Rodriguez entreißt Bamberg den Sieg

Ole Frerks
30. Dezember 201522:39
Sergio Rodriguez zeigte gegen Bamberg in Halbzeit zwei all seine Klassegetty
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Am 1. Spieltag des Top 16 der Turkish Airlines Euroleague haben die Brose Baskets Bamberg bei Titelverteidiger Real Madrid die Auftaktsensation nur haarscharf verpasst. Beim 79:82 entscheiden am Ende nur Zentimeter - und Sergio Rodriguez.

Die Königlichen legten zunächst einen enorm lethargischen Start hin und wurden von energetischen Baskets fast schon überrannt - während der ersten Halbzeit führte Bamberg kurzzeitig mit 14 Punkten, zur Pause waren es immer noch 10. Bis dato hatten nur Jaycee Carroll (13 Punkte) und Felipe Reyes (11) bei Real überhaupt Gegenwehr geleistet, doch dieses Bild wandelte sich nach der Unterbrechung.

Sergio Rodriguez (22, dazu 8 Assists) machte allein im dritten Viertel 14 Punkte und zog sein Team, gemeinsam mit nun deutlich besserer Defense, wieder zurück in die Partie, bis Real nach wenigen Minuten im vierten Viertel endgültig die Führung übernahm. Bamberg glich zwar noch einige Male aus, konnte sich am Ende aber nicht für die tolle Arbeit in den ersten 30 Minuten belohnen.

Topscorer auf Baskets-Seite war Brad Wanamaker mit 17 Punkten, dazu punkteten Nikos Zisis, Janis Strelnieks (beide 13) und Leon Radosevic (12) zweistellig. Für den deutschen Meister geht es am 2. Spieltag (8. Januar) mit dem Heimspiel gegen Zalgiris Kaunas weiter, Madrid ist am 7. Januar bei ZSKA Moskau zu Gast.

Die Reaktionen:

Andrea Trinchieri (Coach Bamberg): "Wir haben durch einen Dreier verloren, bei dem Sergio von einem 2,10 m großen Gegenspieler verteidigt wurde. Da kann ich nur sagen: 'Bravo, Sergio.' Eine Niederlage ist immer eine Niederlage, aber mein Team hat mit dem richtigen Geist gespielt."

Nikos Zisis (Bamberg): "Wir haben eine tolle erste Halbzeit gespielt, aber wir wussten, dass sie zurückkommen würden. Sergio Rodriguez hat in der zweiten Halbzeit einfach überragend gespielt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Real muss sowohl auf Sergio Llull (Oberschenkel) als auch auf Rudy Fernandez (Rücken) verzichten, dafür sitzt Rivers erstmals auf der Bank. Es starten Rodriguez, Taylor, Maciulis, Thompkins und Ayon. Bei den Baskets müssen Lucca Staiger (Rippe) und Elias Harris (Bauchmuskel) passen, es beginnen Wanamaker, Zisis, Miller, Melli und Radosevic.

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3.: Radosevic pennt - das geht gegen Real natürlich gar nicht! Ayon läuft ihm im Rücken davon und stopft den traumhaften Lob von Rodriguez völlig unbedrängt rein. Dennoch 5:4 Bamberg.

7.: Tolle Aktion von Miller! Bamberg spielt die Uhr runter und gelingt langsam in Bedrängnis, da drängt sich der Swingman an Maciulis vorbei für den Layup. Maciulis verfehlt dann noch einen Dreier, Zisis geht durch zum Layup - 11:4 Bamberg, Auszeit Real!

10.: Carroll bringt den Königlichen nach minutenlanger Dürre endlich wieder 3 Punkte, dann darf Reyes vier Freiwürfe reindrücken. Dann duellieren sich Wanamaker (Dunk und Layup) und Reyes (Midrange-Jumper) kurz und schicken das Spiel mit 19:13 ins zweite Viertel.

15.: Wanamaker macht das bisher überragend. Der Point Guard zieht schon wieder schön durch und findet dann Heckmann in der Ecke - for three! Wenig später haut Heckmann im Fastbreak noch den Eurostep raus - läuft für die Baskets! 30:17!

20.: Melli ist ein Fuchs! Per Pump-Fake lässt er gleich zwei Königliche aussteigen und spaziert dann seelenruhig zum Jumper. Ayon antwortet mit Freiwürfen, dann verfehlt Heckmann beide. Dennoch geht es mit 40:30 in die Halbzeit!

23.: Rodriguez wacht jetzt langsam auf und legt zum Start des Viertels 5 schnelle Punkte auf, dann begeht Radosevic ein überflüssiges Offensiv-Foul und Rodriguez trifft gleich den nächsten Dreier. Radosevic verwirft, aber Zisis hat den Offensiv-Rebound - And-1! 47:38 für Bamberg.

26.: Real ist jetzt am Drücker, Rodriguez verkürzt von der Linie auf 5 Punkte Rückstand. Dann bietet Heckmann mit einem Corner-Three endlich wieder etwas Entlastung, Trinchieri will in der Auszeit seine Spieler beruhigen. 50:42.

