Wie Manuel Neuer die Medien revolutioniert

Von Max-Jacob Ost
Vermutlich erahnt Neuer nicht einmal, wie bedeutsam sein Facebook-Eintrag war
© Getty

Kaum zu glauben, aber in einem Bereich ist der FC Schalke 04 unumstritter Meister: bei Facebook. Kein anderer Verein hat die Nutzung von sozialen Medien so sehr geprägt. Die Folgen sind bisher nur zu erahnen. Die SPOX-Blogschau versucht, sie zu umreißen.

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SPOX bei der re:publica 2011

"Haben Sie Referenzen?" - "Natürlich. Selbstreferenzen."

Welch launiger und tiefsinniger Einstieg für die heutige Blogschau. Ihr habt das Recht, entzückt zu sein. Denn "entzückt" ist genau das richtige Stichwort. Exakt so haben wir nämlich die Einladung zur diesjährigen re:publica in Berlin aufgenommen. Als Vertreter der Medien war SPOX bei der Diskussionsrunde "Vom Supporter zum Reporter - Fußball-Welt im Medienwandel" vor Ort und durfte von den Erfahrungen im Bereich Social Media berichten.

Wie brisant und wichtig dieses Thema ist, hat nicht zuletzt Manuel Neuer bewiesen, als er noch vor den Medien und seinem eigenen Verein die Nichtverlängerung des Vertrags verkündete. Wer beobachten konnte, wie schnell sich diese Meldung via Twitter und Facebook verbreitet hat, kann die Macht abschätzen, die in der Hoheit über Informationen liegt.

Es findet in diesem Bereich ein hochinteressantes Verschieben der Kräfteverhältnisse statt. Dank sozialer Medien ist es für die Personen von öffentlichem Interesse ein Leichtes, selbst Themen zu setzen und zu besetzen. Für Medien und Vereine hat das weitreichende Folgen: Wer informiert sein möchte, muss auch in sozialen Medien präsent sein. Und wer über den Newswert (der letztlich auch ein monetärer Wert ist) seiner Angestellten verfügen möchte, muss das vertraglich regeln. Spätestens wenn Sponsoren von Sportlern ins Spiel kommen, verdeutlicht sich die finanzielle Komponente dieses direkten Drahtes zu den Fans.

Über solche Verschiebungen (die sich übrigens auch im Verhältnis von Bloggern und Medien abbilden) durften wir in Berlin mit hochkarätigen Gesprächspartnern von DFL, Vereinen, Blogosphäre und Agenturen diskutieren. Dabei wurde klar, wie sehr die deutschen Vereine den Entwicklungen hinterher hinken. Während man besonders in England und den USA bereits über ein Sammelsurium an vertraglich festgesetzten Regeln für den Spielraum "Social Media" verfügt, herrscht in Deutschland in diesem Bereich noch eine Art Anarchie. Thomas Schneider von der DFL und Katharina Wildermuth (Pressesprecherin des 1. FC Nürnberg) gingen erfrischend offen auf diese Defizite ein. Woran im Umkehrschluss zu erkennen ist: Lange wird das nicht mehr so bleiben.

In den sozialen Medien liegt für alle Beteiligten am Sport eine große Chance. Nirgends ist es einfacher, direkt mit Fans und Lesern in Kontakt zu treten. Wir bei SPOX erfahren das selbst täglich in der Kommunikation auf unseren Facebook-Seiten und bei Twitter, die einen festen und wichtigen Teil unserer Arbeit ausmacht. Der größte Gewinn liegt dabei im Feedback, das man bekommt. Wodurch der Blick auf die eigene Arbeit verbessert wird.

Deshalb ist es auch völlig klar, wie quälend hochgestochen und abgehoben dieser Abschnitt auf Manchen hier wirken muss. Doch wir wollten ein guter Gast sein. Wozu auch gehört, den eigenen Blick auf die Diskussionsrunde kurz festzuhalten. Kritik daran ist sehr willkommen. Am liebsten über Twitter oder Facebook. [An dieser Stelle dürfen sich Nicht-Kenner dieses Formats einen Zwinkersmiley denken].

