir haben es verdient, hier zu stehen. Jedes Team, das es so weit schafft, tut dies.

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SPOX: Irgendwie gelingt es Olympiakos immer wieder, in den Kreis der ganz großen Favoriten einzubrechen. Woher kommt die Konstanz?

Printezis: Nun ja, es weiß ja jeder, dass wir Vassilis Spanoulis haben. Er ist einfach ein überragender Spieler. Allein das ist ein wichtiger Grund unseres Erfolgs. Punkt Nummer zwei ist: Wir haben eine tolle Teamchemie und denken immer von Spiel zu Spiel. Wir sind gedanklich noch nicht im Endspiel und verbessern uns von Tag zu Tag. Vielleicht stehen wir auch nicht ganz so unter Druck wie manch andere Teams.

SPOX: Sie haben die Klasse von Spanoulis angesprochen: Funktioniert das Zusammenspiel zwischen ihnen beiden nach all den Jahren mittlerweile praktisch automatisch.

Printezis: Ja, so kann man das sagen. Wir haben so viele Jahre zusammen gespielt, dass wir uns nun sehr gut kennen. Er weiß genau, wo ich den Ball haben möchte, welchen Wurf ich brauche, was ich als nächstes tun werde und so weiter. Er ist zudem ein Typ, der sehr viel mit jedem im Team kommuniziert. Ich liebe es, mit ihm in einem Team zu spielen.

SPOX: In den letzten Wochen gab es weniger erfreuliche Schlagzeilen um Spanoulis. Nach dem Derby wurde Panathinaikos-Anhängern bedroht. Nimmt die Rivalität zwischen Olympiakos und Pana in solchen Fällen zu extreme Formen an?

Printezis: Die aktuelle Situation in Griechenland spielt dabei eine Rolle. Die Menschen haben kaum Geld, keinen Luxus und so wird der Erfolg des eigenen Teams noch wichtiger wird als er ohnehin schon immer war. Das Glück der Menschen hängt stark vom Erfolg ihres Teams ab.

SPOX: Wie würden Sie die Rivalität zu Panathinaikos allgemein charakterisieren?

Printezis: Der Hauptgrund für diese Rivalität ist wahrscheinlich alleine schon, dass beide Mannschaften immer sehr erfolgreich waren. Wir haben sehr viele starke Spieler in Griechenland, die den Kern der beiden Mannschaften bilden. Zudem sind die griechischen Coaches hervorragend, beide Teams sind taktisch auf einem enorm hohen Level. Außerdem profitieren wir beide natürlich von einem fantastischen Heimvorteil.

SPOX: Setzt einen dies als Spieler zusätzlich unter Druck?

Printezis: Natürlich nimmt die Erwartungshaltung zu. Wir Spieler sind uns dessen natürlich auch bewusst. Entscheidend ist dabei, dass die Fans im Spiel hinter uns stehen und uns unterstützen. SPOX

SPOX: Geht man in diese Derbys mit einer zusätzlichen Motivation an oder wird man durch die Rivalität vielleicht sogar etwas gehemmt?

Printezis: Ich blende das alles eigentlich soweit es geht aus. Ich bin immer drei, vier Stunden vor dem Spiel in der Halle und kriege von den Fans somit auch praktisch nichts mit. Ich lese nicht mal die Zeitungsberichte vor den Spielen.

SPOX: Aber die Stimmung beeinflusst doch auch die Leistung, oder nicht?

Printezis: Das wird niemals eine Ausrede für mich sein. Wenn ich ein Spiel verliere, werde ich versuchen mich zu verbessern aber nicht die Schuld bei jemand anderem suchen.

Seite 1: Printezis über die Außenseiterrolle, das Final Four und die Rivalität mit Pana

Seite 2: Printezis über Spanoulis, seinen eigenartigen Wurf und den NBA-Traum

SPOX: Auslöser für die letzten Irritationen war ein wichtiger Dreier von Spanoulis, den er aufreizend feierte. Spanoulis ist für seine Nervenstärke in entscheidenden Situationen bekannt. Sie halten es ähnlich, entschieden das Viertelfinale gegen Barca per Buzzerbeater. Würden sie diese Erfolge auf eine gewisse Mentalität zurückführen oder ist da auch eine kleine Portion Glück dabei?

Printezis: Nein, ich kenne Vassilis jetzt schon sehr lange und natürlich hat er die Mentalität eines absoluten Leaders. Er hat keine Angst davor, Verantwortung und große Würfe zu nehmen. Deshalb ist auch der Respekt der Gegner vor ihm so groß. Seine Mentalität ist sicherlich eine seiner größten Stärken.

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SPOX: Neben Spanoulis stellt auch Bryant Dunston einen wichtigen Eckpfeiler ihres Teams dar. Für einen Center ist er relativ klein, wurde dennoch erneut zum Defensive Player of the Year gekürt. Wie funktioniert das Zusammenspiel?

Printezis: Erstmal hat der den Award verdient. Bryant ist ein herausragender Spieler, ein sehr guter Defender und durch seine Kommunikation auch eine Hilfe für jeden von uns. Er ist ein Teamplayer, der alles dafür gibt, dass das Team erfolgreich ist. Das zeichnet ihn aus.

SPOX: Sie selbst sind schwer in eine bestimmte Schublade von Spielern zu stecken. Wie würden sie ihr Spiel beschreiben?

Printezis: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich habe immer versucht, auf dem Feld so viele Dinge wie möglich zu machen. Einsatz zu zeigen, den Fastbreak laufen zu können, meinen Mitspielern offene Würfe ermöglichen und so weiter. Ich habe mich Jahr für Jahr darauf konzentriert, mein Spiel weiterzuentwickeln. Erst war es mein Wurf, dann meine Low-Post-Defense, dann mein Drive. Mal schauen, was als Nächstes kommt.

