Plötzlich unter Druck

Von Max Marbeiter
Ante Tomic (r.) und der FC Barcelona müssen Spiel vier gewinnen, um nicht auszuscheiden
© getty

Als großer Favorit war der FC Barcelona ins Viertelfinale gegen Olympiakos Piräus gegangen. Erst recht nach dem Auftaktsieg. Es folgten jedoch zwei Niederlagen und plötzlich stehen die Katalanen vor dem Aus. Die Probleme sind offensichtlich.

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Xavi Pascual zog Konsequenzen. Viel Spielzeit hatte Barcas Coach Justin Doellman bereits während der ersten beiden Partien nicht gestattet (insgesamt gut 18 Minuten), immerhin durfte der Amerikaner jedoch starten. Mit Spiel 3 drei hatte sich auch das erledigt. Irgendwie mussten die Katalanen schließlich Georgios Printezis in den Griff bekommen, der in Spiel zwei noch machen konnte, was er wollte (8/9 FG, 22 Punkte).

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Also beorderte Pascual Maciej Lampe in die erste Fünf. Gemeinsam mit Ante Tomic sollte der Pole genau dort für mehr Präsenz sorgen, wo Olympiakos bis dahin mit Vorliebe gescort hatte. In der Zone. Die Mischung aus Vassilis Spanoulis' Zug zum Korb und Printezis' Scoring in Brettnähe hatte Barca arg zugesetzt. Speziell im Halfcourt taten sich die Katalanen defensiv schwer.

Mit Lampe, so die Annahme, könnten sie gerade Printezis nun mehr Physis entgegenstellen, den Griechen intensiver bearbeiten. Man könnte sich nun hinstellen und das Experiment als halbwegs gelungen bezeichnen. Immerhin nahm Printezis lediglich 3 seiner 5 erfolgreichen Würfe innerhalb der Zone. Nur scorte Olympiakos eben trotz allem fröhlich in Brettnähe. Printezis wich wiederum Richtung Perimeter aus und verwandelte dort zwei Dreier.

Gestoppt hat Barca Piräus also keinesfalls. Zwischenzeitlich gelang den Griechen in Spiel drei offensiv zwar weniger, der FCB verteidigte am Brett geschickter, rechtzeitig zum Schlussviertel fand Olympiakos jedoch wieder Wege zu scoren - und hatte Barca damit einiges voraus.

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Defense macht den Unterschied

"Die Defense, die wir im zweiten und vierten Viertel gespielt haben, machte den Unterschied aus", sagte Vangelis Mantzaris. Was der Point Guard meint: Fünf Minuten lang gelang Barcelona im Schlussabschnitt nicht ein einziger Punkt, am Ende sogar nur ein erfolgreicher Wurf aus dem Feld. Ante Tomic war dank der intensiven Defense von Piräus' Big Men um Bryant Dunston abgemeldet, der Rest konnte nicht übernehmen. So erspielte sich Olympiakos einen Achtpunktevorsprung, der am Ende - wenn auch knapp - Bestand hatte.

"Wir haben es defensiv viel besser gearbeitet", lobte auch Dunston. Pascual hingegen sprach davon, dass Barca im Schlussviertel "zu wenig gescort" habe. Eine valide Erkenntnis. Nur setzte sich damit lediglich fort, was bereits in Spiel zwei seinen Lauf genommen hatte. Dort trafen die Katalanen in der ersten Hälfte ganz schwache 18 Prozent ihrer Zweier und 33 Prozent von Downtown. Erst nach 16 Minuten spielte eines der besten Offensivteams Europas seinen allerersten Assist.

Das Ende ist bekannt: Olympiakos klaute sich den Heimvorteil und hat nach dem Erfolg vom Dienstag nun die Chance, zuhause den Final-Four-Einzug perfekt zu machen. Es wäre durchaus eine Überraschung. Schließlich hatte Barca bis zur Pleite aus Spiel zwei neun Euroleague-Spiele in Serie gewonnen, galt als eines der heißesten Teams des Kontinents.

