Dieser Artikel erschien erstmals am 23. Juli 2024 und wurde nach der Verkündung seines Abschieds aktualisiert.
"Müller spielt immer", sprach Louis van Gaal vor rund 14 Jahren. Nur drei Worte, aber längst ein ikonischer Satz der deutschen Fußball-Geschichte. Geht's raus und spielt's Fußball! Elf Freunde müsst ihr sein! Müller spielt immer! Van Gaal gab seinem damals 21-jährigen Lieblingsschüler eine Stammplatzgarantie, die weitaus länger währte als seine eigene Trainer-Amtszeit in München. Wer will schließlich dem imposanten Tulpen-General widersprechen, den sogar seine eigenen Töchter siezen müssen? Eben.
Bis heute wird van Gaal zitiert, wenn einer seiner Nachfolger Müller skandalöserweise auf der Bank lässt. Lange todernst, mittlerweile eher mit einem Augenzwinkern. Als sich Niko Kovac und Carlo Ancelotti diesem Gesetz widersetzten, waren sie ihre Jobs schnell los. Thomas Tuchel löste größtmögliche Aufregung aus, als er kurz nach seinem Amtsantritt gegen Manchester City auf Müller verzichtete und erklärte: "Das war kein Thomas-Müller-Spiel." Trainer kamen und gingen. Thomas Müller aber blieb immer.
Langjähriger Leistungsträger mit sagenhaften 247 Toren und 273 Assists in 743 Pflichtspielen. Rekordspieler. Titelsammler, zwölfmaliger deutscher Meister, Triple-Sieger, Weltmeister und noch einmal Triple-Sieger. Schlitzohr, Spaßvogel, Sprücheklopfer. Raumdeuter, Radio Müller. Das "M" im "Mia san mia", wie der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen mal betonte. Thomas Müller ist ohne Zweifel einer der größten Spieler in der Geschichte des FC Bayern.
Nach 25 gemeinsamen Jahren trennen sich im Sommer die Wege - doch wie fing alles an? Wie wurde aus dem Buben aus Pähl der Müller-spielt-immer-Müller? Auf dem Weg dahin wurde gependelt, gezweifelt und im Puff-Imitat genächtigt. Im Sommer 2008 verzichtete Müller auf eine Teilnahme an der U19-EM, erreichte dafür aber schulische, sportliche und private Meilensteine. In Indien hing der "Kleber" am Klo fest, in Malaysia am Computer. Von seinem Namensvetter Gerd bekam er Stürmer-Tipps, Hermann Gerland empfahl ihn schließlich van Gaal - vielleicht auch wegen einer Wette mit Uli Hoeneß.