Ward vs. Kovalev II: Die Rache des Krushers?

Jan Höfling
09. Juni 201708:27
Andre Ward und Sergey Kovalev treffen in der Wüste Nevadas aufeinandergetty
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Andre Ward und Sergey Kovalev steigen in der Wüste Nevadas erneut in den Ring. Nach einer durchaus kontroversen Entscheidung am Ende des ersten Duells soll im Rückkampf für Klarheit gesorgt werden. Im Mandalay Bay Hotel & Casino in Las Vegas stehen zudem die Gürtel der WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht auf dem Spiel. SPOX nennt fünf Gründe, warum kein Box-Fan den Kampf in der Stadt der Sünde (ab 3 Uhr live auf DAZN) verpassen sollte. Zudem könnt Ihr mit DAZN und SPOX eine Reise nach Las Vegas inklusive 1x2 Tickets zum Fight gewinnen.

Duell der Gegensätze garantiert Spannung: Wenn sich Ward und Kovalev zum zweiten Mal im Ring gegenüberstehen, treffen erneut zwei Welten aufeinander, die den Ausspruch "Styles make Fights" kaum besser untermauern könnten.

An den Ring-IQ des 33-jährigen ehemaligen Supermittelgewichtlers aus den USA reicht kaum ein anderer Kämpfer heran. Ward denkt immer drei Schritte im Voraus, verfügt stets über einen Ausweichplan und schafft es auch im Verlauf eines Kampfes, sich dem Gegner anzupassen. Er ist mit 15 Knockouts in 31 Kämpfen zwar keine K.o.-Maschine, seine Fähigkeiten sind aber über jeden Zweifel erhaben.

Während der US-Amerikaner unbestritten zu einem der besten Techniker zählt, die der Boxsport aktuell zu bieten hat, ist der größte Trumpf seines Gegenübers die unvorstellbare Power in den Fäusten. Wo der Mann aus Russland hinlangt, da wächst kein Gras mehr. Seinen Spitznamen "Krusher" hat sich der 34-Jährige eindrucksvoll erarbeitet. In 32 Kämpfen stehen 26 Knockouts und damit eine K.o.-Quote von 81 Prozent zu Buche. Selbst Körpertreffer können ein Duell vorzeitig beenden.

Eine stumpf nach vorne marschierende Kampfmaschine ist Kovalev aber nicht, der Russe gehört auch boxerisch zu den besten seiner Gewichtsklasse. Seine Defensive und seine Auffassungsgabe stehen seiner Offensive in nichts nach. Ward wird mit Nadelstichen arbeiten müssen, Kovalev muss seinen Kontrahenten konstant mit Körpertreffern bearbeiten und den Knockout suchen. Spannung ist garantiert.

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Evolution als X-Faktor: Bei der Abwehrarbeit baut Ward seit Beginn seiner Karriere auf seine unheimliche Antizipation sowie seine auch nach dem Aufstieg ins Halbschwergewicht bärenstarken Reflexe. Im ersten Duell wäre dies allerdings beinahe nicht genug gewesen. Bereits in der zweiten Runde fand Kovalev in Las Vegas eine Lücke in der Defensive und schickte Ward mit einem schnellen Treffer im Infight auf den Boden. Generell wirkte der Boxer aus Russland gerade am Anfang auf dem Weg zum Sieg.

Ward konnte den Niederschlag jedoch überraschend gut wegstecken und fand im Verlauf des Kampfes Mittel, um den Ring als Sieger zu verlassen. Wenngleich das Urteil der drei Punktrichter, die den Fight allesamt mit 114:113 für den Boxer aus den Vereinigten Staaten vor heimischer Kulisse werteten, bei vielen einen faden Beigeschmack hinterließ. So sprach etwa ESPN-Experte Dan Rafael den Sieg mit 115:112 Kovalev zu, ein Großteil der internationalen Expertenschar sah ebenfalls den Russen vorne. Entsprechend angefressen zeigte sich dieser und witterte gar Betrug. Nun gibt es eine zweite Chance.

