"Wir sind wie Roboter"

Von Für SPOX auf Mallorca: Max Ost
Professionelles PES-Spielen erfordert von den Teilnehmern höchste Konzentration und Disziplin
© SPOX

Dennis Winkler ist einer der erfolgreichsten deutschen PES-Spieler. Bei der Weltmeisterschaft auf Mallorca scheiterte er überraschend schon in der Vorrunde. Die Motivation fehlte, erklärt er im Interview mit SPOX. Überhaupt soll mit dem professionellen jetzt Schluss sein. Der 21-Jährige über seine Anfänge, Tricks und die Frage: "Ist das noch Spaß oder nur Routine?"

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SPOX: Dennis, Du bist in der Vorrunde gescheitert. Woran hat's gelegen?

Dennis Winkler: Irgendwie hat mir dieses Jahr die Motivation gefehlt. Es bräuchte eigentlich viel Training für so ein Turnier. Ich hätte die letzten Wochen mehr spielen müssen, wofür ich aber auch keine Zeit hatte. Das merkt man dann bei den Angriffen, die einfach nicht klappen wollen. Es hat halt nicht sein sollen, das ist wie im richtigen Sport. Wenn du sie vorne nicht machst, fängst du sie halt hinten.

SPOX: Wieviel Glück gehört beim professionellen Spielen dazu?

Winkler: Glück ist auf diesem Level höher einzustufen als Können. Auf diesem Niveau sind die Spiele immer knapp, der Spielverlauf sehr offen.

SPOX: Wie bist du zum professionellen PES-Spielen gekommen?

Winkler: Im Fußballverein habe ich regelmäßig mit mehreren Kollegen PES um einen Topf mit drei bis vier Euro Einsatz gespielt. Irgendwann war das Limit ausgeschöpft, weshalb wir über das Internet Turniere gesucht haben. So sind wir 2005 zu den ersten Veranstaltungen gekommen und haben dort viele Leute kennen gelernt.

SPOX: Wie schwierig war der Übergang vom privaten Spielen zum Spielen auf Turnieren?

Winkler: Das war eigentlich recht einfach. Wir waren von Anfang an erfolgreich, gleich im ersten Turnier zum Beispiel sind wir bis ins Halbfinale gekommen. gekommen. Die Gegner bei den Turnieren waren zwar taktisch viel besser geschult. Aber nach einem halben Jahr hatten wir das aufgeholt und konnten auf demselben Niveau spielen.

SPOX: Trainierst du häufig?

Winkler: Nein, ich spiele nur noch ein- bis zweimal die Woche. Im Grunde ist das Spielen wie Fahrradfahren - man verlernt es nicht. Auch die Umstellung auf neue Versionen dauert nicht lange. Das Grundgerüst bei PES verändert sich nicht, nur die Details müssen neu arrangiert werden. Nach einem Monat hat man sich eingearbeitet.

SPOX: Kannst du mit PES dein Geld verdienen?

Winkler: Nicht mehr. Am Anfang konnte man noch ordentlich was gewinnen, aber seit diesem Jahr gibt es fast keine Preisgelder mehr. Das System mit Geldpreisen ist im Prinzip seit ca. 2008 eingebrochen. Allerdings werde ich über Sponsoren insoweit unterstützt, dass Anfahrt und Turniergebühren gedeckt sind.

SPOX: Was ist der Unterschied zwischen privatem Zocken und professionellem Spielen?

Winkler: Der größte Unterschied ist die Toleranz gegenüber dem Spiel. Es gibt zwei Typen von Spielern: Die eine Sorte will realistisch Fußball spielen, was auf einem hohen PES-Niveau aber unmöglich ist. Man kann nicht gewinnen, wenn man "normal" Fußball spielen will. Die andere Sorte sind Leute, die professionell spielen und nur effektive Spielzüge und Taktiken spielen. Damit bekommt man eine neue Tiefe für das Spiel.

SPOX: Gibt es Patentrezepte für effizientes Spielen?

