Frage: Herr Schmidtgal, wie sah Ihr erster Bolzplatz aus?
Heinrich Schmidtgal: Da kann ich mich noch gut dran erinnern. Der war bei mir zuhause in Schloß Holte-Stukenbrock. Dort habe ich mit meinen Brüdern und mehreren Freunden jeden Tag nach der Schule auf dem Spielplatz gekickt. Die Bäume, die dort waren, haben wir einfach als Tore genommen. Die Nachbarn haben sich ständig beschwert, weil wir angeblich immer den Rasen kaputt gemacht haben.
Frage: Hatten Sie damals ein Lieblingstrikot?
Schmidtgal: Als ich ganz klein war, hat mir mein Vater ein Trikot von den Glasgow Rangers geschenkt. Damit bin ich zugegebenermaßen ganz gerne herumgelaufen.
Frage: Was konnten Sie vom Bolzplatz für Ihre Karriere mitnehmen?
Schmidtgal: Jeder Profifußballer hat irgendwann mit dem Fußball angefangen, weil es vor allem Spaß gemacht hat. Die Intention, damit Geld zu verdienen, hatte ich natürlich anfangs nicht, aber Spaß macht mir Kicken bis heute.
Turnier für Freizeitkicker: Alles zur Republik Meisterschaft
Frage: Das hat sogar so weit geführt, dass Sie nun Nationalspieler für Kasachstan sind. Um dorthin zu reisen, müssen Sie durch vier Zeitzonen. Warum all der Stress?
Schmidtgal: Ganz einfach: Weil ich für mein Geburtsland antreten kann.
Frage: Wann kam denn die Anfrage vom Verband?
Schmidtgal: Anfang 2010. Das hat mich natürlich sehr stolz gemacht. Ich habe das alles mit meiner Familie besprochen und mich dann dazu entschieden, den Schritt zu wagen. Ich bereue das bis heute nicht, auch wenn ich viel reisen muss. Wir haben eine charakterlich gute Truppe mit vielen jungen Spielern. Es macht immer sehr viel Spaß, auch wenn man realistisch davon ausgehen muss, dass wir uns in nächster Zeit für ein großes Turnier leider nicht qualifizieren werden.
Frage: Sie hatten zunächst Probleme, einen gültigen Reisepass sowie eine anerkannte Spielgenehmigung zu bekommen.
Schmidtgal: Ich hatte eben bis dahin nur einen deutschen Pass und musste den kasachischen erst beantragen. Da musste der Verband einige Dinge klären. Das hat leider nicht so schnell geklappt, wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben. Deswegen gab es da anfangs Probleme, aber mittlerweile ist alles geregelt.
Frage: Was war bisher Ihr Highlight im Trikot der Nationalmannschaft?
Schmidtgal: Natürlich das Spiel gegen Deutschland in Astana während der EM-Qualifikation. Schon alleine die Anstoßzeit um 23 Uhr war kurios. Und der erste Sieg zuhause gegen Aserbaidschan war ein schöner Moment. Wir konnten den Fans für ihre Unterstützung ein bisschen was zurückgeben, weil sie ja davor viele Niederlagen miterleben mussten.
Frage: Im Verein bei der SpVgg Greuther Fürth läuft es für Sie derzeit richtig gut, das Team gehört zu den Aufstiegsaspiranten. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Aufstiegsrennen?
Schmidtgal: Momentan zeichnet sich oben ein Quartett ab. Die Teams an der Tabellenspitze haben jetzt schon sehr viele Punkte geholt - im Schnitt über zwei pro Spiel. Eigentlich ist es nicht normal, dass gleich vier Mannschaften so konstant spielen.
Frage: Selbst Paderborn sollte man nicht außer Acht lassen, oder?
Schmidtgal: Da muss man sehen, ob und wie lange sie das durchhalten. Die Saison ist noch sehr lang. Dementsprechend muss man einen langen Atem haben. Man hat bei unserem Spiel gegen St. Pauli gesehen, wie eng die Partien auf dem hohen Niveau in der 2. Bundesliga sind. Wir haben nun die nächsten beiden Auswärtsspiele bei den direkten Konkurrenten in Düsseldorf und Frankfurt. Bis zum Winter könnte sich also noch ein deutlicherer Trend ergeben.
Frage: Im letzten Spiel des Jahres kommt es im Pokal zum Derby gegen den 1. FC Nürnberg. Knistert es schon in der Region, spüren Sie die Vorfreude auf dieses Spiel?
Schmidtgal: Für die ganze Region Franken wird das ein absolutes Highlight. Derbys sind immer schön. Schon in meiner Jugendzeit habe ich mit dem SC Verl das Derby gegen den FC Gütersloh gerne bestritten. Obwohl das eher im kleinen Rahmen stattfand, waren das immer rassige Duelle. So etwas macht einfach Spaß. Die Stimmung in der Stadt wird super sein. Der Trainer hat uns schon davor gewarnt, nur noch das Pokalspiel im Kopf zu haben und dabei den Alltag zu vernachlässigen. Aber das machen wir sicherlich nicht.