Real am Ziel seiner Sehnsucht

Von Max Marbeiter
Felipe Reyes gewann mit Real Madrid den Titel in der Turkish Airlines Euroleague
© getty

Es ist vollbracht. Nach 20 Jahren hat sich Real Madrid wieder den Titel in der Turkish Airlines Euroleague gesichert. Im Finale gegen Olympiakos gewannen die Königlichen am Ende deutlich mit 78:59 - auch weil Vassilis Spanoulis nie seinen Rhythmus fand und die Griechen an der Freiwurflinie gehörig schwächelten.

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Es war das erwartet enge, das erwartet intensive Finale. Zwar spielte Olympiakos sein klassisches Spiel, gewährte Real beinahe beständig einen kleinen Vorsprung, zu weit enteilen ließen die Griechen Madrid allerdings nie. Bis ins Schlussviertel hinein jedenfalls. Dann sicherte sich Real seinen ersten ganz großen Vorsprung und gewann am Ende seinen ersten Euroleague-Titel seit 20 Jahren.

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Munter beteiligt war dabei neben Topscorer Jaycee Carroll (16 Punkte) Andres Nocioni, dessen Intensität Madrid permanent nach vorne pushte und auch auf die Ränge überschwappte. 12 Punkte sammelte der Argentinier bis zum Ende und wurde anschließend als MVP ausgezeichnet. Für Olympiakos kam Matt Lojeski auf 17 Zähler. Im Spiel um Platz drei besiegte ZSKA Moskau Fenerbahce Ülker Istanbul mit 86:80.

Die Reaktionen:

Jaycee Carroll (Real Madrid): "Ich bin gerade auf dem Gipfel. In den letzten beiden Jahren habe ich mitbekommen, wie es sich anfühlt, wenn man nicht gewinnt. Für diesen Moment war es das aber wert. Das dritte Viertel war unglaublich. Jeder möchte einmal so einen Moment erleben. Zum Glück war es auch noch zu einem Zeitpunkt, zu dem es unser Team gebraucht hat. Ich hatte bis zur Schlusssirene allerdings immer das Gefühl, dass Olympiakos noch einmal zurückkommen könnte. Deshalb habe ich bis zum endgültigen Ende auch nicht gelacht."

Pablo Laso (Real Madrid): "Ich kann meine Gefühle gerade nur schwer beschreiben. Natürlich fühle ich mich aber großartig. Es hat lange gedauert, bis wir endlich an diesem Punkt waren. Ich freue mich unglaublich für meine Spieler. Sie verdienen es wirklich."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Real beginnt mit Sergio Llull, Jaycee Carroll, Rudy Fernandez, Gustavo Ayon und Felipe Reyes. Für Olympiakos starten Vangelis Mantzaris, Vassilis Spanoulis, Tremell Darden, Georgios Printezis und Bryant Dunston.

5.: Nach dem Fastbreak geht Olympiakos erstmals in Führung, Reals Antwort lässt jedoch nicht allzu lange auf sich warten. Llull steigt von draußen hoch. Drin! Real führt mit 9:8.

10.: Spanoulis beginnt erneut stotternd und setzt den Dreier auf den Ring. Im Gegenzug verlegt Nocioni den Layup, und so erhält Petway die Ehre der letzten Punkte des ersten Viertels. 19:15 Olympiakos!

15.: Dank Reyes' Foul darf Lafayette gleich dreifach an die Linie, die Ausbeute ist jedoch überschaubar. Der Guard trifft nur einen Freiwurf. Dafür versenkt Maciulis den Dreier und Spanoulis antwortet per Floater - 24:22 Olympiakos!

20.: Vorne vergibt Rudy zwar den Fadeaway, hinten nimmt er dafür jedoch das Offensivfoul gegen Printezis an. Quasi zur Belohnung trifft Rivers kurz vor der Sirene den Dreier aus der Ecke. Lafayette verfehlt von draußen, und so geht Real mit einer 7-Punkte-Führung in die Halbzeit.

25.: Also doch! Nachdem Olympiakos von Downtown zuvor reihenweise Backsteine produziert hat, trifft Sloukas von draußen. Lojeski legt kurz darauf den nächsten Dreier obendrauf und bringt die Griechen auf einen Punkt heran.

30.: Ein Wahnsinnsviertel von Carroll! Erst trifft er drei Dreier in Serie, lässt Real nach Olympiakos' Lauf wieder etwas davonziehen, dann folgt der kluge Cut inklusive erfolgreichem Reverse-Layup. Rodriguez' Fastbreak-Leger lässt Real schließlich auf 9 Punkte davonziehen.

