Am fünften Spieltag der Euroleague hat der FC Bayern gegen Roter Stern Belgrad mit 79:90 (BOXSCORE) verloren. Das Wiedersehen mit seinem alten Klub wurde für Svetislav Pesic im Hexenkessel Audi Dome zum Albtraum. Ein schwaches letztes Viertel kostete den FCB den wichtigen Sieg. Stefan Jovic erzielte einen neuen Euroleague-Rekord.
Die mitgereisten Belgrader Fans heizten ihrer Mannschaft von der ersten Minute kräftig ein und übertönten die meiste Zeit das zahlenmäßig kaum überlegene Münchener Publikum. Angefeuert von ihrer frenetischen Fan-Gemeinde kämpfte Belgrad vorbildlich. Das Spiel war 40 Minuten lang eng, kein Team konnte sich bis zur Schlussphase mit mehr als sieben Punkten absetzen.
Der deutsche Nationalspieler Maik Zirbes machte in der Heimat eine gute Figur und drückte vor allem dem ersten Viertel seinen Stempel auf. Insgesamt kam der Belgrader Center auf 14 Punkte (7/8 FG) und 1 Rebound.
Beim ersten Duell der beiden Teams konnte sich auf Seiten der Bayern vor allem Dusko Savanovic auszeichnen. Mit all seiner Routine half er dem FCB immer wieder in brenzligen Situationen und verwandelte wichtige Würfe. Am Ende sollte es dennoch nicht reichen, weil Bayern im letzten Viertel vor der krassen Kulisse erstarrte und anfing zu zittern. Lediglich 13 Punkte gelangen den Gastgebern im Schlussabschnitt.
Die Münchner stehen somit bei 2 Siegen und 3 Niederlagen, gleiches gilt für Belgrad. Als nächstes steht für die Truppe von Svetislav Pesic das Duell mit Fenerbahce auf dem Programm.
Die Reaktionen:
Svetislav Pesic (Coach Bayern): "Belgrad hat ein exzellentes Spiel gemacht, von der ersten bis zur letzten Minute. Ich habe keine Ahnung, wie wir überhaupt die erste Hälfte gewinnen konnten. Man konnte nicht sehen, dass wir zu Hause gespielt haben und unser Selbstbewusstsein war völlig weg."
Bryce Taylor (Bayern): "Das trifft uns hart. Es war ein wichtiges Spiel, weil wir mit Belgrad und Strasbourg um den vierten Platz in der Gruppe kämpfen. Sie waren bereit und hatten eine große Fan-Gemeinde dabei. Es fühlte sich an, als hätten wir auswärts gespielt. Das Problem aber war die Defense, wir müssen einfach besser spielen."
Dejan Radonjic (Coach Belgrad): "Ich beglückwünsche meine Spieler zu dieser tollen Leistung und dem Sieg. Ein großer Dank geht an die Fans, die eine fantastische Atmosphäre in der Arena geschaffen haben. Dieser Sieg ist heldenhaft, vor allem da uns mit Gal Mekel ein wichtiger Spieler fehlte und sich Branko Lazic in der Partie verletzte. Aber wir haben unseren besten Basketball gespielt und wichtige Würfe getroffen. Das hätter keiner von uns nach den drei Niederlagen am Stück gedacht."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Die Bayern starten mit Alex Renfroe, Bryce Taylor, Nihad Djedovic, Deon Thompson und Dusko Savanovic. Für Roter Stern stehen Stefan Jovic, Ryan Thompson, Branko Lazic, Quincy Miller und Maik Zirbes auf dem Parkett.
6.: Zirbes will Deutschland zeigen, was er kann. Erst scort er per Leger nach dem Pick-and-Roll, dann schickt er Djedovics Runner zurück zum Absender. Dann lässt der Belgrader Center drei(!) weitere Layups folgen und hat schon mehr Punkte auf dem Konto als alle Bayern zusammen. 13:5 Roter Stern.
10.: Die Bayern sind jetzt drin in der Partie. Erst findet Anton Gavel im Fastbreak K.C. Rivers für den Longball, anschließend John Bryant für den Layup. Djedovic scort per Drive, dann packt Big John zu Ehren von Dirk Nowitzki den einbeinigen Fadeaway aus! 19:19.
