Hundert Prozent. So viel gibt der zweifache deutsche Meister, ehemalige serbische Nationalspieler und heutige "Eiserne" beim 1. FC Union Berlin in der Verteidigung. Doch auch abseits des Rasens hat dieser kompromisslose Wert eine Bedeutung.
Die Neven Subotic Stiftung gehört zu den wenigen Organisationen auf dieser Welt, bei der hundert Prozent der Spenden direkt in die Verwendung für die Projekte fließen.
Neven Subotic: Die Stiftung für einen guten Zweck - Hier erfährst du mehr!
Sämtliche sonstigen Kosten für Personal, Bürokratie, Marketing, Reisespesen oder das Honorar des Autors dieses Textes, stammen aus dem Privatvermögen des Defensivkünstlers, der im ersten Meisterschaftsjahr von Borussia Dortmund mit Mats Hummels die beste Abwehr der Bundesliga bildete.
Raus aus der Armutsfalle
"Wir sorgen dafür, dass die Kinder nicht in die Armutsfalle geraten", sagt Subotic. Ein Begriff des Ökonomen Jeffrey Sachs für den Teufelskreis mangelnder Möglichkeiten. Sicher - theoretisch kann jeder im Leben alles erreichen. Praktisch ist das allerdings unmöglich, wenn nicht einmal sauberes Wasser fließt und die Kinder kilometerweit Kanister schleppen müssen, statt zur Schule zu gehen. "Gibt es Wasser und Hygiene, gibt es Schulen und Chancen."
173 Gemeinden hat das Team der Stiftung seit 2012 im Norden Äthiopiens bereits mit Brunnen ausgestattet - 74 davon sogar mit Sanitäranlagen an den Schulen, die besonders für die Intimsphäre der Mädchen wichtig sind. 63 weitere WASH (Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene-)Projekte sind derzeit in Planung, der Ball bleibt beständig im Spiel. Die Projekte entstehen immer in enger Zusammenarbeit mit Bohr-Experten, Hydrologen und Ingenieuren vor Ort. Einheimische aus der Gemeinde erhalten eine Schulung zur "WASH-Crew" und sind in Zukunft für Wartung und Instandhaltung des Brunnen verantwortlich.
Die Frauen, Männer und stolzen Kinder erklären ihren Mitmenschen den richtigen Umgang mit frisch gezapftem Wasser. Was für uns selbstverständlich ist, stellt für viele vor Ort einen Neustart dar. "Ein Junge namens Khedir Abdu erzählte uns, seine Familie sei früher immer vom Wasser krank geworden. Keiner konnte sich das erklären, schließlich hatten schon die Großeltern dieses dreckige Wasser getrunken. Durch die Schule begriff der Junge überhaupt erst einmal, was Keime eigentlich sind und wie Krankheiten entstehen."
Die Stiftungsfamilie
Mit dem Wasser kommen die Träume. Die Hoffnungen. Die Pläne für ein besseres Leben. Khedir Abdu, begeistert von seinem neuen Wissen, möchte nun Arzt werden. "Der Junge hat in seinem Leben noch nie einen echten Mediziner besucht", sagt Subotic. "Aber die Bildung macht es vorstellbar."
Wie eine gute Mannschaft auf dem Platz binden die Stiftungsprojekte jeden in das Spiel ein. Die Menschen vor Ort können sich nach der Installation der Brunnen fortan selbst helfen. Schulkinder in Deutschland bekommen bei der bundesweit einzigartigen "Wasser-Rallye", einem Mitmach-Lehrpfad im Dortmunder Westfalenpark, ein handfestes Gefühl dafür, wie es sein muss, ohne fließendes Wasser zu leben.
Die Spenderinnen und Spender animiert das zielstrebige Vorgehen der Stiftung dazu, nicht bloß eine Überweisung zu tätigen, sondern über Bande und mit Hackentrick selber aktiv zu werden. Da ruft einer zur "100-Tage-Pfandflaschen-Sportchallenge" auf, um den Hintern vom Sofa zu kriegen, beim Laufen oder Radeln Leergut zu fischen und entweder dessen Erlös zu spenden oder die Flaschen einem armen Sammler zu schenken und dennoch zu überweisen. Die mit dem Grimme Online Award prämierten Erfolgsblogger "Wochenendrebellen" bieten ihre Lesungen für Veranstalter und Privatleute kostenlos an und bitten nach der Show um Spenden: Allein ihre Tournee hat bislang schon knapp 35.000 Euro eingespielt.
Andere fahren eine Radstaffel von Dortmund nach Berlin und zurück, nähen Kappen, verkaufen T-Shirts mit dem Motto #Drops4Future oder rufen unter @ToreFuerNeven zu einem Euro Spende pro Treffer auf, der in dieser Saison entweder dem BVB oder der Union Berlin gelingt. Langjährige Unterstützer bilden eine enge, freundschaftliche Stiftungsfamilie und haben teilweise sogar die Möglichkeit mit dem Stiftungsteam nach Äthiopien zu fliegen. Für viele stellt diese Projektreise ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben dar.
Schritt für Schritt zum Ziel
Als Neven Subotic im Kleinkindalter erlebte, wie seine vor den beginnenden Balkankriegen geflüchtete Familie sich in Deutschland langsam ein Leben aufbaute, hätte er sich nicht träumen lassen, eine Zukunft zu haben, die es ihm ermöglicht, anderen eine Zukunft zu schenken. Ohne die vielen, enthusiastischen Supporter und Botschafter wäre dies eben so wenig möglich wie ein Sieg auf dem Platz ohne das Zusammenspiel von Sportlern, Trainerstab und Fans.
Wer sich darauf einlässt, ein Teil der Community zu werden, die abseits großer Effekte wirklich etwas ausrichtet, bereichert damit sein Leben. Wer Neven Subotic einfach nur gerne spielen sieht, kann sich sicher sein, dass seine Erfolge zugleich von größtem Nutzen für die Menschen Äthiopiens sind. Hält er den Strafraum frei, haben sie Chancen. "Wir haben schon viel erreicht", sagt Subotic, "zugleich wissen wir aber auch um die weite Strecke, die noch vor uns liegt: 844 Millionen Menschen haben weiterhin keinen Zugang zu einer einfachen Trinkwasserversorgung."
Jeder dritte Mensch auf der Welt muss zudem immer noch auf grundlegende sanitäre Einrichtungen verzichten. "Lasst uns dranbleiben und entschlossen weitermachen", ruft der Sportler mit dem großen Blick fürs Ganze auf, "Tag für Tag, Schritt für Schritt." Denn wenn's endlich fließt, haben alle gewonnen.
Spendenaktion mit DAZN
Im Zuge der #feelMehr Dokumentation auf DAZN ist eine dazugehörige Spendenaktion ins Leben gerufen worden. Macht gerne mit und unterstützt die wichtige Arbeit der Stiftung: hier entlang!