Noch interessantere Texte zum Panel findet Ihr in den angegebenen Links. Vor einer möglichen Veröffentlichung des mitgeschnittenen Videomaterials zittern wir schon jetzt. Beten wir, dass es dazu nie kommen wird.

Textilvergehen: Selbstre:ferentiell

Jonathan Sachse: Das ungenutzte Social Potenzial im deutschen Profifußball

Rhein Zeitung: Fall Neuer lehrt Handlungsbedarf

 

Effe mit Hornissenbrille

"Zu schön um wahr zu sein: Stefan Effenberg und Thomas Strunz machen zusammen den Fußballlehrerschein. Mauertaktik war bei der ersten Schulstunde mit dabei.

Cheffe kam ein bisschen später als der Rest. Während sich die ollen Streber schon im Klassenzimmer eingefunden hatten und über langweiligen Stuss wie Lerninhalte und Zeitmanagement unterhielten, fuhr der Tiger im sportlichen Volksmobil gerade auf dem sonnenüberfluteten Parkplatz vor. Die Letzten werden... und so weiter, Freunde der Sonne.

"Tach, ihr Asis." Mit riesiger Hornissenbrille trat Deutschlands ehemals bester Spielmacher aller Zeiten auf den Asphalt. Lässig wie eh und je. Den obligatorischen Kaugummi zwischen den Reißzähnen, eine Fantasietasche (ohne Inhalt) leger über der Schulter baumelnd, schlenderte Effendi Ben Taischer nun dem Eingang der Sportschule Oberhaching entgegen, als würde er am Strand von Katar promenieren.

Alles easy."

Mauertaktik: Der Lümmel von der ersten Bank

 

Der Schaefer flüchtet ins Dunkle

"Ich glaube nicht, dass es an den vielen internen Gründen lag. Nicht daran, dass Volker Finke sich gerne einmischt, daran dass eben dieser Finke ohne Not den Religiösitätsgrad des Trainers zum Element der Debatte machte, daran dass der zunehmend vergreisende Wolfgang Overath lieber einen verdienten ehemaligen Profi auf der Bank haben möchte. Ich glaube, Frank Schaefer hat auch in der Rücktrittserklärung die Wahrheit gesagt, so wie er immer aufrichtig war. Diesem Mann liegt nichts an Rampenlicht, an Glamour, großer Karriere und Reichtümern auf dem Konto.

Der Mann möchte in seiner Stadt, bei seinem Verein Fußball arbeiten, und er möchte irgendwann nach Hause gehen und Privat- und Familienmensch sein. Dass dieser Wunsch so außergewöhnlich erscheint verdeutlicht noch einmal, wie degeneriert narzisstisch der Profifußball ist. Ich finde es schade, dass Frank Schaefer geht, aber ich habe enormen Respekt vor dieser Entscheidung. Der Verein wäre gut beraten, diesen Mann so lange wie möglich zu halten, wo auch immer. An dem hat man was. Danke, Frank Schaefer."

Sportteil: Schaefer geht

 

Ein erster Schritt für RWE

"Faszinierend und ein Beleg für den Schulterschluß an der Hafenstrasse war die Szene direkt nach Abpfiff: Man kennt das ja: Die Fans rennen auf ein Spielfeld, und die Spieler gefühlt um ihr Leben......in die Katakomben. Aber was machen die Spieler des RWE an diesem Freitag: Geradewegs auf die Fans zu und einfach mal mitten hinein. SiegenTV blieb auch nach dem Spiel noch auf Sendung, übertrug die Feierlichkeiten und kommentierte diese recht neutral. Bestimmten zwar die Abfahrtszeiten der Busse das Ende der Party in Siegen, so wurde diese zu späterer Stunde an der Hafenstrasse weiter fortgesetzt.

Rot Weiss Essen ist aufgestiegen. Nicht in die Liga, wo dieser Verein hingehört, sondern in die undankbarste Liga überhaupt, die der Fußball hierzulande zu bieten hat. Aber darum kümmert sich Im Schatten der Tribüne erst, wenn es in der neuen Saison losgeht. Bis dahin wird noch die NRW Liga genossen. Kaum zu glauben eigentlich. Natürlich werden jetzt auch noch Spiele verloren, denn das ist einfach so. Fakt aber: Der RWE ist wieder da!"