15.: Stimachine! Der Start des zweiten Viertels gehört Vladimir Stimac. Der neue Big Man von Roter Stern scort in wenigen Minuten gleich mal 10 Punkte, wird mehrmals am Korb mustergültig von seinen Guards bedient. Aber Taylor schließt einen Fastbreak per Dunk ab und bringt den FCB wieder in Führung - 31:29.
20.: Branko Lazic muss nach einer Kollision verletzt vom Feld, während die Bayern weiter Dampf machen. Renfroe mit 5 schnellen Punkten, Taylor und Bryant legen nach und vergrößern den Vorsprung der Gastgeber auf 43:38.
27.: Und das war's auch schon mit der Herrlichkeit: Belgrad kommt frischer aus der Kabine. Nach einem verstopften Dunk von Thompson ist Marko Simonovic zur Stelle und haut im Fastbreak den Dreier rein. Nikola Rebic trifft einen Jumper und den Layup - schon führt Belgrad mit 55:53.
33.: Zirbes trifft für zwei, Rebic lässt's schon wieder von draußen klingeln. Dann wieder der FCB: Savanovic tankt sich durch, anschließend trifft Taylor vom Perimeter für die erneute Führung. 71:68 Bayern. Was für eine enge Kiste!
37.: Miller mit dem Putback-Dunk, Stimac verwandelt den Leger mit Foul und auch der Freiwurf passt. Savanovic legt Thompsons Fehlwurf rein - 77:75 Roter Stern.
40.: Wieder Rebic für drei - man, hat der Kerl Nerven! Simonovic lässt den nächsten Longball fliegen und schickt noch einen Jumper hinterher. Das Ding ist durch - Roter Stern gewinnt mit 90:79! Und der Audi Dome besteht nur noch aus nackten, tanzenden Oberkörpern. Die serbischen Fans singen: "Auf wiedersehen!"
Bayern vs. Belgrad: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Stefan Jovic. 4 Punkte? Geschenkt. 1/6 FG? Geschenkt. Jovic setzte seine Mitspieler perfekt in Szene und kam auf sage und schreibe 19(!) Assists. Damit stellte er einen neuen Rekord in der Euroleague auf. Ebenfalls stark: Quincy Miller.
Der Flop des Spiels: Paul Zipser. Die Krake konnte gegen Belgrad kaum Einfluss auf das Spiel nehmen. Zipser stand nur 8 Minuten auf dem Feld und verzeichnete in dieser Zeit lediglich einen Steal, einen Ballverlust und ein Foul. Dann war Schluss für ihn.
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Das fiel auf:
- Die Partie startete kurios. Miller sicherte den Sprungball in der gegnerischen Hälfte und passte nach drei Sekunden des Überlegens in den Backcourt zu Jovic. Rückspiel, Turnover und Ball für die Bayern. Das sieht man auch nicht alle Tage. Im dritten Viertel versuchte Miller zudem, mit dem Ball auf dem Boden liegend eine Auszeit zu nehmen. Wir sind doch hier nicht in der NBA!
- Belgrad stand enorm eng in der Zone und räumte die Bayern gleich in der Anfangsphase vier Mal ab. Der FCB hatte anschließend Respekt, ließ Intensität vermissen und sich ein bisschen die Butter vom Brot nehmen.
- Pesic reagierte und ordnete eine harte Ganzfeldpresse an, mit der die Bayern direkt einen Ballgewinn verbuchen konnten und bei den Belgrader Angriffen viel Zeit von der Uhr nahmen. Mit dem gewonnen Selbstbewusstsein lief es auch in der Offense besser.
- Vor allem im ersten Viertel glänzte Roter Stern mit starker Wurfquote (9/11 FG), da die Belgrader fast nur Abschlüsse am Korb nahmen. Am Ende standen sie bei starken 62 Prozent aus dem Feld. Von Downtown trafen die Gäste erstmals nach der Pause, dann kamen sie auch von dort ins Rollen (insgesamt 40 Prozent Dreier). Bayern kam auf eigentlich ebenfalls starke 49 Prozent Feldwurfquote - gegen Belgrad war das aber nicht genug.
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