SPOX: Tibor, Sie haben sehr turbulente Wochen hinter sich. Wie wichtig war da ein Spiel wie das kürzlich gegen Panathinaikos, in dem vieles geklappt hat?
Tibor Pleiß: Es hat mir schon sehr gut getan, das Vertrauen zu bekommen und mehr spielen zu können. Bis jetzt gleicht die Saison etwas einer Achterbahnfahrt. Mal bekomme ich mehr Spielzeit, mal weniger. Deshalb war das Spiel gegen Panathinaikos wirklich befreiend. Aber das heißt jetzt nicht, dass die Saison bis dahin für mich verloren war. Ich habe einiges für die Zukunft gelernt. Mich kann so schnell nichts mehr schocken (lacht). Es ist ein wichtiger Lernprozess, aus dem man die richtigen Schlüsse ziehen muss.
SPOX: Sie sagen: Jetzt kann Sie nichts mehr schocken. Haben Sie sich denn alles ein wenig anders vorgestellt, als Sie sich im Sommer für Barca entschieden?
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Pleiß: Natürlich. Gerade, wenn man im letzten Jahr in Vitoria eine sehr gute Saison gespielt hat. Andererseits bin ich hier bei Barca einen Schritt weiter gekommen. Barcelona zählt zu den absoluten Topklubs in Europa. Entsprechend spielen hier auch mit die besten Spieler. Allein auf meiner Position gibt es mit Ante Tomic und Maciej Lampe zwei Topspieler. Da versuche ich einfach, mich durchzukämpfen und besser zu trainieren als meine Konkurrenten. Mein Ziel für diese Saison ist es, einfach besser zu sein als vor der Saison. Mit diesen Jungs zu trainieren ist für mich sehr hilfreich.
SPOX: Hilft es auf Sicht auch psychisch, wenn man eine solch schwere Zeit durchmacht?
Pleiß: Ich versuche dahingehend zu denken, dass ich wirklich nur das kontrollieren möchte, was ich am Ende auch kontrollieren kann. Mir bleibt am Ende nicht mehr übrig, als gut zu trainieren und immer alles zu geben, wenn ich auf dem Platz stehe. Ich kann weder kontrollieren, wie lange ich spiele, noch wie ich ins System integriert werde.
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SPOX: Im letzten Interview sagten Sie, Coach Xavi Pascual müsse Sie erst noch kennenlernen. Mittlerweile sind Sie gut ein halbes Jahr in Barcelona, spielen aber immer noch sehr unregelmäßig. Erklärt er Ihnen, woran es liegt?
Pleiß: Coach Pascual kennt die Spieler, die bereits in der vergangenen Saison für Barcelona gespielt haben, einfach besser. Das ist normal. Meine Centerkollegen haben in der letzten Spielzeit eine sehr wichtige Rolle gespielt und er weiß, was er an ihnen hat. Schließlich sind sie auch Meister geworden. Vielleicht ist der Kennenlernprozess noch nicht abgeschlossen, aber ich bekomme - wenn auch unregelmäßig - meine Chancen, die ich versuche zu nutzen.
SPOX: Gibt der Coach Ihnen denn Anweisungen, was er gern an Ihrem Spiel geändert sähe?
Pleiß: Das kommt über den kompletten Trainerstab. Ich finde es gut, dass sie mir vermitteln, woran ich arbeiten soll. Kürzlich saßen wir alle zusammen, auch mit Coach Pascual. Da hat er mir dann genaue Anweisungen gegeben, was ich tun soll, um mich zu verbessern. Und das ist ja auch der Grund, weshalb ich hier bin. Ich möchte besser werden. So etwas hilft mir auf jeden Fall. Mein Potential ist ja noch nicht ausgeschöpft.
SPOX: Stichwort verbessern. Ihr Ziel bleibt sicherlich weiter die NBA. Anstatt zu den Thunder ginge es nun jedoch zu den Utah Jazz. Haben Sie vor dem Trade denn überhaupt einen Gedanken an die Trade-Deadline verschwendet? War sie überhaupt präsent?
Pleiß: Nicht wirklich. Ein wenig haben wir Spieler untereinander darüber gesprochen. Wir haben ja auch einige Amerikaner im Team, die sich natürlich auch mit der NBA beschäftigen. Da spricht man darüber, welcher Wechsel besonders interessant war. Ich selbst habe erst nach dem ersten Spiel bei der Copa del Rey erfahren, dass meine Rechte gewechselt sind.
SPOX: Die diesjährige Tradedeadline war ja besonders wild. Natürlich gehört es dazu, aber kommt man nicht ein wenig ins Nachdenken, wenn man erstmals selbst mit einer der negativen Seiten des Geschäfts konfrontiert wird? Stichwort: Spieler als Ware.
Pleiß: Das gehört zu dem Job dazu. Im Basketball wird auf diesem Niveau eben Leistung verlangt. So ist es einfach. Aber man bekommt natürlich schon mit, dass mit einem gehandelt wird. Aber deshalb fühlt man sich nicht wie Ware. Man versucht einfach, während seiner Karriere für sich das Bestmögliche herauszuholen.
SPOX: Und wie haben Sie reagiert, als sie hörten, dass nun Utah und nicht Oklahoma City Ihr mögliches NBA-Ziel sein würde?
Pleiß: Zuallererst habe ich mich über die Jazz informiert - zuvor war ich ja nur mit den Thunder in Gesprächen. Sie haben ein sehr junges Team, wollen für die Zukunft etwas aufbauen. Deshalb sind die Jazz für mich vielleicht sogar interessanter. Aber Fakt ist: Ich spiele in Spanien und meine Konzentration gilt zu 100 Prozent dem FC Barcelona.
SPOX: Gab es dennoch bereits Kontakt mit den Jazz?
Pleiß: Nein, bis jetzt noch nicht.
SPOX: Im Gespräch mit SPOX sprach Utahs General Manager Dennis Lindsey sehr positiv von Ihnen, merkte aber an, dass Sie sich physisch verbessern, an Kraft zulegen müssten. Das hört man im Zusammenhang mit Ihnen nicht zum ersten Mal. Was halten Sie persönlich von derlei Kritik?
Pleiß: Ich arbeite schon sehr hart an meiner Physis, bin drei, vier Mal pro Woche im Kraftraum und werde auch kräftiger. Allerdings lebe ich eben von meiner Schnelligkeit. Deshalb versuche ich, nicht zu schnell an Gewicht zuzulegen, um dann an Schnelligkeit zu verlieren. Meine Beweglichkeit ist ungemein wichtig.