Die Frage nach dem Zweck oder Sinn dieser Annäherung wird innerhalb der eSport-Community kritisch diskutiert. Es gibt die, die glauben, eine Orientierung an professionellen Vereinen sei fördernd für den eSport.
Und es gibt die, die den eSport als eine eigenständige Kultur sehen. Eine Kultur mit eigenen Regeln. Und dazu gehören auch die Strukturen innerhalb der Clans. Egal welcher Meinung man sich auch anschließen mag, Fakt ist: Die Top-Teams entwickeln sich zu Hybriden.
Clan trifft auf Verein
Denn wer früher "Clan-Leader" oder "Co-Leader" war, wird heute als "Management-Mitglied" auf den Internetseiten aufgeführt. Der damalige "War-Orga" heißt nun "Teammanager" und ein "Squadleader" betitelt sich nun als "Team-Captain".
Eine Parallele zu den klassischen Sport-Vereinen ist nicht zu übersehen. Nicht zuletzt durch die Gründung eingetragener Vereine, die immer häufiger die Clans tragen. Das Aushängeschild in diesem Bereich ist der Kölner eSport-Verein n!faculty e.V.. Mit rund 300 Mitgliedern ist er der größte Computerspiele-Verein Deutschlands.
Dass man sich dabei unter anderem an Fußballvereinen orientiert, bestätigt das ehemalige Management-Mitglied Peter Siedlatzek: "Natürlich dienen letztendlich die klassischen Sportvereine als Vorbild für die Fortentwicklung des Projekts."
Sponsoring & Namensrechte
Eine große Gemeinsamkeit: Ebenso wie Fußballvereine profitieren Clans von Sponsoren. Neben den Spielergehältern gilt es, insbesondere die Reisekosten für die möglichst vielen Turnieren zu finanzieren. Wie beim klassischen Sport werden als Werbeträger Trikots oder Merchandising-Produkte wie Fan-Shirts oder andere Utensilien benutzt.
Eine weitere beliebte Werbefunktion ist die Nennung des Sponsors im Namen des Clans oder Vereins. Gute Beispiele sind hier Team ALTERNATE, ESC ICYBOX oder SNOGARD Dragons.
Identifikationswert für Fans und Sponsoren
Aber auch im Bereich der Namensgebung tastet man sich an die klassischen Sportvereine heran. So scheinen Namensadaptionen ähnlich wie bei Eishockey-Teams (Kölner Haie, Adler Mannheim, Eisbären Berlin) und ein regionaler Bezug ebenfalls in das Blickfeld der Clans gerückt zu sein, beispielsweise beim Team Bavarian Heaven und den Frankfurt 69ers.
Alexander Diener, Chefredakteur der 69ers, gab gegenüber SPOX an: "Trotz unserer Abhängigkeit vom Internet halten wir es für einen wichtigen Schritt, eine lokale Zugehörigkeit aufzubauen, um einen größeren Identifikationswert für Fans und Sponsoren zu schaffen".
Redakteure, Teammanager & Co
Auch die Arbeitsabläufe innerhalb der Clans haben sich weiterentwickelt. Während es bei neu gegründeten Clans meist so ist, dass wenige engagierte Personen gleich für diverse Aufgaben zuständig sind, sind die Bereiche bei professionell strukturierten an ausgewählte Mitglieder aufgeteilt.
Die Aufgabenfelder reichen dort von redaktionellen Tätigkeiten bis zu einfachen Arbeiten, die die Teams in ihrem Ligaalltag unterstützen. In einigen Fällen werden diese Tätigkeiten auch vergütet.
Den eSport transparenter machen
Und die Professionalisierung hat noch einen weiteren Vorteil: Sind Fans und Spieler erst einmal Mitglied in einem Clan- bzw. Verein, hebt das die Anonymität auf.
Denn war man bisher nicht gezwungen, seine Personalien anzugeben und konnte sich im Fall der Fälle (bei Streits, Auseinandersetzungen, Betrugsvorwürfen) immer hinter seinem Internet-Synonym verstecken, ist man jetzt als tatsächliche Person Teil eines Vereins - und kann damit für seine Aktionen haftbar gemacht werden. Besonders im Hinblick auf mögliche Äußerungen oder Handlungen von Mitgliedern scheint dieser Schritt positiv zu sein.
Quo vadis?
Fest steht: Der eSport ist noch jung und entwickelt sich immer weiter - ebenso die Clans und Vereine. Dabei hängt bereits jetzt vieles von der wirtschaftlichen Lage und den Sponsoren sowie der Akzeptanz in der Öffentlichkeit ab. Inwiefern die Annäherung an klassische Sportvereine hier helfen kann, bleibt abzuwarten. Denn der eSport steht noch am Anfang.