35.: Real zieht einfach nicht endgültig davon. Olympiakos bringt den Ball nach innen und dann schön wieder nach außen auf den offenen Sloukas. Dessen Dreier sitzt. Kurz darauf bietet sich Printezis ebenfalls die Chance von draußen, diesmal zittert jedoch nur der Ring - 62:55 Real!

40.: Da ist er, der so sehr ersehnte Titel. Am Ende dominiert Real und gewinnt deutlich mit 78:59.

Der Star des Spiels: Zwischenzeitlich verbrachte Jaycee Carroll einige Zeit auf der Bank. Als der Shooter im dritten Viertel zurückkam, ermöglichte er jedoch Reals entscheidenden Run. Mehr noch: Mit seinen 11 Punkten binnen weniger Minuten beendete Carroll gleichzeitig Olympiakos' Lauf, der den Griechen sogar kurzzeitig die Führung beschert hatte.

Der Flop des Spiels: Vassilis Spanoulis. Bereits im Halbfinale hatte der dreifache Final-Four-MVP eigentlich einen gebrauchten Shooting-Abend erwischt, war rechtzeitig zur entscheidenden Phase aber aufgewacht und hatte Piräus ins Finale geführt. Diesmal lief es ähnlich. Spanoulis traf beinahe nichts (1/5 FG, 1/4 FT, 3 Punkte), fand jedoch auch zum Schluss keinen Rhythmus. Am Ende verlor er so erstmals ein Finale in der Turkish Airlines Euroleague.

Das fiel auf:

  • Hatte Real im Halbfinale noch mit seinem Zug zum Korb geglänzt, eine sehr variable Offense aufgezogen, so suchte Madrid diesmal zu Beginn häufig den Pass in den Lowpost. Alles in allem kam das Angriffsspiel zunächst nicht so vielseitig daher wie noch gegen Fenerbahce. Das lag auch daran, dass Olympiakos' Defense Real häufig den Drive nahm und am Perimeter generell gut verteidigte. Wenig gewinnbringende, horizontale Passstaffetten an der Dreierlinie waren zu Beginn die Folge.
  • Olympiakos dagegen lieferte im ersten Viertel eine Kopie der madrilenischen Offense aus dem Halbfinale. Viel Penetration. Gutes Ballmovement. Gute Bewegung abseits des Balls. In der Ecke postierte Schützen sorgten zudem für das nötige Spacing.
  • Allerdings stellte sich Real ab dem zweiten Viertel besser auf die Griechen ein. Mitunter stellten die Königlichen auf Zonenverteidigung um und hinderten Olympiakos so am Drive. Zudem übte Real sehr effektiv Druck auf den jeweils ballführenden Griechen aus. In der Konsequenz erspielte sich Piräus weniger offene Würfe und bekam speziell von draußen Probleme (2/11 3FG in der ersten Halbzeit). Phasenweise kam Olympiakos' Offense gänzlich zum Erliegen.
  • Anders als ZSKA im Halbfinale stellte Real Vassilis Spanoulis nicht Athletik und Länge entgegen. Jaycee Carroll übernahm zunächst Billys Verteidigung. Suchte Spanoulis das Pick-and-Roll - und das tat er häufig -, halfen die Big Men allerdings äußerst effektiv auf. Gerade Reyes verhinderte immer wieder den Drive und orientierte sich rechtzeitig zum eigenen Gegenspieler, um das Zuspiel unter den Korb zu verhindern. Im Verlauf der ersten Hälfte wurde Spanoulis zudem immer wieder gedoppelt. Die Folge: Ein erneut äußerst überschaubarer Beginn (0/2 3FG, 2 Turnover in der ersten Hälfte).
  • Eigentlich machte Olympiakos in Sachen Freiwürfe viel richtig. Die Griechen attackierten und wanderten so zunächst deutlich häufiger an die Linie als Real. Die Quoten waren allerdings grausam. In der ersten Hälfte traf Piräus nicht einmal die Hälfte seiner Freiwürfe (6/14 FT). Besser wurde es auch in der zweiten Hälfte nicht. Am Ende stand Olympiakos von der Linie lediglich bei 48 Prozent.
  • Dass Shooting eine gewisse Bedeutung hat, ist sicherlich nichts Neues oder gar Weltbewegendes. Eine Ausnahme bildete das Finale dennoch nicht. Als Olympiakos im dritten Viertel begann, von draußen zu treffen, balancierte es seine Offense damit besser aus und kam in Kombination mit intensiver Defense wieder heran. Als Jaycee Carroll kurz darauf heiß lief, drei Dreier in Serie traf, zog Real jedoch wieder davon. Nicht weniger wichtig: Das Rebounding. Real dominierte unter den Brettern (40:25 Rebounds) und verschaffte sich damit einen ganz entscheidenden Vorteil.
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