Schwacher FCB hält Real am Leben

John Bryant erlebte gegen Real nicht gerade seinen besten Abend
© getty

Der FC Bayern Basketball (4-5) hat am 9. Spieltag der Turkish Airlines Euroleague gegen Real Madrid (4-5) den vorzeitigen Einzug ins Top 16 verpasst. Beim 67:86 lässt der deutsche Vizemeister zu viele Chancen liegen und muss vor dem letzten Spieltag nun wieder bangen.

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Bis zur Pause zeigte Bayern noch eine gute Vorstellung und hatte im Ex-Madrilenen K.C. Rivers (22 Punkte) ein starkes Zugpferd, sodass die Münchner mit einer 38:36-Führung in die Kabine gingen. Dort ließen sie dann aber auch die Intensität: Real eröffnete das dritte Viertel mit einem 18:2-Run und blickte im Anschluss nicht mehr zurück. Nun könnte dem strauchelnden Titelverteidiger in der unglaublich engen Gruppe A sogar doch noch das Top 16 winken.

Bester Mann der Königlichen war Gustavo Ayon mit 22 Punkten und 9 Rebounds, auch Sergio Llull (18 Punkte, 5 Assists) zeigte eine starke Vorstellung. Sergio Rodriguez diktierte vor allem in der zweiten Halbzeit das Tempo des Spiels (9 Punkte, 10 Assists).

Am 10. und letzten Spieltag der Vorrunde müssen die Bayern bei Roter Stern Belgrad um den deutschen Nationalspieler Maik Zirbes versuchen, den Einzug ins Top 16 klarzumachen. Real kann beim Heimspiel gegen Strasbourg ebenfalls noch hoffen.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic (Coach Bayern): "Wir haben heute zwei völlig unterschiedliche Spiele gesehen. Wir haben in den ersten 20 Minuten sehr guten Basketball gespielt. Mein Team hat gekämpft und viel investiert. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann nicht die Energie, um im Spiel zu bleiben. Wir haben zwar versucht, uns zurück zu kämpfen, aber wenn du die einfachen Würfe nicht triffst und dir das Erfolgserlebnis fehlt, kannst du nicht das nötige Selbstvertrauen aufbauen, um gegen einen solchen starken Gegner zu bestehen."

Anton Gavel (Bayern): "Die Defense war der Ausschlag, dass wir verloren haben. Wir haben keine Stopps bekommen, und wenn sich dann auch in der Offense zu viele Fehler ansammeln, kommt so eine zweite Halbzeit heraus."

Paul Zipser (Bayern): "Wir haben schon in der ersten Halbzeit nicht mit der Intensität gespielt, die man gegen Real braucht. Nach der Pause war da leider ein Bruch. Wir hätten uns dann zurückkämpfen müssen, aber das haben wir nicht geschafft."

Pablo Laso (Coach Madrid): "Wir haben heute in der Defensive einen guten Job gemacht. Wir hatten zwar unsere Probleme, K.C. Rivers zu kontrollieren, aber wir sind fokussiert geblieben, haben unseren Spielplan umgesetzt und den Gegner mit unserem Passspiel viel laufen lassen. Bayern war ein schwerer Gegner. Das war heute ein Team-Sieg. Ein Spiel steht noch aus und noch ist für beide Teams alles möglich."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Svetislav Pesic kann aus dem Vollen schöpfen, abgesehen von Maxi Kleber sind alle dabei. Es starten Renfroe, Rivers, Taylor, Savanovic und Thompson. Pablo Laso schickt für die Königlichen Llull, Rodriguez, Maciulis, Ayon und Reyes ins Rennen, Rudy Fernandez fällt aus.

3.: Guter Start für den FCB! Erst stopft Thompson in Transition, dann schweißen Rivers und Savanovic jeweils den Dreier ein - bei Real läuft noch garnichts. 8:3!

7.: Da freut sich einer über das Wiedersehen mit den Ex-Kollegen. Rivers sieht nach einem Switch Reyes gegen sich und packt den Stepback aus - money! Bayern ist bisher die klar bessere Mannschaft. 14:7.

10.: Real hat die defensive Intensität nun etwas hochgeschraubt, während die Bayern durch viele Wechsel etwas an Spielfluss verloren haben. Gavel bricht mit einem Jumper die kurze Dürrephase, doch Llull antwortet per Dreier. Dann wird Renfroe von Ayon abgeräumt - 20:18 für Real.

15.: Das Spiel wird jetzt zerfahrener, da beide Mannschaften defensiv einen Zahn zugelegt haben. Dann versucht Renfroe einen seiner patentierten Leftie-Dunks, wird aber gefoult - mit den Freiwürfen verkürzt er auf 22:24 aus Bayern-Sicht.

20.: Die Partie wacht wieder auf! Rivers bringt die Bayern mit zwei Triples in Folge wieder in Führung, doch Gavel kann nicht darauf aufbauen. Dann leistet sich Ayon erst ein Offensivfoul, dann legt Laso ein Technisches nach - was für ein blöder Zeitpunkt. Rivers verfehlt zwar den Freiwurf, trifft dafür danach aber den ungleich schwierigeren Layup! Llull darf nochmal an die Freiwurflinie, 38:36 Bayern.

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24.: Das dritte Viertel startet ziemlich wild, mit vielen Ballverlusten und Fehlwürfen - außer von Llull. Dessen zwei Dreier bringen Real wieder nach vorn, der einzige Bayern-Korb in den ersten vier Minuten ist ein reingequälter Bank-Shot von Savanovic. 44:40 Real.