SPOX: Hatten sie bestimmte Vorbilder in ihrer Entwicklung?

Printezis: Nicht wirklich. Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir eher eine bestimmte Gruppe von Spielertypen ein. Als Basketballer hat man nicht immer nur gute Spiele. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Ich habe immer versucht, dann nach vorne zu schauen und noch härter an meinem Spiel zu arbeiten. Nichts im Leben kriegt man geschenkt. Ich denke Spieler, die diese Einstellung vorgelebt haben, waren meine Vorbilder.

SPOX: Sie zeichnet zudem ein ganz spezieller Wurf aus. Eine Art Floater mit sehr hoher Flugkurve aus der Distanz, bei dem es aussieht, als würden sie den Ball anschieben. Wie und warum haben sie sich diesen Wurf angeeignet?

Printezis: Für mich war dieser Wurf nie etwas Besonderes. Er kam und kommt heute noch einfach automatisch. Ich ziehe es bei einer Distanz aus fünf oder sechs Metern eben vor, so zu werfen und nicht auf einen "normalen" Wurf zu setzen. Seit ich klein bin, habe ich so geworfen. Dann habe ich diese Wurfart eben von Tag zu Tag verbessert, anstatt sie zu ändern.

SPOX: Auch in Sachen Klub gab es bei Ihnen bislang wenig Veränderung. Weshalb spielen Sie nun schon so viele Jahre für Olympiakos?

Printezis: Ich habe ganz kurz für Larissa gespielt und zwei Jahre für Malaga. Ansonsten habe ich meine gesamte Karriere hier verbracht. Ich denke, das zeigt schon, dass ich dieses Team liebe. Man hat ein geregeltes Leben, man geht jeden Tag dieselben Routinen durch, man kennt die Leute, man kennt die Fans. So lernt man, ein Team zu lieben. Ich war schon von Kindesbeinen an Olympiakos-Fan und heute ist der Verein mein Leben, meine Familie und ich werde versuchen, noch so viele Jahre zu bleiben wie ich kann.

SPOX: Haben Sie deshalb das finanziell mehr als lukrative Angebot von Fenerbahce abgelehnt?

Printezis: Ich bin nicht der Typ Spieler, der immer nur aufs Geld guckt. Hier bei Olympiakos werde ich respektiert, ich werde geliebt und ich liebe den Verein. Spieler mit einer anderen Persönlichkeit, bei denen Geld mehr im Vordergrund steht, werden das vielleicht nicht nachvollziehen können, doch für mich ist es wichtiger, in einem Team zu spielen, in dem eine gute Stimmung herrscht und das jedes Jahr eine Chance hat, das Final Four zu erreichen. Das ist entscheidend für mich. Mein Ziel war es, auch in schwierigen Zeiten bei dem Team zu spielen, das ich liebe.

SPOX: Während Ihrer Zeit in Malaga hatten Sie eine Klausel, die es Ihnen erlaubt hätte, in die NBA zu wechseln. Wieso haben Sie diesen Schritt nie gewagt?

Printezis: Zweimal hatte ich ein Angebot aus der NBA vorliegen. Das erste Mal war in Malaga, das stimmt. Das zweite vor drei Jahren bei Olympiakos. Ich mag die NBA und ich würde wirklich gerne dort spielen, doch Malaga schien mir 2009 eine sehr gute Adresse zu sein. Es war ein gutes Team, in dem junge Spieler sehr gefördert wurden. Im Nachhinein war es vielleicht nicht die richtige Entscheidung, doch auch dort habe ich mich gut entwickelt.

SPOX: Hat auch die Umstellung auf das Spiel in den USA eine Rolle in Ihren Überlegungen gespielt? Europäische Big Men, die keine klassischen Stretch Fours sind, haben oftmals Probleme in den Staaten.

Nein, eigentlich nicht. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Es kommt auf deine Einstellung und Psyche an, nicht darauf, ob du groß oder klein bist. Wenn du hart an dir arbeitest, kannst du auch in der NBA Fuß fassen. Daran glaube ich fest.

SPOX: Ihr ehemaliger Teamkollege Pero Antic ist vor zwei Jahren, also am Ende seiner Karriere, in die NBA gewechselt. Können Sie sich das auch vorstellen oder ist dieser Schritt mittlerweile kein Thema mehr? SPOX

Printezis: Doch, ich denke durchaus darüber nach. Ich würde wirklich gerne mal in der NBA spielen und mich mit dem Niveau in den Staaten messen. Sollte ich ein Angebot von einem guten Team mit ambitionierten Zielen erhalten, würde ich es mir definitiv anhören. Aber aktuell bin ich bei Olympiakos zu 100 Prozent glücklich. Wir haben ein gutes Team, einen guten Coach und sind untereinander wie eine Gruppe von Freunden. Das ist ebenso wichtig für mich.

SPOX: Ihre Draft Rights wurden immer wieder getradet. Von San Antonio über Portland und Oklahoma City bis nach Atlanta. Fühlt sich das nicht komisch an, speziell, wenn man noch nicht ein einziges Spiel in der NBA absolviert hat?

Printezis: Meine Draft-Rights sind doch aktuell in Oklahoma oder nicht?

SPOX: Nein, sie wurden zuletzt nach Atlanta getradet.

Printezis: Ok, Sie sehen, ich bin mir da selbst nicht ganz sicher. Darauf kommt es aber auch nicht an. Wenn ein Team mir ein Angebot unterbreiten möchte, dann höre ich es mir an. Vorher beschäftige ich mich mit dem Thema aber auch nicht.

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