UPDATE Arthur Abraham hat nach zwei Niederlagen endlich wieder einen Sieg auf dem Konto - aussagekräftig ist der allerdings nicht, war der Kampf doch schon nach eineinhalb Runden zu Ende. Yoan Pablo Hernandez ist seinem Traum vom WM-Titel als frischgebackener Interims-Weltmeister ein gutes Stück näher gekommen, Dominik Britsch ist in den Weltranglisten weiter auf dem Weg nach oben und auch Francesco Pianeta siegte. Doch überzeugend sieht anders aus.
Arthur Abraham (GER - 32-2-0) - Stjepan Bozic (CRO - 24-5-0)
Dem alten Ringfuchs Ulli Wegner macht niemand etwas vor, auch Stjepan Bosic nicht. "Ich denke nicht, dass er eine Verletzung hat", sagte der Trainer von Arthur Abraham unmittelbar nach der Aufgabe des Kroaten nach 1:01 Minuten der zweiten Runde gegen seinen Schützling in Mülheim, "Arthur hat Bosic den Nerv gezogen."
Nach einem linken Körperhaken, der an Abrahams rechtem Ellenbogen landete, schrie Bosic auf, er verzerrte sein Gesicht voller Schmerzen und kniete ab. Der Kampf war zu Ende, bevor er richtig begonnen hatte. Technischer K.o für den Deutschen, einzelne Pfiffe des enttäuschten Publikums in Mülheim/Ruhr. "Ich habe mir das Handgelenk gebrochen", vermutete der 36 Jahre alte Bosic und Ringarzt Dr. Walter Wagner stimmte zunächst zu: "Diese Jungs wissen in der Regel, was los ist."
Die Untersuchung im Krankenhaus bestätigte den Anfangsverdacht jedoch nicht. Kein Handgelenksbruch, kein Mittelhandbruch, überhaupt kein Bruch. Wegner hat's gewusst. Möglicherweise erlitt der Kroate eine Kapselverletzung, die ist dann auch sehr schmerzhaft.
So blieb das Comeback des ehemaligen Königs Arthur ein Muster ohne Wert. Nach den zwei Niederlagen im Super-Six-Turnier gegen Andre Dirrell und Carl Froch sollte der 30-Jährige gegen seinen ehemaligen Sparringspartner Selbstvertrauen aufbauen und das Gefühl zurückgewinnen, mal wieder einen Kampf für sich entscheiden.
Abraham: "Schade, dass es so schnell ging"
Letzteres immerhin ist gelungen. "Es war nicht so schlecht", sagte der ehemalige Mittelgewichts-Champion, "schade, dass es so schnell ging, aber ich bin durch das Training im Rhythmus geblieben. Das war das Wichtigste."
Der Kampfstil von Bozic passte wie gemalt für Abraham. Der Kroate suchte den Weg nach vorne, ging mutig voran und gab Abraham die Möglichkeit, seinerseits seine Körpertreffer anzubringen. "Arthur hat meine Strategie umgesetzt, hat Druck gemacht und ist nach vorne gegangen", sagte Wegner. Das alles fehlte zuletzt, gegen Froch musste sich der passive Abraham von seinem Coach sogar als "Feigling" beschimpfen lassen.
Ob die Kurzarbeit von Mülheim für einen großen Kampf entscheidend weiterhilft, ist zumindest fraglich. Im Mai muss er im Halbfinale des Super-Six-Turniers in den USA gegen den noch ungeschlagenen Andre Ward antreten. Abraham selbst weiß: "Der Kampf gegen Ward wird ganz anders. Ward wird aus der Distanz boxen und ab und an in den Gegner reingehen."
Genau mit solchen Gegnern hatte er bei seinen Niederlagen gegen Dirrell und Froch unlösbare Probleme, weil er deren größere Reichweite nicht überbrücken konnte. "Ich werde gut trainieren, damit ich gegen Ward einen guten Kampf machen kann", kündigte Abraham an. Sein Schicksal als Profiboxer entscheidet sich im Mai. Mülheim war nur ein kurzes, öffentliches Training. Auch da wird sich Ulli Wegner nichts vormachen lassen.