Im Schatten der Tribüne: Aufgestiegen

 

Deutsche Elite-Langweiler

"Diese Saison veranschaulicht wie keine zweite, warum die DEL langweilig ist. Zwar hatte diese Spielzeit mit dem optimalen Start des Aufsteigers aus München, dem Höhenflug der Krefeld Pinguine und dem Absturz der Kölner Haie ihre Überraschungsmomente, am Ende waren es jedoch wieder die Eisbären, die sich die Krone aufsetzten. Wie beinahe immer. Der Saisonverlauf könnte sogar vermuten lassen, dass die Berliner sich erst zum richtigen Zeitpunkt angestrengt haben. Es hat gereicht.

Selbst die Fussball-Bundesliga ist in Zeiten, in denen der FC Bayern München nur noch jedes zweite Jahr Meister wird, im Vergleich zur DEL geradezu hochspannend. "Wir sind der FC Bayern außerhalb des Fußballs. Wir sind es zu 1000 Prozent", sagte Eisbären-Geschäftsführer Billy Flynn bereits nach dem Titelgewinn 2009. Wie Unrecht er damit hatte. Der Erfolg und der Einfluss der Eisbären innerhalb der DEL ist bereits grösser als derjenige der Bayern in der Bundesliga."

Eishockey Blog: Die DEL ist langweilig!

 

Alle lieben Dede

"Was ist das auch für eine Zeit? Am Sonntag, einen Tag vor seinem 33. Geburtstag, sitzt Dede einmal mehr auf der Bank. Doch als der Brasilianer sich in der zweiten Hälfte aufmacht, um sich vor der Nordtribüne warmzumachen, erheben sich plötzlich die Menschen von ihren Sitzen, sobald Dede an ihnen vorbei läuft. Das Spiel ist so gut wie entschieden und die Menschen ehren einen verdienten Borussen.

Wenig später ist es soweit: Es steht 3:0 und Dede bekommt ein kleines verfrühtes Geburtstagsgeschenk in Form der Einwechslung. Der kollektive Schrei seines Namens bei der Einwechslung erreicht nie dagewesene Lautstärke. Und gestern dann, an Dedes Geburtstag, versammeln sich plötzlich mehr als Tausend Borussen in der Innenstadt, um dem scheidenden Linksverteidiger ein Ständchen darzubieten.

Was aktuell rund um Dede geschieht, ist phänomenal hinterlässt auch bei Jürgen Klopp spürbar Eindruck. Bei einem 3:0 zu feiern, so äußerte sich der Trainer nach dem Spiel, sei an sich nichts wirklich Besonderes. Doch die Art und Weise, wie einem verdienten Spieler in seinen letzten Wochen beim Verein gedankt werde, das sei schon etwas sehr Spezielles.

Und wirklich: Diese gegenseitige Bekundung von Respekt und Zuneigung sucht wohl nicht nur in Dortmund ihresgleichen."

Schwatzgelb: Retournez, Dede!

 

Stanislawski - endlich mal "nur" Trainer sein!

"Ein Verein wie der FC Sankt Pauli kann einen einsaugen, inhalieren, durchkauen, verdauen und dabei aber nie ausspucken. Man ist bei einem Verein wie dem FC Sankt Pauli nicht "nur" Trainer, sondern auch Beichtvater, Mediator, Co-Manager, Präsidiumsunterstützer, Fanvermittler, Rasenexperte, Ersatzvater, Freund, Vertrauter, Kollege, Kumpel, Psychologe ... die Liste ist endlos. Man ist als Trainer extrem dicht an den Fans, diesen Fans, die neben dem Fußball im Stadion auch noch regelmässig anderes inszenieren, was der Trainer auch nicht immer gut finden muss. Man ist nicht "der van Gaal" oder "der Magath", man ist "der Stani". Familiär eingebunden, am Puls des Geschehens. Das kann auch irgendwann zur Belastung werden. Vielleicht ist es auch bei ihm soweit gewesen. Das ist wie in einer Beziehung, in der einer klammert und dem anderen die Luft zum Atmen nimmt, bis der sich befreit.

