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Wir befinden uns in jener Saisonphase in der NFL, in der sich die Rechenspielchen nicht mehr nur auf Rekorde beschränken. Nun geht es um Wahrscheinlichkeiten und "wenn, dann", denn vor Woche 18, dem abschließenden Spieltag der Regular Season, stehen nicht alle Playoff-Teilnehmer fest. In der AFC sind sechs von sieben Plätzen vergeben. Die Los Angeles Chargers haben soeben mit einem souveränen Sieg gegen die New England Patriots ihr Ticket gelöst.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Playoff-Rennen in der NFL: Schaffen Joe Burrow und die Cincinnati Bengals das Wunder?

Divisionsrivale Denver hingegen musste zwei schmerzhafte Rückschläge hinnehmen - sowohl gegen die Chargers als auch am Samstag in Overtime gegen die Cincinnati Bengals. Das Ende des Spiels war so verrückt, dass es sich in wenigen Zeilen gar nicht wiedergeben lässt. Die Bengals hatten den Sieg in der Hand, als Chase Brown bei einem Lauf in Richtung End Zone kurz vor der Goal Line in den Slide ging, um für den Moment keinen Touchdown zu erzielen, sondern die Uhr weiterlaufen zu lassen.Das Problem: Brown verletzte sich dabei und die Bengals waren gezwungen eine Auszeit zu nehmen. Somit kamen die Denver Broncos nach dem Touchdown der Bengals nochmal an den Ball. Aus einer fast unmöglichen Situation heraus fand Bo Nix seinen Receiver Marvin Mims Jr.Die Broncos entschieden sich dafür, im Anschluss nur ein Field Goal zu kicken und in die Overtime zu gehen, anstatt eine Two-Point Conversion zu versuchen. Sie wollten unter allen Umständen eine Niederlage vermeiden, denn bei einem Remis wären sie sicher in den Playoffs gewesen. Doch in der Overtime unterliefen Denver Fehler im Zeitmanagement, wodurch die Bengals angeführt von Burrow und Tee Higgins hintenraus den entscheidenden Touchdown erzielen konnten.

Komplett verrückter Sieg gegen die Broncos

Dieser Sieg für die Bengals war gewiss bittersüß, denn mehrfach in dieser Spielzeit hatte das Team aus Cincy selbst auf dramatische Art und Weise verloren. Allein auf Pech ist die prekäre Lage der Bengals jedoch nicht zurückzuführen. Sie starteten wie auch in den Vorjahren unter Leitung von Head Coach Zac Taylor schlecht in die Saison – es gab drei Niederlagen gegen New England, Kansas City und Washington zu Beginn.Somit waren Taylor und seine Spieler direkt ab dem September unter enormem Druck, wobei die Defensive in diesem Jahr ein Stück weit schlechter performte als noch in den vorangegangenen Spielzeiten. Folglich schien auch der Stuhl von Defensive Coordinator Lou Anarumo zwischenzeitlich zu wackeln - und das erst recht, weil Head Coach Taylor aufgrund seiner Stellung in der Stadt Cincinnati wie auch seiner Beziehung zu Eigentümer Mike Brown weiter fest im Sattel sitzen sollte. Selbst wenn es nicht für die Playoffs reicht.

Bengals laufen seit schwachem Start hinterher

Was Verantwortliche und Fans zwischenzeitlich fast in den Wahnsinn treiben musste, war die Diskrepanz zwischen Offensive und Defensive. Denn bei eigenem Ballbesitz spielten Burrow und Wide Receiver Nummer eins Ja'Marr Chase ganz groß auf. Nach 17 Spielwochen hat Burrow im ligaweiten Vergleich die meisten Passing Touchdowns erzielt und die meisten Passing Yards produziert.Chase wiederum führt die Liga in Receiving Touchdowns und Receiving Yards an. Wären die Bengals etwas besser durch die Saison gekommen, wäre Burrow ein heißer Anwärter auf den MVP Award und Chase würde sich mit Saquon Barkley um die Auszeichnung "Offensive Player of the Year" duellieren. So aber sind beide nicht wirklich im Rennen.Viel wichtiger für Burrow ist ohnehin eine Rückkehr in die Playoffs. Nach der Niederlage im Super Bowl im Februar 2022 gegen die Los Angeles Rams sprach er einst darüber, dass das Fenster für einen Super-Bowl-Sieg der Bengals so lange offen wäre, bis er selbst seine Karriere beenden würde.Natürlich sprach aus dieser Aussage das Selbstbewusstsein des Top-Quarterbacks, der sich aufgrund seiner old-schooligen Mentalität - man darf sich nicht von den extravaganten Outfits blenden lassen - auch nicht davor scheut, Mitspieler zu kritisieren, wenn diese nicht die erwarteten Leistungen abliefern. Die Defensive der Bengals oder auch Kicker Evan McPherson haben das in dieser Saison bereits erlebt.