Mit Überraschungen und Sensationen kennt man sich in Piräus jedoch aus. 2012 lag Moskau vor dem vierten Viertel des Finals mit 19 Punkten zurück, gewonnen hat Olympiakos. 2013 galt Real als haushoher Favorit - den Titel holte sich Olympiakos. Und diesmal? Diesmal könnten die Griechen Barca die Chancen nehmen, ausgerechnet in der Heimat des größten Rivalen um den Titel mitzuspielen.

Keine verfrühte Euphorie

Doch langsam. Wie sagte Thomas Müller vor dem Halbfinal-Rückspiel der Bayern gegen Porto? "Ein 2:0-Heimsieg des FC Bayern wäre kein fußballerisches Weltwunder." Ebenso wenig wären zwei Euroleague-Siege des FC Barcelona in Serie ein basketballerisches. "Uns fehlt immer noch ein Spiel", weiß deshalb auch Georgios Printezis. "Barcelona ist sehr gefährlich, vor allem von draußen. Wir haben gesehen, wozu sie im Stande sind. Deshalb müssen wir jetzt weitermachen und den Sieg vergessen."

Vergessen. Nach vorne blicken. Sich nicht im Glanz des eigenen Erfolges sonnen - und schlussendlich verbrennen. Printezis möchte gerade letzteres vermeiden. Immerhin hat Olympiakos Spiel drei keinesfalls dominiert, am Ende entschieden Nuancen. Binnen kürzester Zeit holte Barca einen Achtpunkterückstand auf - und das nahezu ohne Tomic' Unterstützung.

Dabei war es nicht einmal selbstverständlich, dass der Kroate überhaupt auf dem Feld stand. Immerhin hatte Spanoulis Tomic bereits in der ersten Hälfte dessen drittes Foul angehängt, der Center in der Folge auf der Bank Platz genommen. Coach Pascual setzte ihn in der zweiten Hälfte dennoch größtenteils ein. Aus Sicht von Tibor Pleiß keine allzu nette Entscheidung.

Pleiß: Gute Voraussetzungen und doch wenig Spielzeit

Der war nach Pascuals Maßnahme, Lampe in die Starting Five zu stellen, Tomic' erster Backup - und kam trotz der Foulproblematik am Ende auf lediglich zehn Minuten. Dabei wollte sich Pleiß keinesfalls mangelndes Engagement vorwerfen lassen. Der Nationalspieler war sehr aktiv, er stellte Blöcke, forderte den Ball, er schloss sogar sicher ab.

Nur trug Pleiß wenig dazu bei, Barcas klaffendes Loch unter dem Korb effektiv zu schließen. Wie seine Kollegen ließ auch der Center sich immer wieder weit nach draußen ziehen, kam nach dem Pick'n'Roll jedoch immer wieder zu spät. Und schon war Olympiakos' Weg Richtung Brett frei.

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Vielleicht wären Pleiß' Spielanteile höher gewesen, hätte es defensiv besser geklappt. Vielleicht hätte ihm Coach Pascual mehr Vertrauen entgegengebracht. Fakt ist, dass Barca, das gegen Piräus eigentlich Längen-, nicht aber Athletikvorteile haben sollte, die Probleme am Brett in den Griff bekommen muss.

"Müssen einige Dinge verbessern"

Zudem benötigt Juan Carlos Navarro offensiv Entlastung. La Bomba führte die Katalanen in Spiel drei beinahe allein zurück, gereicht hat es am Ende nicht. "Wir müssen einige Dinge verbessern", sagt Pascual. Zwar sei er mit dem Einsatz seiner Spieler zufrieden, "aber wir müssen beständiger sein." Noch so ein Punkt: Barca leistete sich in Spiel zwei und drei zu viele Auszeiten - und zwar nicht solche, bei der der Coach fröhlich Spielzüge auf sein Taktikbrett malt.

Einfach wird es jedenfalls nicht. Plötzlich ist man unter Druck, nicht mehr Favorit, steht mit einem Mal vor dem Aus. Keine angenehme Situation. Allerdings keine, die Barca den Optimismus verlieren ließe. "Wir waren nah dran am Sieg", erklärte Maciej Lampe nach Spiel drei. "Wir sind nicht enttäuscht. Denn das Team hat das Potential, das Talent und den Willen, sich zu verbessern und die Serie auszugleichen." Mal sehen, welche Konsequenzen Coach Pascual für Spiel vier zieht.

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