Beide hatten Monate Zeit, den ersten Kampf ausgiebig zu studieren und mit ihren Teams etwaige Fehler auszumerzen sowie Schwächen beim Gegner aufzudecken. Die Erfahrung, bereits gegeneinander im Ring gestanden zu sein, sowie die Chance, das Geschehene bis ins letzte Detail zu analysieren, könnte den Rückkampf auf eine neue Ebene führen. Wer die besseren Lehren gezogen hat, ist klar im Vorteil.

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Prognose? Unmöglich: Sollten beide Kämpfer die richtigen Schlüsse gezogen haben, können sich die Fans beim Rückkampf erneut auf etwas freuen, das gerade im Boxsport nicht alltäglich ist. Mit Ward und Kovalev stehen sich zwei Kämpfer gegenüber, die eine Prognose zum Ausgang des Kampfes nahezu unmöglich machen. Zu eng war der erste Kampf, zu gut sind beide Fighter.

Natürlich wird Kovalev wohl auch ein halbes Jahr später nicht den Sprung auf das boxerische Niveau seines Gegners geschafft haben. Dass er diesen allerdings durchaus bezwingen kann, hat er bewiesen. Hinzu kommt, dass er durch das Urteil noch mehr unter Strom stehen dürfte. Kovalev will Ward bestrafen und die Titel zurück. Ein Knockout scheint dabei wohl die einzige Chance zu sein.

Ward ging zwar als Sieger aus dem ersten Vergleich hervor, allerdings ist der US-Amerikaner schlau genug, um zu verstehen, dass der Tanz mit Kovalev auch ganz anders hätte ausgehen können. Er hat die Power seines Gegenübers zu spüren bekommen und musste dabei sogar auf den Boden. So groß der Schub auf der mentalen Ebene durch den letztlich hart erkämpften Sieg nach einem Knockdown auch gewesen sein mag, gänzlich ohne Zweifel wird Ward beim Gedanken an den zweiten Kampf nicht sein.

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Dominanz im Halbschwergewicht: Kovalev hat mit Ward noch eine persönliche Rechnung offen, die nach dem vermeintlichen Betrug im ersten Aufeinandertreffen eine ganz andere Ebene erreicht hat. Der US-Amerikaner will und muss im Gegenzug beweisen, dass eben jener Sieg aus dem letzten November kein Geschenk der Punktrichter war. Doch es geht noch um einiges mehr. Vor dem Hintergrund der Rivalität verkommen die Titel, die am 17. Juni auf dem Spiel stehen, beinahe zum Nebenaspekt.

Ein Umstand, der der Bedeutung des Kampfes nicht gerecht wird. Es geht neben dem persönlichen Krieg schließlich um die Dominanz im Halbschwergewicht. Der Sieger des Duells darf sich als Weltmeister der WBA, WBO und IBF bezeichnen. Den einzigen Gürtel, den der Triumphator nicht um seine Hüften schnallen kann, ist somit der Titel des vierten großen Verbandes.

WBC-Champion Adonis Stevenson, der Kovalev bereits über einen längeren Zeitraum aus dem Weg ging, als diesem nur noch das Gold der WBC zur Vereinigung der Division fehlte, dürfte auch einem Kampf gegen Ward nicht erfreut gegenüberstehen. Früher oder später ist der Kanadier aber fällig, seine Chancen sind gegen beide Kämpfer mehr als überschaubar. Es geht also für Ward und Kovalev auch darum, sich eine historische Möglichkeit zu erarbeiten.

Der erste Kampf: Eine bessere Werbung kann es eigentlich gar nicht geben. Das erste Duell hatte alles, was ein spannender Kampf auf höchstem Niveau benötigt. Jeder, der sich für den Sport interessiert und dennoch grübelt, ob sich das Aufstehen in der Nacht auf Sonntag, den 18. Juni, lohnt, dem sei eine Aufzeichnung des ersten Kampfes ans Herz gelegt.

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