Genügend Stoff für eine Erfolgsstory

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Edin Dzeko (2.v.r.) schoss gegen den AC Milan zwei Tore für Manchester City
© getty

Manchester City deutete beim 5:3 gegen Milan sein enormes Potenzial an. Trainer Pellegrini hat praktisch zwei komplett konkurrenzfähige Teams zur Verfügung. Doch auch in Manchester geht nichts auf Knopfdruck.

Cookie-Einstellungen

Manuel Pellegrini blieb am Ende doch stehen, der Fan war einfach zu hartnäckig. Bewaffnet mit einem meterlangen Manchester-City-Schal bettelte ein den Citizens verfallener Anhänger jeden Spieler und freilich auch den neuen Trainer um ein Autogramm und ein Foto an.

Das Drehbuch sah vor, dass Pellegrini den Schal ausbreitete und zumindest ein zartes Lächeln zeigte, während der Fan über beide Ohren strahlte.

Als Anhänger des dreimaligen englischen Meisters hat man alle Hände voll zu tun und wenig Zeit, wenn man sich mit allen Stars aus Pellegrinis Kader auf dem Weg von der Kabine zum Mannschaftsbus fotographisch verewigen möchte.

Seit Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan sein Geld, oder zumindest einen kleinen Teil davon, in den Verein pumpt, geben sich gut bezahlte Starkicker und jene, die sich dafür halten, die Klinke in die Hand.

International erfolglos

National hat der eingeschlagene Kurs mit den vielen Pfund Sterling seit dem Einstieg von Scheich Mansour immerhin zwei Titel gebracht. 2011 holte City den FA Cup, ein Jahr später in einem dramatischen Finish am letzten Spieltag den ersten Meistertitel seit 1968.

International wurde Manchester den Ansprüchen nicht ansatzweise gerecht. Ein K.o.-Spiel in der Champions League mit den Citizens gab es bislang nicht.

Wie eigentlich alle europäischen Topklubs, die infrastrukturell und personell in der Lage wären, die Königsklasse zu gewinnen, betonen auch die City-Vertreter, dass die Liga der wichtigste, weil ehrlichste Wettbewerb sei. In Wirklichkeit sind Erfolge auf internationalem Terrain für die Gelbgeber aus dem Nahen Osten zwingend.

Pellegrini soll's richten

Zu diesem Zweck wurde der Kader ein weiteres Mal verstärkt und mit Manuel Pellegrini ein Trainer geholt, der weiß, wie man in der Champions League weit kommt. Mit Villarreal stand der Chilene 2006 im Halbfinale, in der letzten Saison verhinderte nur ein (irregulärer) Doppelschlag von Borussia Dortmund in der Nachspielzeit den Halbfinal-Einzug des FC Malaga.

Dass Pellegrini einst bei Real Madrid scheiterte, hinderte die City-Bosse nicht, ihn zum Nachfolger von Roberto Mancini zu ernennen. In Fachkreisen gilt Pellegrini ohnehin als Allrounder, der sehr viel von Taktik versteht und seine Mannschaften offensiv agieren lässt.

In Manchester muss er jetzt beweisen, dass er auch mit Stars umgehen kann, unter denen es auch weniger pflegeleichte Herren gibt. Ein Samir Nasri hat herausragende Qualitäten auf dem Platz, ließ sich von seinen Trainern in der Vergangenheit aber nicht alles sagen ohne gelegentlich aufzumucken.

Personal für zwei starke Teams

Was Pellegrini aber auch hat, ist ein ausgeglichen stark besetzter Kader. Beim 5:3 im Audi-Cup-Halbfinale gegen den AC Milan stand eine Elf auf dem Feld, die nicht viele Teams in Europa bieten können.

Und ein Blick auf die Ersatzbank verrät, dass City eigentlich zwei Mannschaften hat, die in Premier League und Champions League konkurrenzfähig sein müssten.

Für Nasri, Sergio Agüero, James Milner, Alvaro Negredo, Gareth Barry, Gael Clichy und Vincent Kompany war kein Platz gegen Milan. Wer zum Einstand Spieler bekommt wie Jesus Navas, Fernandinho und Stevan Jovetic, kann einen Agüero ohne Qualitätsverlust draußen lassen.

Und die Neuen funktionierten beim ernstzunehmenden Test gegen Milan gleich beachtlich. Jovetic, der erst seit dem 20. Juli Spieler von City ist, zeigte in der ersten Halbzeit, dass er perfekt mit dem Ball umgehen kann und nach wenigen Trainingseinheiten schon gut mit David Silva harmoniert.

Navas, der den FC Sevilla nach zehn Jahren verließ, lief unermüdlich seine rechte Seite bis zur Grundlinie durch und bereitete so zwei Treffer vor.

Negredo: Nichts geht auf Knopfdruck

Negredo, der in der Pause als zweiter Stürmer neben Edin Dzeko kam, traf mit einem Fernschuss die Latte. Der spanische Nationalspieler verließ wie Navas Sevilla Richtung Manchester und hat bereits eine sehr hohe Meinung von seinen neuen Mitspielern.

"Wir haben viele exzellente Fußballer. Man wird in jedem Training voll gefordert. Ich denke, dass wir mit diesem Kader in der Premier League um die Meisterschaft spielen werden und auch in der Champions League weitkommen können", sagte der Angreifer zu SPOX.

Allerdings brauche City Zeit, damit die Mechanismen greifen. "City hat einige neue Spieler und einen neuen Trainer. Da funktioniert nicht alles auf Anhieb. Das hat selbst Bayern erfahren im Supercup gegen Dortmund", so Negredo.

Bis zum Ligastart gegen Newcastle United hat Pellegrini noch etwas mehr als zwei Wochen Zeit. "Meine wichtigste Aufgabe ist es, aus einer Vielzahl hochtalentierter Spieler ein Team zu formen, das zum Start gleich voll da ist. Ein guter Start kann über den Verlauf einer ganzen Saison entscheiden. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird", sagte der Coach.

Mit der Erwartungshaltung in Manchester hat Pellegrini kein Problem: "Ich war mal Trainer von Real Madrid. Diesbezüglich kann mich eigentlich nichts schocken."

Pellegrini trifft seinen Kumpel

Im Finale des Audi Cups (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) steht Pellegrini einem Kumpel gegenüber. "Wir verstehen uns sehr gut und ich halte Manuel für einen der besten Trainer der Welt", sagte Pep Guardiola.

Auch wenn es, oder gerade deshalb, gegen die derzeit "beste Vereinsmannschaft der Welt" (Milan-Coach Massimiliano Allegri) geht, zählt für City beim prestigeträchtigen Turnier nur der Titel.

"Wir sind nicht nach München gekommen, um irgendjemandem zu gratulieren. Wir würden mit dem Turniersieg ein Zeichen setzen und das haben wir auch vor", sagte James Milner.

Wenn City so spielt, wie in den ersten 35 Minuten gegen Milan, sind die Hellblauen kaum aufzuhalten. "Da haben sie uns ganz schön überrollt", sagte Kevin-Prince Boateng, "City hat gezeigt, was sie für ein Potenzial haben."

Das haben die Citizens schon lange. Was bislang fehlte, war Konstanz. Mit Pellegrini und den Neuzugängen soll dies gelingen. Der Anfang ist jedenfalls vielversprechend.

Der Audi Cup 2013 bei Facebook