Die 16. Saison der Turkish Airlines Euroleague ist Geschichte und hat in ZSKA Moskau einen würdigen Champion gefunden. Damit endet auch eine Ära, denn ab Oktober wird alles anders. Zuvor blickt SPOX allerdings auf die besonderen Entwicklungen der abgelaufenen Spielzeit.
nbaTeodosic endlich am Ziel
Lange hat es gedauert, nun hat auch Milos Teodosic seinen ersehnten Meistertitel in der Tasche. Im Sommer 2007 wechselte der Serbe zu Top-Klub Olympiakos Piräus, doch erst nach seinem Abschied vier Jahre später gewannen die Griechen die Euroleague - zweimal in Folge.
Teodosic hatte da schon bei ZSKA Moskau unterschrieben und unternahm in den letzten fünf Jahren Anlauf um Anlauf, sich nach all seinen individuellen Auszeichnungen endlich zum Champion zu krönen.
In jedem Jahr mit Teodosic erreichte Moskau das Final Four, doch immer wieder versagten dem Team in den entscheidenden Momenten die Nerven. So auch dieses Mal, aber nachdem ZSKA eine 20-Punkte-Führung verspielt hatte, reichte es in der Verlängerung dank des überragenden Backcourts mit Teodosic und Nando de Colo doch noch zum Sieg.
Der Makel des fehlenden Titels ist beseitigt, der 29-Jährige hat nun direkt Blut geleckt: "Ich wusste gar nicht, dass es sich so großartig anfühlt, diese Trophäe zu gewinnen. Jetzt will ich einfach nur mehr."
Bamberg auf dem Weg nach oben
Schon vor der Saison setzten die Brose Baskets Bamberg das erste Signal. Mit Brad Wanamaker und Janis Strelnieks konnten zwei absolute Leistungsträger gehalten werden - das war im deutschen Basketball zuvor längst nicht immer der Fall.
Doch die Richtung war klar: Die Baskets wollte nach oben und hatten mit Andrea Trinchieri an der Seitenlinie eine klare Vision. Die Spieler waren vom Konzept überzeugt und je länger die Saison dauerte, desto konstanter zeigte Bamberg Basketball auf europäischem Elite-Niveau.
Das Team präsentierte sich besser als jede andere deutsche Mannschaft in der Euroleague vor ihr. Nur ein Sieg fehlte in einer unfassbaren Hammergruppe des Top 16 zum Einzug in die Playoffs. Es war ein weiterer Beleg für die steile Entwicklung des Klubs, denn zuvor hatte Bamberg im Top 16 noch keinen einzigen Erfolg einfahren können.
Beim Rückblick auf die Saison stechen einige Spiele besonders heraus, darunter die Siege gegen ZSKA Moskau, den FC Barcelona, Laboral Kutxa und Olympiakos - bald war es keine Überraschung mehr, dass die Baskets den Schwergewichten des europäischen Basketballs Paroli bieten konnten.
Aktuell kämpft Bamberg um den Meistertitel in der BBL, der auch im kommenden Jahr den Startplatz für die Euroleague garantieren würde. Davon hängt vermutlich auch der Verbleib von Liga-MVP Wanamaker ab.
Der Vertrag des 26-jährigen Point Guards läuft im Sommer aus, viele andere Klubs jagen ihn. Dennoch könnte die positive Entwicklung des Klubs Wanamaker von einem oder zwei weiteren Jahren in Freak City überzeugen.
Doch auch wenn der Star seine Koffer packen sollte: Die Zukunft in Bamberg sieht rosig aus. Coach Trinchieri ist noch bis zum Sommer 2017 gebunden und das Standing der Baskets in Europa ist nach der starken Saison noch einmal gestiegen.
In der Offseason sollten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Rolf Beyer und Sportdirektor Daniele Baiesi also gute Chancen haben, das Team weiter zu verstärken.
Real im Schlamassel
Es war nicht die Saison von Real Madrid. Seit dem ersten Spiel, das die Königlichen bei Khimki Moskau verloren, war der Wurm drin. Das Team von Coach Pablo Laso hatte defensiv viele Probleme und konnte trotz der auf dem Papier starken Mannschaft nicht um die europäische Krone mitspielen.
In den letzten drei Jahren stand Madrid im Finale des Final Four, diese Saison war nach einem 0-3 in den Playoffs gegen Fenerbahce Endstation. Die Saison hätte allerdings schon nach der Gruppenphase zu Ende sein können, denn lediglich ein Schlussspurt mit drei Siegen verhinderte das Ausscheiden des Titelverteidigers in der Vorrunde.
Es wirkte ein wenig so, als wären die Spieler nicht mehr so hungrig. Mit Felipe Reyes, Gustavo Ayon, Jaycee Carroll, Rudy Fernandez, Jonas Maciulis und Andres Nocioni sind viele Spieler jenseits der 30. Vielleicht ist es Zeit für eine Verjüngungskur.
Zirbes-Party in Belgrad
Welch eine Saison von Maik Zirbes! Der deutsche Center verpasste verletzungsbedingt die Europameisterschaft und legte anschließend für Roter Stern Belgrad richtig los. Nach seinem starken Einstand in Serbien in der Saison 2014/2015 stieg Zirbes dieses Jahr zum absoluten Leistungsträger des Teams auf.
In nur 25 Minuten gelangen dem 26-Jährigen durchschnittlich 12,4 Punkte und 6,1 Rebounds, im Dezember wurde er sogar einmal zum Spieltags-MVP ernannt.
Darüber hinaus hatte Zirbes großen Anteil am neuen Euroleague-Rekord, den Teamkollege Stefan Jovic beim Spiel gegen Bayern München im Audi Dome aufstellte. 19 Assists gelangen dem erfahrenen Aufbauspieler, viele seiner Pässe wurden von Zirbes in Körbe umgesetzt.
Eigentlich ist er vertraglich noch an Belgrad gebunden, doch im April kursierten Gerüchte über einen Abschied nach Isreal zu Maccabi Tel Aviv. Seine Verhandlungsposition hat Zirbes mit dieser beeindruckenden Saison definitiv verbessert.
De Colo ist angekommen
Es hat ein Jahr gedauert, doch nun ist Nando de Colo in der Beletage der Euroleague angekommen. Nach seinen Jahren in der NBA, die er bei den San Antonio Spurs und Toronto Raptors als Bankspieler verbrachte, bereut der Franzose den Wechsel zurück nach Europa sicher kein bisschen.
In seinem ersten Jahr bei ZSKA musste sich der Guard erst einmal ins System einfügen und spielte dennoch eine gute Saison. In dieser Spielzeit war er einfach nur überragend. De Colo startete jedes Spiel und zauberte in 28 Minuten 19,4 Punkten, 3,6 Rebounds und 5 Assists aufs Parkett. Dazu glänzte er mit Übersicht und behielt selbst in schwierigen Phasen immer einen kühlen Kopf und traf kluge Entscheidungen.
Am Ende der Saison steht nicht nur der Titel mit Moskau, sondern auch die Auszeichnung zum besten Scorer des Wettbewerbs, zum Most Valuable Player und zum Final-Four-MVP. Fortsetzung folgt - womöglich dann auch doch wieder in der NBA. Diversen Klubs wird Interesse am Franzosen nachgesagt.