Stephan Guth kann mit der bisherigen Entwicklung "seiner" Sportart durchaus zufrieden sein: "Am Anfang wollten wir diesen etwas anderen fußballerischen Ansatz einfach mal testen und schauen, was dabei herauskommt", sagt Deutschlands Matschfußballpionier - soll im Klartext heißen: Man flute einen Dorfacker mit Unmengen von Wasser, stelle an den Rand zwei Tore auf, werfe einen Ball in den Schlamm und lasse zwei Mannschaften gegeneinander antreten. Im Jahr 2009 traten in Stephans kleiner sächsischen Heimatgemeinde Wöllnau erstmals vier Teams gegeneinander an. Am Ende sicherte sich Aktivist Authausen gegen Frisch-Auf Paschwitz den ersten "Grand Schlamm" und wurde deutscher Matschfußballmeister.
Ursprünge in Finnland
Seinen Ursprung nahm der Funsport allerdings im Norden Europas. Der Legende nach soll ein Offizier in Finnland seiner Kompanie den Geländemarsch im Moor mit einem Fußball versüßt haben: Matschfußball - oder "swamp soccer" - war geboren.
Die Regeln sind denkbar einfach: Gespielt wird mit 5+1 auf matschigem Kleinfeld. Eine Abseitsregel gibt es nicht. Das ganze Spiel über darf fliegend gewechselt werden. Mannschaftsgröße und Spielzeit sind flexibel.
Beim "Grand Schlamm" in Wöllnau dürfen beispielsweise in 2x13 Minuten zwölf Spieler eingesetzt werden. Diese stehen während der Spiele teilweise bis zu den Knien im Schlamm. Ein Kräfteverschleiß ist dementsprechend vorprogrammiert und ein breiter Kader umso wichtiger: "Das war letztes Jahr im Finale unser Vorteil. Unsere Gegner waren am Ende so was von platt", erklärt Stephan den 3:1-Finalsieg über die Delitzscher Sonntagskicker, durch den sich die Lokalmatadoren von Lok Wöllnau vor rund 2.000 Schaulustigen bei der dritten Auflage der deutschen Matschfußball-Meisterschaft den Titel zum ersten Mal sichern konnten.
Am wichtigsten sei aber ein gut präparierter Untergrund, so Stephan weiter: Auch dieses Jahr sollen rund 600.000 Liter Brunnenwasser, die von der örtlichen Feuerwehr aufs Feld gepumpt werden, dafür sorgen, dass der vierte "Grand Schlamm" unter idealen Bedingungen stattfindet.
Teilnehmer werden ehrgeiziger, Neulinge willkommen
Doch nicht nur die Zahl der teilnehmenden Mannschaften wächst stetig, sondern auch deren Ehrgeiz: Neben der Meisterschale, die Stephan eigenhändig geschmiedet hat, sichert sich der Sieger auch die Teilnahme am "swamp soccer world cup". Die Premiere feiert Lok Wöllnau als "Lok Germany" im Juni in Inverness (Schottland). Dort gilt es dann gegen Teams wie Mudchesthair United und Heart of Mudlothian zu bestehen, was ein schwieriges Unterfangen werden können: "Die Briten sind nunmal oominpräsent", wie Stephan zugibt.
Danach gilt die volle Konzentration dem vierten "Grand Schlamm", der dieses Jahr mit 16 Männerteams stattfinden soll. Erstmals gibt es auch eine Frauenkonkurrenz: "Neulinge und Interessierte sind immer herzlich willkommen."
Der vierte "Grand Schlamm" steigt am 4. August 2012 in Wöllnau.
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Republik Meisterschaft: Finale am 17. Mai 2012 am Millerntor
Mit Matschfußball könnt Ihr bei der Republik Meisterschaft zwar nicht spielen, aber vielleicht bolzt Ihr Euch ja auf normalem Untergrund zum Finale am Hamburger Millerntor: Der Startschuss für die erste deutsche Meisterschaft für Hobby- und Freizeitfußballer fiel letzten Sommer im hohen Norden. Im Hamburger Stadtpark pfiffen ARD-Moderator Reinhold Beckmann und St. Pauli-Sportchef Helmut Schulte das erste Spiel an. Inzwischen haben sich fast 150 Mannschaften aus ganz Deutschland angemeldet.
Bei dem einzigartigen Freizeitturnier fordern sich Hobbyteams aus ganz Deutschland gegenseitig heraus. Das Siegerteam steigt in dem ähnlich wie bei der Boxweltrangliste aufgebauten Pyramidensystem um eine Hierarchiestufe nach oben. Die 32 besten Mannschaften machen am 17. Mai 2012 in Hamburg unter sich die Meisterschaft klar. Ein Einstieg in die Republik Meisterschaft ist jederzeit möglich.