Und dann geht man vielleicht auch gerade da hin, wo man weiss, da ist man "nur" Trainer. Hat "nur" einen Job. In einem ländlich-beschaulichen Umfeld aka Kraichgau, mit einer klar definierten Aufgabe, mit Fans, die in erster Linie am sportlichen Erfolg des Trainers interessiert sind und nicht allzusehr an seiner Person, seiner politischen Überzeugung, seinem Innersten. Die an seiner beruflichen Qualifikation mehr interessiert sind als daran, wieviel Liter Kaffee er täglich kippt."

Fabulous Sankt Pauli: Von Fauna, Flora, Fans und Führung

 

Ein langweiliges 5:1

"Ganz offensichtlich hatte Leverkusen nicht damit gerechnet, von den Bayern - zumal in der Allianz Arena - dermaßen viel Ballbesitz zu bekommen und somit auch Verantwortung in der Spielgestaltung zu haben. Bayer wusste wenig bis gar nichts damit anzufangen, außerdem spielten einige Leistungsträger richtig schlecht: Vor allem die linke Seite mit Castro und Renato Augusto war eine Katastrophe. Bevor Heynckes wirklich etwas ändern hätte können, fingen sich die Gäste noch zusätzliche Tore ein und in der zweiten Hälfte hatte Leverkusen so nur noch die Möglichkeit, das Außmaß der sportlichen Katastrophe in grenzen zu halten.

Auch, wenn das 5:1 spektakulär aussieht - im Grunde war es eine Langweile und eher unspektakuläre Partie."

Ballverliebt: Der Louis-ist-weg-Effekt

 

Dresdner Klüngeleien

"Dynamo Dresden kommt einfach nicht zur Ruhe. Auch nicht hier im Blog. Eine Woche nach der überraschenden und (zunächst) wenig nachvollziehbaren Entscheidung, Erfolgstrainer Matthias Mauksch im Saisonendspurt kurzfristig durch Ralf Loose zu ersetzen, fügt sich langsam ein anderes Bild. Die anfängliche Unverständlichkeit weicht zumindest stückweise.

Wie bereits durch das unerwartet abrupte Ende der Ära Mauksch vermutet, scheint die Serie von drei Niederlagen im Kampf um den Relegationsplatz wohl nur das Mittel zum Zweck gewesen zu sein. Aus Mannschaftskreisen, hier tat sich in der vergangenen Woche besonders Kapitän Thomas Hübener hervor, heißt es, Mauksch hätte die Mannschaft nicht mehr erreicht, eine Veränderung wäre zwingend notwendig gewesen. Damit hätte man wohl auch bis zum Saisonende warten können, schließlich war der Plan Nicht-Abstieg seit Wochen übererfüllt. Die an der Elbe durch euphorische Schübe schnell ins überschwängliche sprießenden Erwartungen haben wohl im Endeffekt auch nur dafür gesorgt, dass Mauksch eben schon zwei Monate zeitiger gehen musste.

Ein Geschmäckle bleibt natürlich trotzdem. Maukschs Nachfolger Ralf Loose stand erstaunlich schnell auf der Matte."

Abenteuer Fußball: Kein Ober-Looser?

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

"Party oder Beerdigung?" fragt Tinneff und errechnet formschön für alle Mannschaften den bestmöglichen und den schlechtestmöglichen Saisonausgang. Da ist noch viel drin, Leute! Wer einmal sehen möchte, wie ein Tag im Leben eines Sportfotografen und Blogbetreibers aussieht, sollte sich dieses Filmchen nicht entgehen lassen. Außerdem dringend zu empfehlen: Die taktische Vorschau auf die Clasicos von Zonalmarking sowie eine der besten Tierpatenschaften der letzten Jahrhunderte. Unter dem Motto "Sie lernten sich beim Friseur kennen" präsentiert 18:48: Kevin und der Schabrackentapir.

Die nächste Blogschau erscheint nächsten Mittwoch am 27. April.

Alle früheren Ausgaben findet Ihr im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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