30.: Es geht mittlerweile Schlag auf Schlag. Ayon holt sich den Offensiv-Rebound und legt ihn rein, Real ist auf 2 Zähler dran - dann trifft Wanamaker den Dreier. Rodriguez geht schon wieder an die Linie und findet danach Ayon für den nächsten Layup. Zum Ende des Viertels zeigt Miller nochmal einen Wahnsinns-Slam! 60:57 für Bamberg.

35.: Nocioni holt im Fastbreak die erste Führung überhaupt für Real, doch Zisis hat die Antwort. Nocioni zeigt dann mit Cut und Layup all seine Klasse und Abgezocktheit. Die Refs pfeifen ein kurioses Offensivfoul gegen Bamberg, dann punktet Maciulis und Carroll legt einen irren Floater nach. Wanamaker verfehlt einen völlig offenen Dreier - langsam wird es eng. 67:62 für Real.

40.: Maciulis und Nocioni bringen Real vom Charity Stripe und dann vom Perimeter mit 5 Zählern in Front, dann folgt folgende Sequenz: Strelnieks für 3, Steal Theis, Strelnieks für 2, Ausgleich! Rodriguez dribbelt an Theis vorbei für den nächsten Layup, Radosevic geht an die Linie und trifft beide! Doch dieser Rodriguez... Uhr runtergespielt, wilder Stepback-Dreier über Theis -das hatte was von Curry! Die darauffolgende Freiwurforgie ändert nichts mehr am Ergebnis.

Madrid vs. Bamberg: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Sergio Rodriguez. Über seine Leistung in der ersten Halbzeit breiten wir gerne den Mantel des Schweigens, aber in der zweiten Halbzeit übernahm "Chacho" dann komplett die Kontrolle. Zeigte bei Floatern, Dreiern, Cuts und natürlich Pässen all seine Spielintelligenz und lieferte ein Big Play nach dem anderen. Präsentierte sich in einer brenzligen Situation als Fels in der Brandung für sein Team. Sein Dreier über Theis am Ende entschied das Spiel.

Der Flop des Spiels: Nicolo Melli. Der Italiener wusste als Passer zwar zu gefallen (4 Assists), seine anderen Talente kamen diesmal aber nicht so zum Vorschein. Kein Faktor als Scorer (2) oder Rebounder (2), dazu noch mit 4 Ballverlusten. Schade, zumal viele seiner Nebenleute über sich hinauswuchsen.

Nicolo Melli im Porträt: Il tuttofare

Das fiel auf:

  • Die Bamberg begannen die Partie defensiv mit nahezu maximalem Fokus und entnervten die Königlichen sichtlich. Häufig wurde Zone gespielt, sodass Real kaum penetrieren konnte und auf den Longball angewiesen war - das aber ohne Erfolg (nur 1/15 3FG in Halbzeit eins!). Erst der bullige Reyes präsentierte nach seiner Einwechslung eine verlässliche Scoring-Option, im zweiten Viertel kam dann noch Carroll dazu.
  • Auch offensiv brachten sie diese Aggressivität gut aufs Parkett und lebten von den zahlreichen Cuts in die Zone. Dabei kam vor allem Wanamaker zunächst quasi nach Belieben durch, zumal mit Llull der beste "kleine" Verteidiger bei Real ausfiel. Madrid griff daher viel zu oft zur Notlösung und foulte, was den Baskets in zweierlei Hinsicht entgegenkam.
  • Denn zum einen zeigten sie selbst kaum Schwächen von der Freiwurflinie (17/19 FT), zum anderen ist Real ein Team, das hohen Wert auf Spielfluss legt. In dieser Partie war davon lange überhaupt nichts zu sehen, weil es auf beiden Seite Pfiffe gab. So konnte sich Bambergs Defense nahezu immer vernünftig formieren.
  • Radosevic entpuppt sich immer mehr als absoluter Gewinn für die Baskets. Der Ex-Berliner ist einfach eine viel verlässlichere Option auf der Fünf als "Vorgänger" Olaseni oder auch Idbihi. Defensiv stand er zumeist richtig, auch wenn ihm in der Anfangsphase mal ein dicker Fehler unterlief. Und auch offensiv war er gedanklich oft ein Stück schneller als Ayon oder Reyes.
  • Radosevic hilft auch dem Ball-Movement, seine Big-to-Big-Harmonie mit Melli ist phasenweise eine Augenweide. Überhaupt funktionierte die Ballbewegung der Bamberger in der ersten Halbzeit sehr gut, erst als Real eine Ganzfeldpresse mit einer Zonenverteidigung kombinierte, kam die Offense mehr und mehr ins Stocken. Die starke Arbeit beim Offensiv-Rebound, insbesondere durch Heckmann und Radosevic, wurde in dieser Phase mit jeder Sekunde wichtiger.
  • Laso war nach der ersten Halbzeit verständlicherweise mächtig wütend und hatte sich offensichtlich den ineffektiven Maciulis als "Schuldigen" ausgeguckt - zumindest ließ er nach der Pause den 16-Jährigen Doncic starten. Der fiel zwar statistisch kaum auf, half mit seiner Energie und seiner Intelligenz aber dabei, das Spiel wieder eng zu gestalten. Durchaus beeindruckend vom Youngster.