Winkler: Es gibt schon zwei, drei Arten von Schüssen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit treffen. Andere dagegen sind ineffizient. Wenn die Abwehr zum Beispiel tief steht, muss man das Schießen gar nicht probieren. Deshalb versuchen wir nur die Schüsse zu verwenden, die eine gewisse Erfolgschance haben. Im Grunde hat man ein festes Konzept mit circa fünf bis sechs Kombinationsmöglichkeiten, die man runterspielt. Es ist irgendwann nur noch pure Routine.

SPOX: Hat man da überhaupt noch Spaß am Zocken?

Winkler: Mittlerweile eigentlich kaum mehr. Deshalb werde ich auch das professionelle Spielen aufgeben. "Just for fun" mit Freunden ist in Ordnung, aber auf Turnieren muss nicht mehr sein.

SPOX: Kann man denn so einfach wieder zurück zum "Just for fun"?

Winkler: Den Trennstrich kann ich ganz gut ziehen. Indem man die Mannschaften wechselt, klappt das ganz gut. Oder man kann die Spielweise anpassen. Ich sage es mal so: Ich fahre mein Niveau herunter um den Spielspaß hochzuhalten.

SPOX: Wie hast du dir das effektive Spielen beigebracht?

Winkler: Im Grunde ist alles Selbsterfahrung. Den Grundstein hole ich mir in den ersten zwei Monaten mit den neuen Versionen, dann spiele ich oft mehrmals die Woche, vor allem im Internet. Da will man die neuen Funktionen austesten. Für Turnierspieler ist der Druck da, von Anfang an Sachen herauszuholen, die andere vielleicht noch nicht entdeckt haben. Der Rest ergibt sich dann von selbst. Nach ca. sechs bis acht Monaten hat man die Version dann drauf.

SPOX: Wie schwierig ist es, bei den Turnieren die Emotionen unter Kontrolle zu halten?

Winkler: Früher fand ich das sehr schwierig, denn es gibt extrem provozierende Spieler. Aber nach sechs Jahren ist man daran gewöhnt und lässt sich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Der normale Spieler ist in sich versunken und schaltet völlig ab. Nach sechs Jahren hast du alles erlebt. Im Prinzip ist man dann wie ein Roboter.

SPOX: Gibt es einen Trick, den du PES-Anfängern geben würdest?

Winkler: Das ist das Problem - eigentlich kann man PES nicht erklären, man kann es nur lernen. Deine eigene Spielphilosophie kannst Du keinem beibringen. Früher haben mich viele Leute angesprochen und konnten mit meinen Tipps dann überhaupt nichts anfangen.

SPOX: Wie wichtig sind Finten?

Winkler: Eigentlich überhaupt nicht wichtig. Bis auf den Übersteiger mit anschließender 90 Grad-Drehung sind sie alle nicht so effektiv. Effizienter sind direkt geführte Zweikämpfe.

SPOX: Warum spielen die Profis alle mit denselben Teams?

Winkler: Das liegt an den Schlüsselspielern. Ab einem gewissen Verhältnis kann man einfach nur noch mit Brasilien oder Spanien spielen.

SPOX: Wie ist Dein Verhältnis zu KONAMI?

Winkler: Früher haben sie sich wenig um uns gekümmert, aber seit diesem Jahr gab es erste Veranstaltungen bei denen wir Feedback geben durften. Wobei die Schwierigkeit war, dann mehr zu denken wie ein normaler Spieler. Im Grunde fing das mit dem direkten Kontakt aber erst in diesem Jahr so richtig an und ich hoffe, dass er noch weiter ausgebaut wird. Denn manchmal hat man das Gefühl, dass bestimmte Dinge übersehen werden, weil sie den Programmieren vielleicht einfach fremd sind.

SPOX: Welche anderen Spiele zockst du gerne?

Winkler: Nur PES und sonst gar nichts. Für die Play Station 3 habe ich gar kein anderes Spiel als die letzten Versionen von Pro Evolution Soccer.

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