"McGrady hat mich weitergebracht"

Max Marbeiter
29. Oktober 201310:27
Bei den Quingdao Eagles spielte Ping Shang (r.) mit NBA-Legende Tracy McGrady zusammenimago
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Als erster Chinese überhaupt wagt Ping Shang das Abenteuer Euroleague. Im SPOX-Interview spricht er über seinen neuen Klub Panathinaikos, Erfahrungen als Mitspieler von Tracy McGrady und den Druck eines Vorreiters.

SPOX: Ping Shang, direkt nach Ihrem Umzug nach Athen ist Panathinaikos zu einem Pre-Season-Trip nach China aufgebrochen. Haben Sie Ihre neuen Mitspieler ein wenig herumgeführt?

Ping Shang: Natürlich. Ich glaube, meine Teamkollegen haben den Trip nach China wirklich genossen. Es war mal etwas anderes für sie. Sie haben eine neue Kultur kennengelernt und hatten eine gute Zeit. Ich habe sie auf Märkte mitgenommen, zum Tien An Men Platz und anderen Orten.

SPOX: War es für Sie als erster chinesischer Profi in Europa etwas Besonderes, mit ihrem neuen Klub vor chinesischem Publikum zu spielen?

Shang: Ich bin einfach glücklich! Meine Familie und Freunde sind wirklich stolz, dass ich jetzt in Europa und vor allem für Panathinaikos spiele. Viele Fans und Freunde unterstützen mich und ich werde alles für das Team geben. Es hat sich aber natürlich schon ein wenig komisch angefühlt, als Gegner in China zu spielen. SPOX

SPOX: Nachdem Sie jetzt seit einigen Wochen in Europa sind: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Panathinaikos und der CBA (Chinese Basketball Association, Anm.d.Red.)? An welcher Stelle mussten Sie sich oder werden Sie sich am meisten anpassen müssen?

Shang: Der größte Unterschied ist, dass die Coaches hier viel mehr Wert darauf legen, dass du auf Kleinigkeiten achtest. Es geht um all die kleinen Dinge. Außerdem spielt man hier als Team. In China wird hauptsächlich Run and Gun gespielt. Bei Panathinaikos muss ich nun deutlich mehr auf Details achten. Das macht mich besser. Der Coach hat auch Geduld mit mir. Er ist sich bewusst, dass ich eine andere Art Basketball gewohnt bin. Er schreit mich auch nicht an. Wenn ich etwas falsch mache, sagt er mit das auf eine nette Art.

SPOX: Wie gut haben Sie sich inzwischen an das Leben in Griechenland gewöhnt?

Shang: Ich habe schon einige Freunde gefunden, und auch ein sehr gutes chinesisches Restaurant. Ich würde sagen, dass ich mich relativ locker an das Leben hier gewöhne.

SPOX: Letzte Saison erzielten Sie bei Quingdao lediglich 0,7 Punkte im Schnitt, am Indiana Central College legten sie 14,5 Zähler und 4,5 Rebounds auf. Welchen Ping Shang bekommen wir nächste Saison zu sehen?

Shang: Natürlich den, der 14,5 Punkte auflegt (lacht). Mein Ziel ist, immer das Beste rauszuholen.

SPOX: Auf der anderen Seite sind viele ohnehin der Meinung, dass Ihr Einfluss auf das Spiel weit über die bloßen Zahlen hinausgeht, dass Sie sich durch Defense charakterisieren. Stimmt das?

Shang: Ja! Ich spiele gern Defense. Ich kann ein guter Verteidiger sein. Natürlich mag ich auch die Offense, aber ich weiß, dass die Defense für das Team extrem wichtig ist. In China dreht sich das meiste allerdings um die Offense.

SPOX: Ihr Spitzname lautet "The Beast". Woher kommt das?

Shang: (lacht) Ich habe tatsächlich keine Ahnung. Wirklich!

SPOX: Sie spielen sehr physisch. Passen Sie deshalb besser nach Europa als in die USA, wo das Spiel zwar athletischer, aber weniger physisch ist?

Shang: Ich denke schon. Der europäische Basketball gefällt mir am Besten. Ich habe zwar noch kein Euroleaguespiel absolviert, aber der physische Stil liegt mir. Damit habe ich kein Problem.

SPOX: Stimmt es eigentlich, dass Basketball in China über viele Jahre als chinesisches Spiel angesehen wurde? Wie ist der Stellenwert heute?

Shang: Basketball ist der Nummer-eins-Teamsport in China. Im Fußball läuft es nicht so, deshalb schauen die Leute auf Basketball. Natürlich ist China auch im Tischtennis, Turmspringen und Turnen richtig gut, aber Basketball ist die Nummer eins.

SPOX: Wie ist das Standing des europäischen Basketballs und der Euroleague in China? Haben Sie selbst die Euroleague verfolgt, bevor die Gespräche mit Panathinaikos ernst wurden?

Shang: Ich habe mir die Euroleague bereits in den vergangenen Jahren angesehen - natürlich auch das Final Four. In China weiß man um die Euroleague, aber natürlich auch um die NBA. Die Spiele kann man während der Saison besser verfolgen.

SPOX: Bei den Qingdao Eagles haben Sie mit Tracy McGrady zusammengespielt. Hat Ihnen diese Erfahrung in Ihrer Entwicklung geholfen?

Shang: Tracy ist ein großartiger Spieler, ein Superstar. Er ist ein Vorbild und hat mir sehr geholfen. An seiner Seite zu spielen hat mich definitiv weitergebracht. Er spricht sowohl auf als auch neben dem Court sehr viel. Er war ein richtig guter Teamkollege.

SPOX: Mit sechs Titeln ist Panathinaikos der erfolgreichste Klub der Euroleague. In den vergangenen beiden Jahren holte aber ausgerechnet Erzrivale Olympiakos den Titel. Wie wichtig wird es sein, das kommende Saison wieder zu ändern?

Shang: Sehr wichtig! Jeder will diesen Titel. Mich eingeschlossen.

SPOX: Haben Sie schon einen ersten Eindruck von der Rivalität zwischen Panathinaikos und Olympiakos bekommen?

Shang: Bis jetzt habe ich lediglich davon gehört. Jetzt warte ich darauf, es selbst herauszufinden.

SPOX: Wo sehen Sie Ihre Rolle in einem Team mit Stars wie Dimitris Diamantidis?

Pana-Kapitän Diamantidis (l.) empfängt Ping ShangPanathinaikos

Shang: Was auch immer der Coach von mir verlangt, mache ich. Dimitris ist ein großartiger Kapitän. Er ist vom ersten Tag an meiner Seite und hilft mir ungemein. Er ist ein großartiges Vorbild für jeden. Er kümmert sich um alle.

SPOX: Was sind Ihre persönlichen Ziele in Europa?

Shang: Ich möchte einfach erfolgreich sein. Ich bin der erste Chinese, der den Schritt geschafft hat. Deshalb muss ich Erfolg haben. Ehrlichgesagt fühle ich schon ein wenig Druck. Wenn alles gut läuft, werden unter Umständen weitere chinesische Spieler folgen. Und Sie wissen, dass es von uns einige gibt (lacht). Viele schauen auf mich und wenn ich Spielzeit bekomme, wird alles gut. Deshalb muss ich hart arbeiten, um das möglich zu machen.

Ping Shang im Steckbrief