Unfassbare Diskrepanz zwischen Offense und Defense

Burrow weiß zugleich, dass sich die unmittelbare Zukunft der Bengals ein Stück weit schwierig gestalten könnte. Denn Tee Higgins, der zweite Wide Receiver hinter Chase, hat seinen Vertrag bislang nicht verlängert und wäre somit nach der Saison ein Free Agent. Eine zweite Franchise Tag wäre sehr kostspielig für die Bengals und könnte eventuell nur dazu dienen, einen lukrativen Trade zu forcieren. Wie wichtig Higgins für Cincy sein kann, zeigte das dramatische Spiel gegen die Broncos. Patrick Surtain II, der beste Cornerback der Liga, bewachte bei 43 von 56 gelaufenen Routen Chase. Die meisten seiner Receiving Yards verbuchte Chase, wenn Surtain gegenüber von ihm aufgestellt war. Die Bengals merkten, dass sie sich im Spielverlauf eine zweite Option erarbeiten musste.Zunächst ging Burrow häufig auf Out Routes, insgesamt 30,8 Prozent seiner Würfe konzentrierten sich darauf. Dadurch wurde die Outside Coverage der Broncos enorm getestet, während sich zunächst Würfe zu Tight Ends ergaben. Als die Broncos darauf reagierten, gab es nun Möglichkeiten, Higgins ins Spiel zu bringen. Der 25-Jährige mag nicht immer die größte Separation vom Gegenspieler, in dieser Partie meist Riley Moss, erzeugen, aber er hat mit die stärksten Hände in der NFL. Das heißt, bei 50:50-Bällen kann sich Higgins oftmals gegen den Verteidiger durchsetzen. <blockquote class="twitter-tweet">What a sight to see! <a href="https://twitter.com/JoeyB?ref_src=twsrc%5Etfw">@joeyb</a> ➡️ <a href="https://twitter.com/teehiggins5?ref_src=twsrc%5Etfw">@teehiggins5</a> AGAIN. 📺: NFL Network <a href="https://t.co/HFvS30w62P">pic.twitter.com/HFvS30w62P</a>— Cincinnati Bengals (@Bengals) <a href="https://twitter.com/Bengals/status/1873154156355023311?ref_src=twsrc%5Etfw">December 28, 2024</a></blockquote>
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Sollte er nach der Saison den Club verlassen, müssten die Bengals trotz eines prognostizierten Salary-Cap-Spielraums von rund 65 Millionen US-Dollar erst einmal adäquaten Ersatz finden. Das ist umso schwerer, weil Cincinnati mit einem vergleichbar kleineren Medienmarkt im Mittleren Westen kein allzu attraktiver Standort ist. Sicherlich kann es reizvoll sein, mit Burrow zusammenzuspielen. Aber ein Verpassen der Playoffs wiegt schwerer als dieser Anreiz. Insofern wäre es für die Bengals auch perspektivisch wichtig, in die Postseason zu gelangen.

Zukunft von "Eisenhand" Higgins ist offen

Nach zuletzt vier Siegen in Folge steht Cincinnati bei einer Bilanz von 8-8. Die Playoff-Wahrscheinlichkeit vor der Partie gegen Denver lag bei sieben Prozent, mittlerweile ist sie auf immerhin zehn Prozent angestiegen. Doch weiterhin braucht es ein kleines Wunder, denn die Chancen der Broncos liegen bei 65 Prozent, jene der Miami Dolphins bei 25. Nun kommen wir zum einzigen Szenario, in welchem die Bengals in die Playoffs gelangen: Sie müssen am Samstag auswärts bei den Pittsburgh Steelers gewinnen und zugleich müssen die Broncos zu Hause gegen die Kansas City Chiefs verlieren und die Miami Dolphins dürfen bei den New York Jets nicht über ein Remis hinauskommen. Das Problem ist: Die Chiefs haben den First Seed in der AFC bereits sicher und werden wohl viele Ersatzspieler einsetzen. Und die Jets befinden sich im kompletten Chaos. Aaron Rodgers spielte zuletzt teils grauenvoll – und ansonsten dreht sich ohnehin alles um die Trainersuche und eine mögliche Weiterbeschäftigung oder Entlassung von Rodgers. Sollten die Bengals ausscheiden, dann ist das Ganze nicht zuletzt auf den erneuten Stotterstart zurückzuführen. Gerade die Auftaktniederlage gegen die Patriots schmerzt nun umso mehr. Es könnte hochinteressant werden, wie vor allem Burrow auf ein Verpassen der Playoffs reagieren würde. Womöglich fordert er anschließend mehr Mitspracherecht für sich ein, denn er will gewiss nicht wie manch anderer Ausnahme-Quarterback jahrelang am Rande der Bedeutungslosigkeit spielen.

Cincys Chancen: Nur zehn Prozent bleiben

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