Steve Cunningham (USA - 24-2-0) - Enad Licina (SRB - 19-3-0)
Der US-Amerikaner Steve Cunningham hat seinen WM-Titel im Cruisergewicht des Verbandes IBF erfolgreich verteidigt. Der 34-Jährige bezwang im stallinternen Duell Enad Licina über zwölf Runden klar nach Punkten. Die Punktrichter werteten 118:110, 115:113 und 117:111 für den favorisierten Cunningham.
Licina aber verkaufte sich in dem Kampf sehr gut, boxte beherzt und gestaltete den Kampf zumindest zu Beginn ausgeglichen. Doch letztendlich setzte sich die boxerische Klasse und Erfahrung des Weltmeisters durch.
"Ich habe um mein Leben gekämpft. Cunningham ist der beste Cruisergewichtler der Welt. Sie sind ihm alle aus dem Weg gegangen. Ich habe das Angebot gegen ihn zu kämpfen aber sofort angenommen. Ich habe gespürt, dass ich ich ihn ein paar Mal angeklingelt habe, mir fehlte aber die Erfahrung. Bei mir geht es auf jeden Fall weiter. Ich muss mich bei Henry Maske bedanken, er hat immer an mein Potential geglaubt", resümierte Licina anschließend. Sieger Cunningham denkt bereits weiter: "Ich will nun die Titel vereinigen."
Yoan Pablo Hernandez (CUB - 24-1-0) - Steve Herelius (FRA - 21-2-1)
Yoan Pablo Hernandez erkämpfte sich den WBA-Interimstitel im Cruisergewicht durch einen K.o.-Sieg in der siebten Runde gegen den Franzosen Steve Herelius, der den Interimstitel seit seinem Sieg gegen Firat Arslan im Juli vorigen Jahres inne hatte.
Hernandez befolgte die Anweisungen seines Coachs Ulli Wegner, boxte konzentriert und überlegt. In der vierten Runde zog sich der Franzose im linken Bein eine Achillessehnenverletzung zu, kämpfte aber nach langen Diskussionen in der Ringpause dennoch weiter.
In Runde sieben erwischte Hernandez den Interims-Weltmeister mit einer krachenden Linken und setzte kurz danach mit einem Schlaghagel nach, woraufhin die Ecke von Herelius das Handtuch warf.
Mit dem Gewinn des Interims-Titels ist Hernandez seinem Traum vom WM-Titel ein gutes Stück näher gekommen. "Ich will Euch allen für diesen Moment denken. Ich habe so lange und so hart dafür gearbeitet. Wenn ich in die Kabine komme, rufe ich sofort meine Mutter an. Sie wartet auf meinen Anruf", erklärte Hernandez mit Tränen in den Augen nach dem Kampf. Als nächstes steht für ihn ein Fight gegen den amtierenden Weltmeister Guillermo Jones auf dem Programm.
Dominik Britsch (GER - 21-0-0) - Joe Rea (IRL - 7-2-1)
Nachwuchstalent Britsch bleibt ungeschlagen. Nach einem verhaltenen Start schickte Britsch den deutlich unerfahreneren Iren Joe Rea in Runde vier zweimal zu Boden, setzte allerdings nicht nach und musste sich mit einem Punktsieg begnügen. Mit dem Sieg arbeitet sich Britsch in den Weltranglisten weiter nach oben.
Francesco Pianeta (ITA - 22-0-1) - Samir Kurtagic (SRB - 9-2-0)
Nicht überzeugen konnte hingegen Francesco Pianeta, der zwar ebenfalls einen Punktsieg feiern konnte, sich aber gegen den Serben Samir Kurtagic schwer tat. "Ich weiß nicht, was heute los war", ließ der Italiener nach dem Kampf verlauten. Dennoch: In Anbetracht seiner überstandenen Krebserkrankung ist Pianeta dennoch im Soll - und noch immer ungeschlagen.