27.: Langsam wird's gefährlich für Bayern! Zu viel Platz sollte man dem Titelverteidiger eben auch nicht lassen. Rodriguez marschierte ohne Gegenwehr zum Korb, dann legt Ayon per Push Shot nach. Und weil es so schön war, sucht dann auch Llull den Weg zum Brett - 54:40 für die Gäste. Pesic nimmt die Auszeit und staucht sein Tema zusammen.

30.: Thompson und Rivers sorgen endlich mal wieder für Punkte, dennoch bleibt es dabei: Dieser Durchgang war für den FCB eine Katastrophe! Thompkins trifft nochmal von draußen, Gavel vergibt den letzten Wurf. 65:51 für Madrid.

34.: Was macht der Bryant da? Ein simples Fake, und schon hat ihn Ayon abgehängt. Rodriguez bedient den Mexikaner und der vollendet den Alley-Oop problemlos. Im nächsten Angriff legt Rodriguez selbst den Dreier nach - 74:53 Real!

40.: Sämtliche Comeback-Versuche werden im Keim erstickt - das lässt sich Real jetzt nicht mehr nehmen. Youngster Doncic liefert mit einem fiesen Block gegen Gavel noch das Wort zum Freitag. 86:67 Real.

Bayern München vs. Real Madrid: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Gustavo Ayon. So sieht Effizienz aus. Der Mexikaner spielte seine Schnelligkeitsvorteile gegen Thompson und vor allem Bryant immer wieder clever aus und war auch in der schwachen ersten Hälfte die einzige konstante Offensiv-Option beim Titelverteidiger. Am Ende stand er bei 22 Punkten mit absoluten Fabelquoten (8/10 FG, 6/7 FT), dazu kamen noch 9 Rebounds und 6 (!) Steals - Ayon winkt wohl der Spieltags-MVP.

Der Flop des Spiels: Man könnte hier einige ins Feld führen, aufgrund der miesen Trefferquote (3/12 FG) fällt die Wahl jedoch auf Dusko Savanovic. Die Defensiv-Aufgabe gegen den kräftigeren Reyes schien ihn ein wenig zu zermürben, dazu regte er sich immer wieder über fehlende Calls auf und war nicht in der Lage, sein Spiel aufzuziehen. Ebenfalls ganz schwach: John Bryant und Anton Gavel.

Das fiel auf:

  • Real zeigte von Beginn an, dass die bisherige Seuchensaison auch bei dieser so erfahrenen Truppe durchaus Spuren hinterlassen hat. Offensiv fehlt es an Selbstverständnis und Automatismen, so sah man vom Start weg Turnover, erzwungene Würfe oder auch Shotclock-Violations - eigentlich total Real-untypisch. Laso wollte das Spiel eigentlich besser kontrollieren, indem er mit Llull und Rodriguez zwei Point Guards starten ließ, es gelang aber nur bedingt. Nach der Anfangsphase hatten sich die Königlichen dann aber deutlich besser im Griff und erinnerten in der zweiten Halbzeit sogar an das Titelteam aus der letzten Saison.

  • Dazu sei gesagt, dass die Bayern in der Anfangsphase auch eine sehr gute Defense aufs Parkett brachten. Renfroe, Taylor und Rivers kämpften sich immer wieder geschickt durch Blöcke und erlaubten dadurch wenig Freiraum. Die verlässlichste Angriffsoption der Spanier war es daher noch, dem bulligen Ayon inside den Ball zu geben, das Pick'n'Roll funktionierte erst im späteren Spielverlauf. Und Pesic interessierte vor allem die Defense: Als Renfroe früh im ersten Viertel einmal nicht aufpasste, wurde er postwendend aus dem Spiel genommen - nur nicht nachlassen!
  • So gut die Defense allerdings auch war: Offensiv tat sich der FCB abermals schwer, und das lag nicht nur an der (ebenfalls) guten Verteidigung der Königlichen. Gerade Bryant und Thompson vergaben am Korb oder aus der Mitteldistanz zu häufig gute Chancen und so kam selten ein echter Flow auf. Für die Lieblingswaffe der Bayern, den Fastbreak, gab es zudem nur relativ selten Gelegenheit. So musste man sich die Punkte wie so oft erarbeiten.
  • Ein Lichtblick war derweil Rivers, der im Spiel gegen sein früheres Team den Vorzug vor Djedovic in der Starting Five bekam. Der Leftie wurde häufiger als sonst gesucht und wusste mit seinem Distanzwurf immer wieder zu gefallen. Ob Pesic, der alte Fuchs, wohl auf diese Extra-Motivation gesetzt hat?
  • Apropos Pesic: Die Rotationen des Bayern-Coaches waren wieder einmal interessant. Der zuletzt schwächelnde Djedovic bekam ebenso wie Zipser nur ziemlich wenig Spielzeit. Auch Bryant saß den Großteil des Spiels draußen, wobei das bei ihm relativ leicht zu erklären war: Die Bayern spielten ohne Unterbrechung Small-Ball und wollten defensiv trotzdem nichts einbüßen, daher war Thompson eher gefragt als er, zumal er mit Ayon in Transition nicht im Geringsten mithalten konnte. Die anderen Big Men Seiferth und Mayr kamen überhaupt nicht zum Einsatz, sodass teilweise Zipser und Savanovic die beiden großen Positionen übernahmen.
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